the third

210 20 13
                                    

the third

➳ day 2; the 18th

L O U I S

Die Cafeteria des Krankenhauses war schöner als die in seiner Schule. Es war ruhiger, und der Wintergarten ließ den Blick auf die schneeweiße Landschaft zu, die sich ihm offenbarte. Das einzige was er hörte, war das Gemurmel älterer Menschen, die sich während des Mittagessens unterhielten, und das Zwitschern der Vögel, die trotz der Kälte außerhalb des durchsichtigen Glases ihre Runden zogen.

Louis warf einen Blick auf seinen halb gegessenen Muffin, den er sich als sein Mittagessen bestellt hatte, und runzelte die Stirn. Eigentlich hatte er Hunger. Aber das Geld in seiner Hosentasche reichte nicht für eines der Essen, die das Krankenhaus anbot. Dass er seinen Geldbeutel zuhause vergaß, konnte wirklich nur ihm passieren.

"Ich wusste, dass du nicht deinen Großvater besuchst."

Louis zuckte nicht zusammen, als Harry direkt vor seinen Augen auftauchte. Nein, aber er starrte den Lockenkopf an, als wäre er ein Grauwal in der Wüste. Er wusste nicht was schlimmer wäre. Der Wal, oder Harry.

"Das gibts doch nicht.", murmelte Louis, während sich Harry mit einem Lächeln auf dem Platz ihm gegenüber fallen ließ. "Sag mal, verfolgst du mich? So langsam ist das echt nicht mehr lustig, man."

Harry grinste nur. "Ich verfolge nicht, ich beobachte. Und Rosalie ist gerade beschäftigt, also hab ich mich zu dir gesetzt." Louis rollte die Augen und rollte die Ärmel seines Sweatshirts nach oben. "Wer ist Rosalie? und außerdem könnte dieser Platz besetzt sein."

"Rosalie sitzt dort." Harry zeigte auf eine ältere Dame, die mit Sicherheit schon ihre 70er erreicht hatte, die am anderen Ende des Raumes saß, zusammen mit einem Mann im selben Alter. Warum nur überraschte es Louis nicht, dass Harry mit einer Oma befreundet war? Wahrscheinlich spielten sie auch noch Bingo zusammen.

"Und der Sitz ist nicht besetzt.", meinte Harry und sah auf jemanden hinter ihn.

"Natürlich ist er besetzt."

"Von deinem Großvater, oder was?"

Louis verengte seine Augen. "Also jetzt hör aber mal...-"

"Hi Jess!" Unterbrach Harry ihn, und winkte einer blonden Kellnerin zu, die sofort zu strahlen schien, sobald sie die Stimme des Lockenkopfes hörte. "Harry! Wie schön, dass du vorbeischaust. Solltest du nicht eigentlich oben sein? Dr Benett hat gesagt...-"

"Freut mich auch dich zu sehen, Jess. Ich hätte gerne zwei Mal Menü sechs, danke, du bist ein Schatz." Für einen Moment sah Louis in Harrys' Augen Unsicherheit aufblitzen, doch sie war so schnell wieder verschwunden, dass sich Louis für einen Moment nicht mehr sicher war, ob er es sich nur eingebildet hatte.

Jess warf Harry ein trauriges Lächeln zu. "Klar, Harry."

Als sie verschwunden war, lehnte sich der Lockenkopf mit verschränkten Armen in dem Stuhl zurück, während er Louis wieder dieses Lächeln schenkte. "Du bist gestern in Zimmer 21 B verschwunden. Heute schon wieder. Darin liegen keine Patienten, Louis."

Louis fröstelte, als Harry seinen Namen aussprach.

"Gut, okay. Dann weißt du eben, dass ich zu einem Psychologen gehe, und?"

Seine Knöchel traten weiß hervor, als die Worte seinen Mund verließen. Er hatte es noch nie laut ausgesprochen. Nicht, als er das erste Mal hinging, nicht, als er zwei Monate hinging und auch nicht, als er ein Jahr hinging. Nicht einmal seine Mum sprach es aus.

"Nichts. Therapie ist etwas völlig Normales. Und Doktor Andrews ist wirklich gut."

"Bringt mir wenig, wenn es nichts hilft.", murmelte Louis leise, und zog die Augenbrauen zusammen.

Paper Crown Kings ➳ l.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt