Kapitel 5

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Der Tag zieht sich bis unendliche und nach einer langweiligen Doppelstunde Mathe und einer weiteren Doppelstunde Englisch, die sich beide ziehen wie Kaugummi, habe ich noch Sport. Das ist nicht ganz so schlimm wie der Rest und lenkt ein bisschen vom schlimmen Schulalltag ab. Da das Wetter sehr gut ist, gehen wir raus und spielen Basketball. Der Himmel ist klar, die Sonne scheint und es ist angenehm warm, sodass meine schlechte Laune schnell verfliegt. Am Ende des Unterrichts werden Max und ich noch vom Sportlehrer angewiesen alle Bälle einzusammeln, die in der Ecke liegen, während die anderen schon in der Umkleidekabine verschwinden. Fertig vom Training schlendern zum anderen Ende des Platzes und sammeln wiederwillig alle Bälle ein. Währenddessen unterhalten wir uns über ein Computerspiel, das wir heute Nachmittag zusammen spielen wollen. Glücklich über die Tatsache gleich nach Hause zu können, werde ich plötzlich stutzig. Durch den Eingang zum Pausenhof, wo Nebendran auch der Sportplatz mit 2 Basketball- und einem Fußball/Handballplatz liegen, kommen zwei Personen, die mir sehr bekannt vorkommen. „Das kann nicht sein!", denke ich mir und drehe mich wieder zu Max, als ich plötzlich meinen Namen hören. Mein Herz schlägt höher und plötzlich bin ich richtig aufgeregt. „Marie?", frage ich mich verdutzt und mein Magen dreht sich fast um. Die beiden Personen sind zwei Mädchen, das kann ich trotz der starken Sonne, die in mein Gesicht scheint, erkennen. „Wieso ist die hier?",frage ich mich und meine Hände werden schwitzig. Wir hatten seit einer Woche keinen Kontakt mehr und jetzt taucht sie hier plötzlich persönlich auf. Extra aus der Stadt? Schnell gehe ich im Kopf durch, ob ich mich unserer Situation vielleicht auch falsch verhalten haben könnte. „Sicher will sie nur mit mir Schluss machen.", überlege ich und ein bisschen bedrückt es mich auch. „Wenigstens macht sie es persönlich...", schießt es mir noch durch den Kopf, dann steht sie schon vor mir. Ich atme noch einmal tief durch, dann bin ich bereit mich der peinlichen Situation zu stellen.
„Hi.", sagt sie und lächelt dabei sogar. Neben ihr steht ihre Zwillingsschwester Lisa, die mich und Max auch lächelnd begrüßt, der sich inzwischen verwundert zu den, ihm noch fremden Mädchen, umgedreht hat. Eigentlich sehen sich Lisa und Marie kaum ähnlich, mir fällt auf, dass sie das gleiche Lächeln haben. Ein süßes, offenes, strahlendes Lächeln, wobei ihre dunklen Augen funkeln wie Diamanten und mich jedesmal fast umhauen. So ist es auch jetzt und ich brauche ein paar Sekunden bis ich mich wieder gefangen habe. „Was... Was macht ihr denn hier?", stottere ich ein bisschen überwältigt von Maries Anwesenheit. Mir fällt sofort auf, wie hübsch sie ist und mir wird ganz flau im Magen, bei dem Gedanken, dass wir wahrscheinlich gleich Schluss machen werden. „Ähm Lisa?", errötet Marie und wendet sich zu ihrer Schwester, „wir brauchen kurz Zeit alleine. In der Zwischenzeit könnt ihr euch ja mal miteinander bekannt machen." Sie zeigt auf meinen Freund Max. Dann gehen wir beide eine Runde um das Schulgelände spazieren und Marie beginnt zögerlich: „Also ich hab mich nicht gemeldet, weil... Du hast mir geschrieben, ich soll mich nicht mehr bei dir melden!" „Was?", rufe ich entsetzt, „das stimmt nicht!" „Das weiß ich jetzt auch.", unterbricht mich Marie und hat einen bitteren Unterton. „Es war Paul!" „Wer ist Paul?" „Mein Ex Freund.", sagt sie und schaut bedrückt zu Boden. „Er geht jetzt auf eure Schule." Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Was hat ihr Ex Freund mit der Sache zu tun? Betrügt sie mich mit ihm oder was? „Ich kenne keinen Paul.", antworte ich ein bisschen trotzig. Wie will sie das jetzt auf ihn schieben. „Hier!", sagt Marie und hält mir ein Foto unter die Nase. Es ist mein Snap von heute morgen, den sie gescreenshotet hat. Sie zeigt auf eine Person, die etwas im Hintergrund steht. Es ist Paul, der neben mir in Religion sitzt. „Warte. Ihr wart mal zusammen?" „Ja, aber nur drei oder vier Wochen. Dann habe ich Schluss gemacht und zum Ende des Schuljahres ist er ,zum Glück, weggezogen. Und anscheinend hat er das geschrieben." Sie öffnet unseren Chat auf WhatsApp und dort habe ich geschrieben, dass ich nichts mehr von ihr hören will. Ich schlucke. Ziemlich hart, wenn ich das wirklich geschrieben hätte. „Sowas würde ich doch nie schreiben!", muntere ich Marie auf, die ein bisschen geknickt wirkt. „Ja, weiß ich auch. Ich hab mich aber irgendwie nicht getraut trotzdem zu schreiben." Sanft lege ich einen Arm um sie und wir spazieren weiter. Nebenbei öffne ich WhatsApp auf meinem Handy und tatsächlich. Meine Nachricht wurde auf meinem Handy gelöscht, sonst wäre mir das ja sicher aufgefallen. „Ich verstehe ja, dass Paul irgendwie wütend oder neidisch ist", unterbreche ich die Stille, „aber wieso hast du mich angelogen, als du gesagt hast, du gehst mit deiner Schwester Einkaufen? Ich hab angerufen und sie war zu Hause." „Nun ja ich...", stottert Marie und wird rot, „ich hab etwas gemacht, auf das ich nicht ganz stolz bin." „Bist du Fremdgegangen.",sage ich tonlos und meine Miene verfinstert sich. „Nein nein, so etwas würde ich nie machen!", beteuert sie, „Ich... ich habe mich mit Paul getroffen." „Was!", entfährt es mir entsetzt, „Wieso? Wie konntest du nur? Und dann lügst du deswegen auch noch!", rufe ich wütend. „Es ist nicht so wie du denkst.", versucht Marie mich zu besänftigen, „Ich hab dir doch erzählt, dass er mir viele Freundschaften zerstört hat. Und als er mir angeboten hat, dass er alles wiedergut macht, wenn ich mich mit ihm treffe, habe ich nach langem Überlegen zugesagt." Marie schaut beschämt zu Boden und ich weiß nicht was ich sagen soll. Sie sieht es süß aus, wenn sie traurig ist und ich will sie unbedingt trösten, aber andererseits geht das, was sie getan hat, gar nicht. Nicht nur, dass sie sich mit ihrem Ex getroffen hat, Marie hat es auch noch verschwiegen und mich angelogen. Wie soll ich ihr denn je wieder vertrauen können? „Warum hast du das denn nicht einfach gesagt?", frage ich ein bisschen zu eingeschnappt. „Aber du hättest mich doch nie gehen lassen. Wie hast du es überhaupt erfahren?" „So einer hat mich auf Instagram angeschrieben und gesagt, dass er gerade bei dir ist. Ich sollte dich in Ruhe lassen, weil du nur ihn liebst. Dann hat er noch zwei Bilder geschickt. Eins, wo du neben ihm saßt und eins, wo ihr euch geküsst habt.", ich werde immer leiser und bin wirklich enttäuscht von meiner Freundin. „Aber so war das gar nicht!", protestiert sie, „wir haben uns zwar getroffen, aber nie geküsst. Das schwöre ich."  „Woher kommt das Bild dann?", blaffe ich sie an. Ein bisschen zu harsch, wie ich finde aber irgendwie habe ich mich gerade gar nicht unter Kontrolle. „Das muss ein Bild sein, als wir noch zusammen waren." Schnell kramt sie ihr Handy heraus und zeigt mir Bilder auf denen die beiden sich küssen. Zwar ist das Bild, dass ich bekomme habe dabei, jedoch muntert es mich nicht gerade auf, zu sehen, wie viele Kussbilder sie zusammen gemacht haben. „Ja ist gut.", sage ich entnervt und schiebe ihr Handy mit den ganzen Bildern weg. Wieso hat sie die überhaupt noch? „Und was ist dann passiert?", frage ich und sie fährt mit ihrer Geschichte fort: „Also wir haben uns dann getroffen und es wurde schnell klar, dass er mit mir wieder zusammen sein wollte. Ich hab gesagt, dass ich einen Freund habe und nie wieder mit ihm zusammen sein werde. Leider habe ich deinen Namen genannt und irgendwie hat er dann anscheinend dein Profil gefunden. Irgendwann war klar, dass er die Sache nie wiedergutmachen wird, wenn ich nicht mit ihm zusammenkomme. Nachdem er dann versucht hat, mich zu küssen, bin ich dann abgehauen. Er hat zwar gedroht, sich nie bei meinen alten Freunden zu entschuldigen, aber das war mir dann egal. Ich hab ja dich.", fügt sie noch mit einem Zwinkern hinzu. „Ok, ok, ich gebe dir noch eine Chance", beginne ich, „aber dann musst du mir zwei Dinge versprechen." Gespannt schaut sie mich an. „Erstens: Lüg mich nie wieder wegen sowas an. Du darfst dich gerne mit anderen Jungs treffen, solange du nicht fremdgehst. Aber sag es mir vorher, sonst kann ich dir nicht mehr vertrauen." Marie nickt: „Versprochen! Ich hab auch eingesehen, dass es ein Fehler war. Das nächste mal sage ich es dir. Da kannst du dich drauf verlassen.", lacht sie und auch ich bin wieder etwas fröhlicher. „Und Zweitens: Lösch diese Knutschbilder mit deinem Ex! Das ist ja krank.", grinse ich und auch sie stimmt mir zu. „Das wollte ich sowieso schon lange tun." Vor meinen Augen löscht sie das Material und ich drücke sie wieder fest an mich. Das habe ich so vermisst. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösen wir uns wieder von einander. „Und was sagst du? Gehen wir zurück zu den anderen?" „Ja, gute Idee. Wir wollen die beiden ja nicht so lange allein lassen." Das wäre echt eine Zumutung, denke ich grinsend. Ich musst in den Sommerferien eine ganze Zugfahrt mit Maries Schwester verbringen und sie kann einen mit Worten echt erdrücken. Doch als wir zurück kommen, bekommen wir ein ganz anderes Bild geboten, als erwartet. Anstatt, dass sie schüchtern miteinander umgehen, scheinen sie sich ganz gut zu verstehen. Sie haben sich auf den Boden nebeneinander gesetzt und Lisa lehnt sich an Max Schultern an. Dazu haben sie einen Heiden Spaß. Sie lachen, schauen sich dabei tief in die Augen und gestikulieren wild mit den Armen. „Läuft da was zwischen denen.", grinse ich und auch Marie lächelt: „Scheint so." ist ihre Antwort. Wir können die beiden nur schwer voneinander lösen, doch als die beiden sich dann endlich verabschieden, natürlich nicht ohne vorher Nummern auszutauschen, gehen wir endlich nach Hause. Das der Tag noch so eine gute Wendung genommen hat, hätte ich vorher nicht gedacht.
2 Wochen sind vergangen und alles ist wieder beim alten. Marie und ich verstehen uns blendend. Den Fehler, uns anzulügen, machen wir sicher nicht nochmal. Das hätte uns fast die Beziehung gekostet, auch wenn wir uns dann beide etwas kindisch benommen haben. Paul haben wir beide auch noch zur Rede gestellt und er hat sofort alles zugegeben. Plötzlich war er ziemlich kleinlaut und hat hoch und heilig versprochen sich rauszuhalten. Angeblich hat er jetzt sowieso eine andere im Auge und ich glaube ich weiß wen er meint. In Religion hat er Franzi, meine Sitznachbarin und gute Freundin, echt oft angestarrt und ist voll rot geworden, als sie in einer Gruppenarbeit mit ihm reden musste. Das ist jetzt nicht optimal, aber hoffentlich lässt er dann mich und Marie in Ruhe. „Kommst du jetzt, Max?", frage ich schon etwas genervt. „Gleich.", kommt es aus dem Bad. Genervt schaue ich auf die Uhr. Wir sind zu einem Doppeldate verabredet und haben uns noch bei mir aufgestylt. Max ist besonders aufgeregt, weil es sein erstes Date ist. „Wir müssen los!", rufe ich und ziehe mir schon mal meine Jacke und Schuhe an. „Wir müssen noch in die Innenstadt fahren, dass schaffen wir nie!", denke ich und setze mich auf einen Stuhl. Endlich kommt er dann aus dem Bad mit Haaren voller Haargel und einem Hemd. „So schick hab ich mich bei meinem ersten Date nicht gemacht. Scheint ihm ja wirklich ernst zu sein.", denke ich mir und kann ein grinsen nicht verbergen. „Was grinst du so dämlich?", kommt gleich ein Kommentar von Max. „Ach nichts. Siehst toll aus, die Bahn haben wir aber verpasst." Gemeinsam laufen wir zur Bahn und Max erzählt mir nochmal haarklein, was bis jetzt mit und Lisa gelaufen ist. „Also Marie ist schon hübsch, aber Lisa ist noch ein bisschen heißer." „Naaaa!", lache ich, „das sagst du nur, weil du jetzt mit ihr zusammen bist." „Nö, meine ist wirklich besser.", lacht er, „und sie hat größere Brüste." „Nieee! Die sind mindestens gleich groß!" „Wir können die beiden ja heute fragen." Wir beide lachen und steigen in die Bahn ein. Dass die beiden mal zusammenkommen hätte ich auch nie gedacht. Doch bei einem bin ich mir sicher: Das heute wird sicher ein lustiger Abend mit meinem besten Freund, meiner Freundin...und Lisa...
ENDE
Es ist offiziell: Es wird einen dritten Teil geben!

Traumfrau oder was? - Sex mit dem Ex? (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt