the first
➳ day 1; the 17th
L O U I S
Niemand würde von Louis erwarten, dass er ein Tagebuch führte. Der Gedanke war absurd, dass Louis Tomlinson, Starfußballer und Mädchenschwarm doch tatsächlich still und heimlich seine Gedanken in einem Taschenbuch festhielt, dass definitiv nicht für Jungs gemacht war.
Doch es war da, ganz vorne, in dem kleinsten Fach seines Schulrucksacks. Es war schön, so schön wie ein normales Tagebuch eben aussah. Es hatte einen golden Einband, darauf einen kleinen Aufkleber, auf dem fein säuberlich sein Name geschrieben war.
Nicht, damit jeder sofort wusste, dass es ihm gehörte, sondern, damit er selbst wusste, dass es zu ihm gehörte. Er brauchte diese Bestätigung, sie war wichtig. Für ihn.
Er klappte das Buch gerne auf. Nicht um etwas hineinzuschreiben, er hatte nur selten den Stift in seiner linken Hand, bereit etwas hineinzukritzeln, um die Miene dann doch nie auf dem Papier abzusetzen.
Nein, Louis Tomlinson blätterte zu Seite achtunddreißig, die einzige Seite, die mit Tinte beschrieben wurde. Ein Word, ein Datum. Mehr war in dem gesamten Taschenbuch nicht zu finden, doch es beruhigte Louis, diese Buchstaben und Zahlen beruhigten ihn. Als er die alten, leicht gelblichen Seiten umblätterte, war es fast so, als würde er gerade eine weitere Seite in seinem Leben umblättern.
Leer und blank.
Bis er die kleine achtunddreißig auf der Seite sah; die er suchte, und sich sein Herzschlag beruhigte, der in den letzten Sekunden so laut wie ein Presslufthammer durch seine Ohren gehallt war.
Deadline: 24.12.2020.
Noch acht Tage. Hundertzweiundneunzig Stunden, elftausendfünfhundertundzwanzig Minuten und sechshunderteinundneunzigtausendzweihundert Sekunden.
"Hey Tommo!"
Er erschrak sich schon lange nicht mehr, wenn Zayn Malik nach ihm rief. Es war schon fast zur Gewohnheit geworden, seine Stimme an den Unmöglichsten Orten zu hören, beim Frauenarzt, als er seine Mutter hingebracht hatte, weil sie wegen ihres verstauchten Knöchels schlecht Autofahren konnte, bei dem Restaurant ganz in der Nähe, dass nur Fleisch servierte, obwohl Zayn Vegetarier war, oder eben hier, in der Jungs Toilette. Was dann wahrscheinlich doch nicht so absurd war.
"Hey, Z." Louis steckte das Buch wieder in seinen Rucksack, die vorderste Tasche, und sah erst auf, als er den Reißverschluss fest zugezogen hatte. Zayn hatte das goldene Taschenbuch schon oft genug gesehen, es interessierte ihn nicht. Das war, warum ihre Freundschaft zu reibungslos funktionierte.
Zayn stellte keine Fragen und Louis stellte keine Fragen. Kam Zayn an einem Montagmorgen mit einem Veilchen auf dem rechten Auge in die Schule, so reichte Louis ihm lediglich eine seiner Schmerztabletten, die er zur Not immer dabei hatte, und wenn Louis immer mal wieder schwänzte, und nie auf seinem Handy erreichbar war, so brachte Zayn ihm lediglich seine Notizen vorbei. Es war perfekt.
Louis Augen glitten über die schwarzen Haare, die Zayn gerade mit hochgezogenen Augenbrauen im Spiegel musterte, der gegenüber der Toilettenkabinen angebracht war.
Zayn hatte viele Tattoos. Zu viele. Die Mädchen standen trotzdem darauf.
"Was machst du hier?", fragte Louis und hievte sich endlich aus seiner ursprünglichen Position auf dem Boden unter den Waschbecken hoch.
"Ich hab dich gesucht.", nuschelte Zayn und wenn Louis es nicht besser wüsste, würde er sagen, Zayn wäre es peinlich. Doch der Schwarzhaarige redete meistens so leise, es war nichts neues.
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Paper Crown Kings ➳ l.s. ✓
Historia CortaDie, in der Louis nicht mehr leben will, und Harry versucht zu überleben. ➳ [shortstory] ➳ 2020 © MsSchokomuffin