37. Kapitel

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H O P E

Es war merkwürdig. Die ganze Zeit hatte ich darauf gewartet, dass Adam mir eine Antwort auf meine Frage geben würde, und als es endlich so weit war, ließ ich ihn überhaupt nicht zu Wort kommen. Wieso war ich in diesem Moment nur so gewesen? Wieso war ich so zickig? Ich hätte es gerne auf meine Tage geschoben, aber die bekam ich erst in zwei Wochen.

Die nächsten zwei Tage verbrachte ich deshalb damit, darüber nachzugrübeln, was er mir wohl sagen wollte. In meinem Kopf malte ich mir sämtliche Szenarien aus und dachte dann eine halbe Ewigkeit nach, wie ich darauf reagiert hätte. Was ich dabei empfunden hätte. Wie es dann mit Derek und mir weitergehen würde. Und das brachte mir eine Menge schlechtes Gewissen ein. Es war ihm gegenüber nicht fair, so viel Zeit damit zu verbringen, über jemand anderes und was verschiedene Worte seinerseits bei mir hätten auslösen können nachzudenken. Ich ging deshalb erst einmal auf Abstand. Derek merkte das natürlich sofort und sprach mich darauf an. Ich war jedoch nicht in sonderlich guter Stimmung wegen dem ganzen Chaos, das in meinem Kopf herrschte, weswegen ich eher zickig auf seine Frage reagierte. Damit entfachte langsam unser zweiter Streit.

»Ist es wegen deinem Ex?« fragte er und traf damit genau ins Schwarze. Es war wegen Adam, weswegen ich heute so abweisend zu ihm war und ständig seine Nähe mied. Es war vielleicht nicht richtig, aber in diesem Moment fühlte es sich einfach richtig an, erstmal auf Distanz zu gehen, bis ich mir genügend Gedanken über alles gemacht hatte und wieder wusste, was ich im Leben wollte.

»Nein, wie kommst du darauf?« log ich und das nicht einmal besonders gut. Meine Stimme war so zittrig, dass man mir sofort anmerkte, dass etwas nicht stimmte. So reagierte mein Körper immer, wenn mir etwas unangenehm wurde und ich nur mit einer Lüge aus dieser Sache herauskam. Dann fing meine Stimme an, zittrig zu klingen.

»Ach komm, ich hab euch beide in der Firma gesehen. Ich hab ihn gesehen. Ich bin nicht blöd. Ich weiß, dass er dich zurückwill« Jeder sagte mir in letzter Zeit, wie sehr sie es Adam ansahen, aber wieso sah ich es dann nicht? Ja, er suchte meine Nähe und sagte Worte oder tat Dinge, die man vielleicht als indirekte Liebeserklärung interpretieren könnte, aber da gab es auch solche Situationen, in denen er mir wieder die kalte Schulter gezeigt hatte. Ich war mir deshalb einfach nicht sicher, wie ernst er die Worte und Taten meinte.

»Die Frage ist nur, wie du das Ganze siehst. Ob du ihn auch zurückwillst« Ehrlich gesagt, ich wusste es nicht. In dieser Frage war ich wie in zwei Hälften gerissen. Die eine Hälfte von mir wollte sich den Gefühlen, die ich seit seinem Auftauchen wieder zu spüren schien, hingeben und sich auf alles einlassen, um herauszufinden, ob wir beide vielleicht doch noch eine gemeinsame Zukunft hatten, aber die andere Hälfte wollte Derek nicht verlieren und traute Adam nicht über den Weg, ob er es diesmal ernst meinen könnte und mich diesmal nicht wieder verletzen und fallen lassen würde, wenn ihm alles zu viel werden würde.

Ich sah Derek in die Augen und schluckte schwer. Neben all der Wut und Eifersucht sah ich immer noch diese Liebe, die er für mich spürte. Ich brachte es bei diesem Anblick nicht übers Herz, ihm genau das zu sagen, was ich soeben gedacht hatte.

»Derek, ich liebe dich« sagte ich, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte. Ich hasste es, nicht ehrlich zu sein, aber wie sollte ich auch mit der Wahrheit herausrücken, wenn ich sie selbst nicht einmal kannte. Ja, da war etwas zwischen Adam und mir, das an alte Gefühle erinnerte, aber war es denn wirklich wert, die Beziehung mit Derek aufzugeben, ohne zu wissen, ob ich bei der Sache mit Adam schon von Liebe reden konnte?

»Hope, antworte einfach auf die Frage« unterbrach er mich. Seine Stimme klang unglaublich ruhig, aber ich musste nur einen Blick auf seine Augen richten, um zu wissen, dass es in seinem Inneren alles andere als ruhig aussah. Das Grün seiner Augen verriet das Chaos, das in ihm herrschte. Auch er schien in diesem Moment nicht zu wissen, wie er fühlen oder denken sollte. Ich sah da diese Wut und Eifersucht sowie diese Liebe, aber auch Angst. Angst vor meiner Antwort. Ich schluckte schwer.

Adam & HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt