Williamshaven. Die Stadt, in der Träume wahr werden sollten. Naja, nicht wirklich. Diese Stadt war nur ein Mittel zum Zweck. Eine Stadt zum studieren. Nicht mehr und nicht weniger. Ein Wohnsitz auf Zeit. Daher macht es auch nichts, das Williamshaven zu den am wenigsten ansprechenden Städten Deutschlands gehört. In Williamshaven wohnen nur die, die entweder bei der Marine arbeiten, studieren oder schlicht und ergreifend sozial schwach sind. Der bröckelnde Putz an den grauen Häusern ist auch nur einer der Gründe, warum Taika sich die Miete für ihre kleine 75 qm² Wohnung leisten konnte. Als Studentin hat man nicht viel Geld zur Verfügung. Erst Recht nicht, wenn die eigenen Eltern es nicht für wichtig genug erachteten, die eigene Tochter finanziell zu unterstützen. Aber wundern tat es sie nicht sonderlich. Unterstützung hat Taika nie von ihren Eltern erhalten. Weder bei ihrem Umzug, dem ganzen Papierkramm oder sonst irgendetwas was ihr Leben betreffen würde. Dank der geringen Miete, ihrer Mitbewohnerin und dem Berufsausbildungsförderungsprogramm konnte sie sich jedoch ein kleines bisschen Leben gönnen. Und dieses Leben fand gerade statt. In einer Cocktail Bar mit eben dieser Mitbewohnerin. Es gab nichts schöneres als Freitag Nachts an einem Sex on the Beach zu schlürfen und einfach an nichts denken zu müssen. Außer vielleicht an die bevorstehenden Klausuren. Oder dem wöchentlichen Putzdienst in der WG. Oder an die riesigen Hände – nein, Pranken - vom Nebentisch. So große Hände hatte Taika noch nie gesehen. Und der dazugehörige Unterarm – wow. Wunderschön träfe es nicht annähernd. Nein. Dieser Unterarm war so heiß, dass sich ihre Mitte heftig zusammen zog. Nicht das sie eine Unterarm-Fetischistin wäre, aber dieser Arm hier haute sie um.
„Taika? Bist du noch da? Hörst du mich?" näselte Alina durch ihren Strohhalm. „Ich finde, wir sollten weiter ziehen. Irgendwie ist hier kaum noch was los und ich möchte tanzen!" „Echt jetzt?" Taika verdrehte die Augen. Tanzen? Bloß nicht. Sie war ungefähr so gut im Tanzen wie ein Wackeldackel. Und selbst der hat mehr Spaß daran als sie. „Lass uns noch bleiben. Ich habe nicht wirklich viel Lust darauf, jetzt noch ins FUN zu gehen. Es ist fast Zwei." Taika spielte an ihren dunkelblonden Haaren herum und versuchte für ihre beste Freundin und liebste Mitbewohnerin den süßesten Blick aufzusetzen, den sie bieten konnte. Eigentlich war ihr die Uhrzeit egal. Samstags schläft sie sowieso immer aus und könnte daher sicherlich noch bis zum Morgengrauen „Feiern gehen". So nannte man es in dieser trostlosen Stadt wenn man Spaß haben wollte. Aber nicht ins FUN. Die FUN ist der richtige Ort, wenn man nach Sex und Drogen sucht. Gepaart mit einer Menge lauter Musik und heftigen Bässen zog sie aber auch normale feierwütige Gäste an. Für zwei Mädels aber so oder so nicht ganz ungefährlich. Und Taika glaubte, dass gerade das der Grund ist, warum so viele Frauen ihre Nächte im FUN verbrachten. Gefahr hat einen ganz merkwürdige Reiz.
Außerdem wollte sie auch nicht weg von diesem unglaublichen Unterarm. Immerhin passierte es nicht oft, dass sich ihre Weiblichkeit meldete. Oder ihr Begehren. Oder dass sie so feucht in ihrer Mitte wurde, dass sie fürchten musste, von ihrem Stuhl zu rutschen.
Aber Alina war das ziemlich egal. „Och Mensch, du bist so eine Spaßbremse. In zwei Wochen gehen die Klausuren los und ich möchte ehrlich gesagt noch ein bisschen feiern bis ich mich voll und ganz meinen Hausarbeiten widmen muss." Taika stöhnte auf. Alina schien nicht zu bemerken, was gerade in ihr vor ging. War auch besser so. Theatralisch wie sie ist, stand Alina auf und wackelte über den knarzenden Dielenboden zur Damentoilette. Ja, sie sollte wohl besser nicht mehr viel trinken. Diese Cocktails hatten es in sich.
Taika versuchte ihren Blick nach Links zu richten um etwas mehr von „ihrem" Unterarm zu sehen. Vielleicht ein Gesicht oder ein Oberkörper? Ganz egal was, es würde ihr mindestens genauso viele Emotionen beim betrachten bescheren wie dieser Arm. Da war sie sich sicher. Dieser Mann passte überhaupt nicht ins Klientel des HaVanna. Hier verkehrten in der Regel nur Studenten und Hipster. Und er war definitiv weder das eine noch das andere. Groß und breit. Und mit Muskeln bepackt starrte er in sein Glas. Seine kinnlangen strähnigen Haare fielen ihm locker ins Gesicht. Dieser Mann war wirklich schön. Seine honigblonden Haare umrahmten sein kantiges Gesicht perfekt. Und der drei Tage Bart rundete alles ab. Wie sexy so ein Bart in der richtigen Länge im richtigen Gesicht doch wirken kann. Dieser Mann ist wahrlich schön. Aber irgendetwas an ihm versprühte eine merkwürdige Aura. Etwas, wo ihr Instinkt riet, auf Abstand zu bleiben. Und das lag definitiv nicht an seinen Lederklamotten.
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afterlife
Vampire***Achtung: explizite Darstellung sexueller und gewalttätiger Szenen*** Taika Roth ist eine junge Studentin mit einem normalen ruhigen Leben in der Kleinstadt Williamshaven. Sie liebt Ordnung, gutes Essen und ist für jegliche Art von Abenteuer zu ha...