"Ich fasse es nicht" sage ich zu mir selber. Dylan liegt auf meinem Bett und er ist tatsächlich eingeschlafen. Ich verpasse ihm einen Tritt ans Schienbein in der Hoffnung, dass er aufwacht. Nichts. Ich schaue auf mein Handy und stelle fest, dass es bereits 1 Uhr morgens ist. Er ist wohl nach seinem Auftritt direkt zu mir ins Hotel gefahren. Tortzdem war ich wütend, auf das war er heute Nachmittag dort abgezogen hat und dass er hier betrunken auftaucht mit einer... ja was? Er hat sich nicht entschuldigt stelle ich fest. Er wollte es mir nur erklären.
Wütend schnappe ich mir mein Handy und tippe ein Mail, danach packe ich meine Klamotten in den Koffer und schubse Dylan soweit an den Bettrand, dass ich bequem Platz habe. Mein Wecker ist auf 6 Uhr morgens gestellt und ich falle in einen unruhigen Schlaf.
Am nächsten morgen bitte ich die Dame am Empfang mir für 07:30 Uhr ein Taxi zu bestellen und teile ihr mit, dass ich auschecken werde. Ich springe unter die Dusche und packe die restlichen Klamotten zusammen. Dylan scheint es nicht weiter zu stören, denn er schläft seelenruhig weiter. Ein neuer Anflug von Zorn bereit sich in mir aus, doch ich schlucke ihn hinuter. Ich beobachte ihn noch für ein paar Sekunden. Was hätte aus uns werden können? Vermutlich nichts. Ein Flirt, ein paar Dates, ein paar Versprechen? Seufzend öffne ich die Tür, denn es hatte jemand geklopft und ich übergebe dem Pagen meine Koffer.
"Leb wohl Dylan" murmle ich und schließe die Tür meines Hotelzimmers. Der kleine Fleck meines Herzens, den Dylan zum strahlen gebracht hatte, versinkt in diesem Moment wieder in unsagbarer Dunkelheit.
Als der Papierkram an der Rezeption geklärt ist, steige ich in mein bestelltes Taxi und nenne dem Fahrer die Adresse, die wir nach einer 30 minütigen Fahrt erreichen. Es ist wieder mal ein heißer Tag und trotz Shorts und einem Top ist es mir immer noch viel zu warm. Ich bedanke mich beim Fahrer, nachdem er meine Koffer ausgeladen hat und überreiche ihm sein Trinkgeld.
Hier war ich also, früher als geplant. Mein Blick schweift über das Gelände und ich sehe unzähliche Wohnmobile. Welches davon ist wohl meins? Ich zucke mit den Schultern und beschließe ohne Umschweife und so schnell wie möglich von hier wegzukommen. Ich öffne die Tür, die mich ins Innere der Mietwagenfirma bringt und sehe eine ältere Dame hinter einer Theke sitzen. "Guten Morgen sind sie Miss Moore?" sagt diese gut gelaunt und ich stelle fest, dass ich so viel gute Laune morgens nicht ertragen kann. "Ja die bin ich" stelle ich mich bei ihr vor. Die Frau heißt Caroline und ich hatte ihr gestern Abend noch eine Mail geschrieben, ob ich meine Abreise vorverlegen könne. Zum Glück war es kein Problem, sonst würde ich heute morgen neben Dylan aufwachen und mir, wenn überhaupt, halblebige Entschuldigungen anhören dürfen. Eigentlich wollte ich erst in vier Tagen aufbrechen, doch die gegebenen Umstände ließen mich eben umdenken.
Caroline überreicht mir einen Stapel Papierkram, den sie schon vorbereitet hat und ich lese mir alles sorgfältig durch. Am Ende setze ich meiner Unterschrift darunter und sie überreicht mir die Schlüssel. "Soll ich ihnen noch kurz alles zeigen" wollte sie freundlich wissen und ich nicke. Mit meinen Koffern im Schlepptau folge ich ihr zu meinem Zuhause für die nächsten drei Wochen. Ich öffne es und überlasse ihr den Vortritt. "Hier drinnen finden sie die Küche und einen Esstisch" erkärt sie, als ich hinter ihr stehe. "Der Tisch lässt sich zu einem Bett umfunktionieren. Hier im Kühlschrank ist Platz für einige Lebensmittel und die Tür zur rechten führt in das Bad." rattert sie herunter und ich höre ihr nur mit halber Aufmerksamkeit zu, denn ich will nur so viele Kilometer zwischen mir und LA bringen. Oder eher zwischen mir und Dylan.
"Hier hinten ist das Schlafzimmer mit einem kleinen Kleiderschrank. Ihrem Wunsch entsprechend liegt auf jeder Seite ein großzügiges Fenster" erklärt sie. "Das ist perfekt Danke" antworte ich schließlich. "Die Daten zur Rückgabe haben sie in ihren Unterlagen, sollten sie verlängern wollen bitte einfach kurz anrufen, dann klären wir die Details" fügt sie ihrer kleinen Vorstellung noch hinzu. "Alles klar" entgegne ich knapp.
"Viel Spaß und gute Fahrt" ruft sie mir hinterher, als ich meine Koffer ins Wohnmobil schleppe. Es ist wirklich gemütlich und vor allem sauber hier drinnen. Nicht das neueste Modell oder die Luxusausführung aber für mich ganz annehmbar. Ich knalle die Tür der Fahrerseite zu und verschaffe mir einen kurzen Überblick, bevor ich das Ungetüm auf die Straßen von Los Angeles lenke.
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One second to change a life
RomanceElisabeth Moore ist 26 Jahre alt und beschließt nach dem Selbstmord ihres Vaters, dessen größten Wunsch zu erfüllen. Sie lässt alles stehen und liegen und reist quer durch die USA. In der Hoffnung sich selber wieder zu finden und Frieden zu schließe...