Wenn mich mein Gehirn fickt!

Zu viel sonne!

27.2.2020

"ehm.. Verzeihung Magnus, das ich das letzte Mal nicht da war. Ich wollte ja her kommen. Ich hab mich sehr gefreut , da ich dich wirklich gut leiden kann. Aber da kam Dr. Lightwood und meinte, dass ich noch andere Bereiche kennen lernen sollte und mich weiter bilde müsse. Ich konnte ihm ja schlecht wiedersprechen."

Clairy sitzt seufzend an meinem Bett und übernimmt heute die Massage. Sie ist bei weitem nicht so gut wie ER, aber das ist nicht schlimm. Immerhin kenne ich jetzt den Namen von Dr. Wunderschön. Lightwood..das klingt doch wie Musik in meinen Ohren. Wie kann man nur so einen schönen Namen haben? Aber ehrlich, er passt sehr gut zu ihm. Ich nicke immer Mal wieder dem Gespräch zu und versuche mir vorzustellen wie wohl sein Charakter so ist. Wenn es nach seinem Äußerem geht, ist er sicher der einfühlsamste und liebevollste Mensch der Welt. Seine Frau kann sich glücklich schätzen. ..oder...mh..hat er vielleicht keine? Einen Ring habe ich nämlich noch nicht bemerkt. Nur dieses süßen kleinen silbernen Stecker an seinem linken Ohr. Mh..daran würde ich gerne mal Knabbern. Aber bekanntlich haben es solch hübsche Männer ja faustdick hinter den Ohren. Grrr....   Wenn ich mir bloß vorstelle, wie er in Badehose am Strand liegt, mit seiner silbernen Kette in den Hals, so herrlich kühl auf seiner heißen, nackten Haut, dann wird mir schon ganz anders. Ich staune immer wieder wie schnell mein Neokortex in seiner Schublade verschwindet. Aber bei dem Mann ist das echt kein Wunder. Was mich jedoch mehr verwundert, ist die Tatsache, das Clairy mir heute einen Eyeliner und Nagellack gebracht hat. Beides steht auf der kleinen Ablage neben meinem Bett und sieht mich skeptisch von der Seite an. Ich kann mich kaum erinnern daß ich das brauche. Aber Mrs.Fairchild meinte das sie mir das bringen sollte, weil Dr.Lightwood ihr das aufgetragen hatte, nach dem ich ihn anbrüllte. Herrje...das woltle ich doch alles nicht. Im Nachhinein tut es mir verdammt leid und ich denke ich sollte mich echt entschuldigen, wenn ich ihn wieder sehe.  "Ehm...ist er denn aktuell im Hause?", Frage ich ruhig und bekomme ein Nicken. "Ja doch, denn ich habe ihn vorhin mit der jungen Dame gesehen, mit der er sich angeregt unterhalten hat. Sie war verdammt schön. Lange schwarze Haare, volle rote Kusslippen und so viel Holz vor der Hütte, mit der kannste sicher sie nächsten Jahre gut den Kamin schüren!", erklärt mir Clairy überschwenglich und legt mein Bein wieder aufs Bett. Dann widmet sie sich dem anderen. Mh...eine Begleitung? Dann ist er scheinbar doch vergeben. Schade. Er hatte echt gut an meine Seite gepasst. Ein Arzt und ein Invalide. Welch klischeehaftes paar. Irgendwie tut es mir doch ein wenig weg, das ich nun um diese Information reicher bin. Entschuldigen sollte ich mich trotzdem.

Nachdem Clairy fertig ist, bitte ich sie mir einen kleinen Spiegel zu besorgen. Ich weiß nicht wieso, aber dieser schwarze Eyliner lacht mich schon die ganze Zeit an, sodass ich die Rothaarige bitte ihn mir aufzutragen. Dann werden sogar noch die Nägel lackiert und ich muss gestehen, es sieht echt verdammt gut aus. Die Farbe passt herrlich zu meinem Karamell Teint und den fast schon goldenen Augen. Als wir fertig sind, quietsch Clairy vor Entzückung auf. Sie ist nahezu "geflashed" von mir und sagt das ich das doch jetzt immer machen soll. Vielleicht bekomme ich ja so bald endlich einen Freund. ...Moment Mal...einen Freund? Was macht die so sicher das ich auf Männer stehe? Außerdem könnte ich ja schon längst jemanden haben und es muss ja nicht Mal ein Mann sein. Wer sagt ihr, dass ich nicht mit einer Frau zusammen bin? Neugierig frage ich sie sogar danach und bin verblüfft, als sie mir gleich kichernd antwortet. "Naja...du bist schon ne ganze Weile hier. Hast scheinbar weder Bekannte noch Verwandte. Hättest du Freunde, währen sie sicher schon Mal hier gewesen. Blumen oder Präsente schickt dir auch niemand. Du bist die ganze Zeit über hier alleine und bläst Trübsal."

Ich mache, bitteschön, was? Trübsal blasen? Ne ne..das lasse ich nur sicher nicht sagen....oder vielleicht doch? Hat Clairy vielleicht Recht? Viel mache ich ja wirklich nicht. Ich esse hier, schlafe viel. Den Fernseher mag ich nicht. Der nervt eh nur. Alles was sie über mein privates Leben sagt, scheint zu stimmen. Denn ich finde nichts in meinem verschwommenen Gehirn, was auf eine Familie oder Freunde hinweisen könnte. Bis auf...naja..wieder diese schemenhafte Gestalt, die mir einfach nicht aus dem Kopf gehen mag. Ab und zu drängt sich da noch eine zweite Gestalt dazu. Aber ich stempel es immer als Tagtraum ab und vergesse es wieder schnell. Wen ich aber nicht mehr vergessen kann, ist mein Dr. Right. Mh. Wie viele Namen ich ihm wohl noch geben werde? Aber vielleicht hat er ja schon längst andere von seiner Freundin? Welche das wohl sind? Bärchen...passt nicht wirklich zu ihm. Schatzi wäre echt klischeehaft. Vielleicht nennt sie ihn ja...mh....geiler Hengst oder Engel mit den Saphiraugen . Mhhh. Ja so würde ich ihn sicher nennen. Wenn er denn Mein Freund wäre. Mann...wieso muss alles nur so ätzend sein. Wieso muss mein. Leben mich nur so ficken? Clairy muss wohl bemerkt haben, dass ich in Gedanken versunken bin, denn sie legt mein Bein wieder unter die Decke und trägt die Massageeinheit auf die Liste an meinem Bett ein. "Wie wäre es, wenn wir heute Mal in den Park gehen? Es ist richtig schönes Wetter. Vielleicht siehst du ja den ein oder anderen hübschen Patienten. Außerdem würde das Wetter dir sehr gut tun. Du gehst ja hier noch ein"

Auf einmal ist sie total überschwenglich und will mich allen Ernstes hier raus holen. Aber ich habe irgendwie keine Lust. Ich mag nicht raus. Eigentlich mag ich keine anderen Menschen. Sie sind doof. Ich mochte sie noch nie wirklich. Sonst hätte ich sicher schon früher danach gefragt. Clairy ist jedoch leider so penetrant, dass ich bald Zusage und sie eilig aus dem Zimmer rennt. "Ich habe gleich eh Feierabend. Lass mich schnell einen Rollstuhl holen und dann geht's los. Also, lauf nicht weg!"

Ehm..Lauf nicht weg? Allen Ernstes? Ohne scheiß jetzt? Wie soll ich das denn machen? Gott, manchmal ist sie echt so naiv, das tut bei. Hinhören ja schon weh. Aber ich füge mich meinem Schicksal und warte sitzend in meinem Gefängnis bis endlich jemand mit einem Rollstuhl kommt. stylisch ist er ja nicht gerade. Aber ist ja hier auch kein Funpark. Ich seufze leise und bitte herein, nach dem es geklopft hat, aber Clairy ist es nicht. Stattdessen lächelt mich ein Paar wunderschöner tiefblauer Saphire an. Sie kommen auf mich zu und parken mein Taxi neben mein Bett. Auch das noch. Warum ausgerechnet er. Warum ausgerechnet jetzt? Wie sehe ich denn bitteschön aus? Ein Mann mit Eyeliner und Nagellack. Irgendwie wirke ich noch schwuler als vorher. Aber..naja..bin ich das denn nicht? Okay...ich stehe auf beide Geschlechter und ich glaube, tief in mir gibt es Bilder von Sex mit Frauen...und Männern. Immerhin bin ich um die 30. Da muss ich keine Jungfrau mehr sein. Da darf man doch schon erfahren sein? Oder etwa nicht? Es ist ja nicht so, dass ich seit ich 16 bin, nur am rumhuren war. Ne ne... aber ich kann mich allmählich erinnern, dass ich nicht gerade wenig Partys geflashed habe. Nur mit wem? Ich kann ja schlecht immer alleine da rumgehangen haben? fuck....mein Gehirn..ich spüre das mein Kopf wieder brennt und ich aufhören muss nachzudenken.

"Magnus? Magnus verstehen Sie mich? Ich werde Sie jetzt in den Rollstuhl heben und ich hatte Ihnen bereits gesagt, dass zu viel denken in Ihrer Situation nicht von Vorteil ist." sagt er mir dann und scheint beunruhigt. "Es ist ja gut, dass Sie versuchen sich zu erinnern, aber nur noch zu grübeln ist nicht gut. Es zieht einen nur runter. Außerdem...steht es Ihnen nicht. Ich sehe Sie lieber lächeln." .....Waaaaarteeee....was? Was hat er da gerade gesagt? Der Anfang war ja belanglos, aber ehm... er sieht mich lieber lächeln? Echt jetzt ? ...Mein Herz macht doch tatsächlich einen etwas größeren Satz und ich muss aufpassen, dass ich es auffange, bevor es über die Rippen aus meinem Körper stolpert. Gott,...er ist süß! Aber...halt...nein... da ist ja noch seine Frau...Freundin oder so. Das sagt er sicher nur um mich aufzumuntern. Okay dann lasse ich mich halt in diesen dämlichen Stuhl setzen. Dabei kann ich einen kleinen Blick auf seine Oberarme erhaschen. Sie wirken fest und am liebsten würde ich sie gerne anfassen. Ob es ihm auffallen würde. Ich könnte ja so tun... als ob...naja...boah..das wäre fieß....aber...uuuups....schon liegen meine Finger doch tatsächlich an seinen Oberarmen, weil mir doch von dieser Anstrengung "schwindelig" geworden ist. hahahah, Magnus du Schlitzohr. Mh...endlich kann ich sie fühlen. Sie sind echt hart. Warm und fühlen sich verdammt gut unter meinen Fingern an. Sicher fühlt sich der Rest von ihm auch so toll an. In meinen Gedanken abdriftend merke ich nicht, dass ich schon längst im Rollstuhl sitze und wir auf dem Weg hinaus sind. Erst als die, viel zu grelle Sonne mein Gesicht berührt zucke ich zusammen. Scheiße, war die schon immer so hell? Unweigerlich kneife ich meine Augen zu und seufze. Ich habe sie echt schon lange nicht mehr gesehen. Fällt ihm scheinbar auch auf. Dr. Wunderschön fährt mich ein Stück durch den kleinen Park, der direkt an das Hospital grenzt und vor einer Bank, an einem kleinen See, etwas abgelegen von dem Gebäude, bleiben wir stehen. Ich mag mich gerne dort drauf setzen, also hebt er mich aus dem Rolli und setzt mich auf der Bank ab. Viel zu kurz sind unsere Berührungen. Oder eher meine. Aber ich muss zugeben, die frische und warme Luft tut mir echt gut. Da hatte Clairy wohl recht und der Nagellack funkelt leicht in der sonne. Mh... echt schön. Alleine für diesen Anblick könnte ich ihn echt öfter tragen. So in Gedanken versunke, die Wärme genießend und alles um mich herum vergessend, lehne ich meinen Rücken nach hinten an der Lehne ab und merke erst nicht das ER wieder spricht. In den letzten Tagen bin ich sehr oft verträumt oder nachdenklich. War ich schon immer so? Ich weiß es nicht. Aber irgendwie will ich anders sein. Anders als was? als wer? als früher? Wie war ich denn bevor ich hier her kam? Wer war ich? Fragen über Fragen die mich wieder ermüden lassen. Es muss doch etwas geben, an das ich mich erinnern kann.