the seventh
➳ day 6; the 22th
L O U I S
Louis verbrachte seinen gesamten Montagabend damit, in Google nach dem Begriff 'Lungenkrebs' zu suchen. Danach nach 'Lungenkrebs Heilungschancen' und schließendlich nach 'Lungenkrebs Lebenserwartungen', bis die Sonne durch seine Zimmer schien und den Himmel in ein rotes Wunder zauberte, während sie den Schnee in seinem Vorgarten verräterisch glitzern ließ.
Louis hatte nicht geschlafen. Keine einzige Sekunde. Und als er in den Spiegel starrte, sich seinem eigenen Ebenbild gegenüberstand, sah er, wie sehr ihm der wenige Schlaf zugesetzt hatte. Augenringe, die nicht zu übersehen waren. Seine Wangen wirkten eingefallen, seine Wangenknochen traten viel prominenter hervor als vorher.
Er bewegte sich wie auf Autopilot. Louis wusste nicht was er tun sollte, wie er sich verhalten sollte, seine Erinnerungen schrien nach Harry, dem Jungen, der sich Louis offenbart hatte, der ihm Dinge erzählt hatte, mit denen Louis nicht umgehen konnte.
Es sollte ihm keine Angst machen, das Wissen, was mit Harry nicht stimmte. Denn so sehr er sich auch versuchte es einzureden, Harry würde bald nicht mehr hier sein. genauso wenig wie Louis.
Also warum kümmerte es ihn? Warum machte es Louis so viel aus, während er doch selbst in einigen Tagen seine letzten Stunden hier leben würde? Es machte keinen Sinn und vielleicht sollte es auch keinen Sinn machen, aber Louis brauchte die Logik in seinem Leben. Er handelte nicht aus Emotionen heraus, da er nicht einmal wusste, was Emotionen waren.
Manche Menschen verlernen zu gehen, nach einem schlimmen Unfall. Manche Menschen verlernen zu atmen, manche Menschen verlernen Fahrrad zu fahren. Louis hatte verlernt, zu fühlen.
Aber vielleicht konnte er den Gedanken auch nicht ertragen, dass Harry sterben würde, viel zu früh, weil der Tod ihn nicht verdiente. Der Tod war grausam und er holte sich alles was er kriegen konnte, doch nicht Harry. Harry war Lachen und Sonnenschein und warme Schokolade an einem kalten Wintermorgen, Harry war nichts, was ihn eins mit dem Tod werden ließ.
Louis war anders. Louis war ein schrecklicher Mensch, der sich nicht mit denen auseinandersetzte, die ihn wirklich brauchten. Der seiner Mutter nicht den Respekt zeigte, den er für sie empfinden sollte, der sich von jeden einzelnen abschottete, der sich um ihn gesorgt hatte. Aber das taten sie nicht mehr. Nicht, seitdem Louis so problematisch geworden war.
Er klatschte sich das Wasser ins Gesicht, dass aus dem Wasserhahn in einem gleichmäßigem tempo lief, und verließ das Badezimmer.
Vielleicht sollte er nicht so viel denken, aber das war einfacher als getan. Seine narzisstischen Gedanken riefen ihm zu, dass er sich nur um sich selbst sorgen musste, dass er daran denken musste, wie es in zwei Tagen versuchen würde, woher er die Schlaftabletten herbekommen sollte. Aber er schaltete sie ab, als er die Küche betrat.
Johannah stand vor dem Herd, und machte Pancakes. Sie hatte schon seit Ewigkeiten keine Pancakes mehr gemacht.
"Louis!", rief sie auf als sie ihren Sohn entdeckte und warf ihm ein strahlendes Lächeln zu, als er sich langsam auf den Stuhl vor dem Esstisch sinken ließ. "Solltest du nicht in der Schule sein?"
"Die erste Stunde fällt aus.", antwortete Louis schon fast automatisch und es überraschte ihn für einen Moment, wie leicht er wieder in sein altes Schema fallen konnte, sobald Harry nicht mehr neben ihm war, sobald er nicht mehr diesen Drang verspürte, die Wahrheit zu sagen.
"Schön, dass du nicht sofort wieder verschwindest.", sagte Johannah während sie sich zwei Teller aus dem obersten Schrank holte. Und es schwang keine versteckte Beleidigung mit. "Es war ziemlich Schade, dass du Samstag nicht da warst. Die Mädchen haben dich vermisst."
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Paper Crown Kings ➳ l.s. ✓
Cerita PendekDie, in der Louis nicht mehr leben will, und Harry versucht zu überleben. ➳ [shortstory] ➳ 2020 © MsSchokomuffin