Kapitel 1

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Haru erwachte am Morgen, weil sanfte Hände durch seine Haare fuhren und ihn verwöhnten.

Grummelnd brauchte er ein wenig Zeit, bis er realisierte, wer es tat. Anfangs hatte es sich wie ein Traum angefühlt, doch sobald seine Sinne wach waren, lächelte er, ohne die Augen zu öffnen.

„Guten morgen", flüsterte Sezuna zärtlich, als sie seinen veränderten Atem wahrnahm.

„Guten Morgen, Wildkatze. Wie spät ist es?", murmelte er verschlafen. Wenn sie ihn schon am Morgen so liebevoll streichelte, wollte er erst recht nicht aufstehen.

„Noch nicht so spät, aber die Sonne ist schon aufgegangen und Akira hat die Leute schon dazu gebracht mit den packen zu beginnen", erklärte sie und wirkte vertieft in ihre Tätigkeit.

„Wir müssen aufstehen!", meinte er erschrocken, aber zeitgleich rührte er sich nicht. Was allein auf Sezunas Berührungen zurückzuführen war. „Wie geht es dir heute?", fragte Haru sie und gähnte.

Sezuna lächelte kläglich. „Ehrlich gesagt schlechter als gestern, aber ich mache mir gleich einen Trank, dann geht es besser. Ich will nur noch nicht ins Kalte raus."

„Soll ich dir den Trank machen? Dann musst du nicht aufstehen", schlug er ihr vor. Langsam öffnete er seine Augen und sah lächelnd auf sie. „Mein kleines Mädchen ...", sagte er leise und fuhr mit seiner Hand sehr sanft über den Arm, der gerade durch seine Haare fuhr.

Sezuna lächelte leicht. „Das wäre lieb. Es ist die Nacht im Zimmer doch sehr kalt geworden", erklärte sie, schmiegte sich aber gleichzeitig an ihn, weil ihr kalt wurde.

Haru nickte und nahm ihre Hände von sich, auch wenn er es nicht wollte. Aber sie brauchte den Trank und sie wollten bald losgehen. „Sag mir nur, welche Kräuter du dafür benutzt. So einen Trank habe ich noch nie zubereitet", gestand er lächelnd und legte einen Zauber auf die Decke, die sie wärmer werden ließ und Sezuna wärmen sollte.

Zufrieden bemerkte sie den Wärmezauber, auch wenn sie nicht ganz so begeistert darüber war, dass Haru aufgestanden war. Trotzdem blieb sie brav liegen, auch weil sie wusste, dass es nicht so gut sein würde, wenn sie sich zu viel bewegte.

„Im Rucksack sind die Kräuter", erklärte sie und war dankbar, dass sie damals vorgesorgt hatte.

Haru kramte die Kräuter heraus, die sie brauchte und machte den Trank für sie, den er ihr schließlich ans Bett brachte. „Vorsicht, es ist noch heiss", warnte er sie, als er ihr die Tasse reichte.

„Danke", flüsterte sie dankend und setzte sich langsam auf, um die Tasse entgegen zu nehmen. Ihre Bewegungen waren dabei langsam und ein wenig stockend.

„Heißt das, dass ich dich wieder tragen darf?", fragte er sie neckend und begann, die Dinge aufzuräumen, die noch herumlagen, bevor er im Bad verschwand, um sich frisch zu machen.

„Muss nicht sein. Es wird mir gleich besser gehen. Hoffe ich", rief sie ihm nach und nahm einen Schluck.

„Ich habe kein Problem damit", beharrte er, als er wieder zurück kam. „Du weißt, dass ich dich überall hintragen würde."

Sie blickte ihn liebevoll an. „Ich weiß. Aber ich möchte trotzdem ein wenig laufen. Das wird mir gut tun. Ich komme darauf zurück, ja?"

Haru nickte und sah aus dem Fenster. „Sie kommen schon in Gruppen zusammen und warten auf uns", bemerkte er und gähnte. „Ich freue mich schon sehr darauf, endlich im Hafen anzukommen", gestand er ihr, als er sich zu ihr ans Bett setzte.

Sezuna nickte, war jedoch auf ihren Trank konzentriert. Sie betrachtete ihn nachdenklich und wirkte zufrieden, aber auch ein wenig abwesend.

„Stimmt was nicht mit dem Trank?", fragte er sie vorsichtig, als er das sah. Hatte er etwas falsches reingetan? Dabei hatte er sich doch genau an ihre Anweisungen gehalten.

Galdur - Kalnai (Band 4)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt