Kapitel 71

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„Hätte ich das gewusst ... wäre sie wohl noch am Leben ... ich wusste nichts von einer Regel ...", sagte Haru sehr leise. Er hätte sie beschützen können. Doch es war zu spät und Haru trauerte für einem Moment. Doch dann besann er sich darauf, dass Sezuna hier bei ihm war und er wollte sich auf sie konzentrieren. Sobald sie aus dem Gasthaus waren, konnten sie gutes Essen riechen. Haru leckte sich die Lippen bei dem Geruch.

Bei dieser Geste fiel Sezuna ein Stein vom Herzen und Tränen traten ihr in die Augen. Erst jetzt wurde ihr klar, wie viele Sorgen sie sich gemacht hatte. „Hast du hunger?", fragte sie und man hörte ihr die Tränen und Erleichterung ganz leicht an.

Wo noch gerade eben Trauer in seinen Augen zu sehen gewesen war, erschien nun der alte Glanz, wenn er nur an essen dachte. Heftig nickte er und zog sie an sich. „Nicht weinen. Das wird öfter vorkommen, wenn ich so gestresst bin", sagte er leise.

„Ich werde mir immer Sorgen machen", seufzte sie und zwang sich zu einem Lächeln. „Los essen wir."

Man konnte die Dorfbevölkerungen bereits feiern hören, denn es schien, dass auch die des neuen Dorfes daran teilnahmen. Es wurde Musik gespielt und drei Männer waren dabei, zwei Schweine auf dem offenen Feuer zu grillen. Als Akira, Marc und Eric die beiden kommen sahen, stand ihnen ein breites Grinsen im Gesicht. Haru runzelte die Stirn, denn es fühlte sich seltsam an, dass sie Sezuna geholfen hatten. Vor allem, weil sie sich denken konnten, was wohl geschehen war.

Sezuna streichelte seinen Rücken und hielt sich noch immer an seinem Arm fest. „Ich hab gesagt, dass ich dich magisch behandle", murmelte sie leise und erklärend. „Nur dass du nichts falsches sagst", fügte sie hinzu und kam nicht umhin zu grinsen.

„Als ob sie das glauben würden. Sie wissen, dass du nicht so viel Magie hast um das zu tun. Wenn du jetzt nicht aufhörst zu grinsen, präsentierst du es ihnen auf einen Silbertablett", erwiderte er leise. Dass die Männer schon was ahnten, konnte man an den Grinsen von ihnen sehen. Dieses verspielte Lächeln, welches durchaus sagen konnte, dass man Bescheid wusste. Immerhin hatten sie die beiden nun einige Tage beobachten können.

„Ich bin aber so glücklich", gestand sie und kam aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. Sie hatten die Wüste überlebt, die Dorfbewohner heil am anderen Ende angebracht und Haru ging es besser. Dazu kam, dass sie ihre Beziehung in eine neue Ebene gehoben hatten.

Doch Sezuna wusste, dass es noch nicht ganz vorbei war, daher zog sie Haru auch in die Richtung, in der es essen gab, damit er sich den Bauch vollschlagen konnte.

„Ich glaube, die drei wollen was von uns. Sie sind uns gefolgt", murmelte Haru, während er gerade zwei Teller mit Essen überhäufte.

Tatsächlich kamen der Prinz und die zwei Männer des Wüstendorfes auf sie zugeschlendert und fragten sie, ob sie sich ein wenig ausgeruht hatten. Akira legte Haru sogar eine Hand auf die Schulter und lächelte. „Endlich scheinst du wieder Hunger zu haben", sagte er erleichtert, denn er wusste, wie viel Haru essen konnte.

Sezuna grinste die beiden einfach nur an, denn sie war überglücklich, dass sich alles wieder normalisierte. Außerdem nahm sie sich auch ein wenig zu Essen. Jetzt, wo es ihr besser ging, hatte sie kaum noch Hunger.

Man sah den Menschen an, wie dankbar und glücklich sie darüber waren, hier endlich angekommen zu sein. „Hat es geklappt?", fragte Akira das Mädchen ganz leise, als er sich zu ihr beugte. Ihm war nicht entgangen, dass sie beide verändert hatten.

Sezuna grinste als Antwort und nickte leicht zufrieden mit sich. Sie ging jedoch nicht näher darauf ein. Auch, wenn sie nicht wollte, dass Haru sich irgendwie vorgeführt wirkte. Er sollte endlich zur Ruhe kommen und das Loch in seinem Bauch stopfen.

„Dann bin ich erleichtert. Ich dachte schon, du kriegst ihn gar nicht mehr aus dem Bett. Hat er überhaupt geschlafen? Er sieht sehr müde aus", stellte er fest. „Iss soviel du willst, Junge. Du und deine Freunde braucht das ganz dringen", sagte Eric väterlich. Einige Menschen tanzten bereits zur Musik, welche fröhlich klang und zum Tanzen einlud.

Sezuna bewegte sich bereits ein wenig im Takt der Musik und beobachtete Haru dabei, wie er sich die Teller volllud. Sie selbst war nicht sonderlich hungrig, jetzt wo ihre Magie wieder normal war. Auch wenn ihr Körper sich noch immer recht schwach anfühlte.

Sobald seine Teller voll waren, führten die drei Männer Sezuna und Haru zu einem der zahlreichen Tische, die aufgestellt worden waren. Sobald der blonde Magier saß, begann er zu essen und es schien, als wäre sein Magen ein Fass ohne Boden. Durchaus sah er, dass Sezuna sich zu der Musik bewegte und fragte sie, ob sie vielleicht mit Akira oder den anderen tanzen wollte.

Er wusste, dass sie Musik mochte und er wollte sie nicht dazu abhalten, zu tanzen.

„Ich tanze nur mit dir", lächelte sie und nahm sich eine Apfelscheibe von seinem Teller, bevor sie hinein biss. Ihren Blick hatte sie dabei neugierig auf ihn gerichtet und es wirkte fast so, als würde sie alles von ihn in sich aufnehmen.

Als er ihren Blick spürte, hielt er mit dem Essen inne. Er hatte total vergessen, dass so viele Leute um sie herum waren. Dennoch war es ihm in dem Moment egal, weil er wusste, dass er das Essen brauchte. „Gib mir meine Apfelscheibe zurück", forderte er sie auf, wobei er einen strengen und fast schon provozierenden Ton hatte. Es fühlte sich für ihn an, als ob sie das mit Absicht tun würde.

Sezuna hielt ihm den Apfel kommentarlos hin und lächelte leicht. Er war zu niedlich, wenn er sich mit ihr über das Essen stritt, aber heute wollte sie ihn nicht zu sehr ärgern, denn er brauchte es.

Haru holte sich gierig das Essen aus ihren Händen, wobei er aus Versehen ihre Finger leicht erwischte.

Sezuna gab einen überraschten Laut von sich, wirkte aber nicht, als hätte Haru ihr weh getan.

„Das geschieht dir recht, wenn du Essen von meinem Teller nimmst", grinste er leicht. Akira lachte los, als er die Szene beobachtet hatte. Er selbst langte ordentlich zu, musste aber eine Pause machen, weil er so lachte. „Ich glaube, wenn ich das bei meiner Frau machen würde, hätte ich zuerst ihre Hand im Gesicht, bevor das auf einen anderen Raum verlegt wird", flüsterte er den beiden zu und grinste breit. Man sah ihm an, dass er seine Frau vermisste und er freute sich wohl schon sehr darauf, sie wieder zu sehen.

Er hoffte, dass sein Vater nicht dachte, dass er tot wäre. Das wäre schrecklich, doch er hatte keine Möglichkeit ihn zu kontaktieren.

Sezuna lachte ebenfalls leise. „Bring mich nicht auf dumme Gedanken", flüsterte sie zurück und nahm Essen von ihrem Teller, um ihren Magen zumindest ein wenig zu füllen.

Sein Vater würde sowieso traurig und geschockt sein, wenn er ohne seine Männer nach Hause kommen würde. Noch immer hoffte Akira, dass Sezuna und Haru ihn begleiteten, denn er fühlte sich wirklich sicher mit ihnen.

„Akira, setzt ihr nicht so viele unanständige Dinge in den Kopf, sonst sperre ich sie in dein Zimmer ein", kommentierte Haru Sezunas Satz.

„Dann spielen wir Schach, das ist schon in Ordnung", meinte Sezuna grinsend, um ihn zu reizen. „Und vielleicht massiere ich Akira auch. Je nachdem, ob ich gute Laune habe", erzählte sie und knabberte an ihrem Stück Fleisch herum.

„Mach das, dann habe ich wenigstens meine Ruhe. Nimm aber deine Bürste des Teufels mit, nicht, dass die mich stört", gab Haru unbeeindruckt zurück. Selbst wenn sie es tun würde ... nun, nachdem er wusste, wo sie standen, sah er keinen Grund zur Eifersucht mehr. Sonst hätte Sezuna schon die ganze Zeit etwas mit dem Prinzen anfangen können.

Das überraschte die Blonde jedoch sehr und das Lächeln auf ihren Lippen wurde breiter. „Willst du denn keine Massage von mir haben?", fragte sie unschuldig, um ihn zu necken.

„Vielleicht ... wenn ich mich ausgeruht habe. Sonst tobe dich bei Akira aus, wenn du voller Tatendrang bist", entgegnete der blonde Magier trocken. Dabei wusste er nur zu genau, dass sie ihn mit allen Mitteln reizen wollte.

Erneut lachte Sezuna leise. „Ich denke, ich werde mich dann mit zu dir legen, ich bin noch immer fertig", gestand sie und nahm einen Schluck des Getränks, das ausgegeben wurde. Es war verdünnter Wein, doch er war sehr lecker.

Galdur - Arus (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt