(Un)Royal

65-Evelyn

Schlimmer als eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt geht es nicht, das dachte ich bis heute. Jetzt sitze ich hier und warte auf meinen Therapeuten. Ich bin nervös, zucke die ganze Zeit mit dem Knie. 

Ich glaube nicht das es eine gute Idee ist, aber Abhauen ist schwer wenn Dexter auf der einen und Jordan auf der anderen Seite sitzt. Es ist nicht so das ich nicht wüsste was hier gespielt wird, aber es macht mich Nervös.

Als ein Mann mit weißem Hemd und schwarzer Hose in den Wartebereich kommt lächelt er. "Evelyn Johnson Bitte." Ich stehe auf und er gibt mir die Hand. Wir laufen in einen Raum, es ist ein schönes Zimmer. 

"Möchtest du etwas trinken?" Fragt er, "Tee." Er nickt und deutet auf einen Platz. Er stellt den Tee hin und mir eine Tasse und einen Löffel. "So, Evelyn. Ich habe deine Krankenakte gelesen, du warst bei meinem Kollegen zur Trauer Bewältigung, es hat wohl gut geklappt aber dann starb deine Oma und du bist nicht mehr gekommen.

Ich bin Max, damit du es weißt und ich bin dein neuer Therapeut. Du hast in den letzten Jahren viel erlebt, Tod der Eltern, der Großmutter, ein Umzug nach England, dann eine heftige Mobbing Attacke und mehrere Zwischenfälle mit deiner Cousine Sophia und ebenfalls mit deinen Cousinen Magdalena und Annabella."

Ich nicke und trinke ein Schluck vom Tee. "Gut, dann fangen wir von vorne an und sprechen über die Tage nach dem Tod deiner Großmutter. Deine Eltern sind verarbeitet, sie werden nicht zurückkommen und man kann nichts tun. 

Ich möchte da anfangen wo der andere Therapeut aufgehört hat, damit das ganze eine Linie wird und wir keine Lücken haben, die am Ende dich wieder aus der Fassung bringen." Ich nicke und trinke wieder ein Schluck. 

"Dann fange einfach an, an dem Tag wo du erfahren hast das es deiner Oma schlechter geht." Wieder nicke ich. Ich fange an zu erzählen und er hört zu, macht sich Notizen. "Was brachte dich dann dazu in die Staaten zu reisen in den Ferien, wolltest du sie einfach nochmal sehen oder auch schon alles fertig machen damit deine Tante nicht mehr viel rennen muss?" 

Ich sehe Max an. "Ich schätze beides. Ich kannte es, dass es ein echtes Stück Arbeit war alles zu klären bei meinen Eltern, da wollte ich es meiner Tante ersparen, falls der Notfall eintrifft das meine Oma stirbt und ich bin nicht so schnell da."

"Was ging in die vor, als du gesehen hast wie es deiner Großmutter geht, gab es etwas was dich total aus der Fassung brachte oder warst du erleichtert am Ende, als du gesehen hast das sie sich an dich erinnern kann und noch irgendwie da ist?"

Ich erinnere mich an den Tag. "Wir waren nach einem kurzen Besuch bei mir, direkt zum Pflegeheim und dort sah ich sie, sie konnte sich nicht mehr an viel erinnern aber sie sah glücklich aus. Es gab nichts was sie traurige machte an diesem Tag, aber es war auch so das sie ziemlich abbaute, es kam auf den Tag an. 

Aber im ersten Moment war ich froh das sie sich an mich erinnern konnte und daran wie es war mit mir Dinge zu erleben. Sie dachte immer ich seit viel Jünger wie ich eigentlich bin, sie erinnerte sich nur noch an bestimmte Tage und Momente und bis zu einem bestimmten Jahr, dann vergaß sie alles in Minuten wieder. 

Es war hart mit anzusehen. Die Dame brachte mir viel bei, sie half da wo sie konnte und sie ging immer vielen Tätigkeiten nach, ich durfte sie oft dabei begleiten. Es war hart sie so zusehen, so eingeschränkt und hilflos. 

Sie konnte sich erinnern wenn man ihr half, aber diese Momente waren fetzten. Es war ein hartes stück Arbeit das sie geleistet hatte im leben und so tat sie mir einfach nur leid. Sie war immer noch meine Oma, aber irgendwie war es auch eine Frau die andere Dinge sah. 

Sie erinnerte sich an ihren Sohn, an ihren Mann, auch an mich, aber nie an den Vater von Arthur oder an die Zeit, darüber sprach sie nie. Es war traurig so vieles in ihren Augen zu sehen aber sie konnte sich daran nicht erinnern, nicht daran festhalten. Es tat weh sie manchmal zu sehen, wenn sie nicht aus dem Bett kam.