Kapitel 7

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- am nächsten Morgen -

Chris POV

Die ganze Nacht lag ich wach und überlegte, ob ich dieses Risiko eingehen sollte, oder ob ich doch noch die drei Tage bis zur Gala abwarten sollte. Adrian hätte mir sicher dazu geraten. Wie jeden Morgen stand ich vor meiner Stieffamilie auf, machte für alle Frühstück und versuchte meine Hausaufgaben noch irgendwie auf ein Stück Papier niederzukritzeln.

Meine beiden Stiefbrüder kamen zusammen mit meinem Stiefvater die Treppe hinunter. "Ich hab eine sehr gute Nachricht für euch Jungs. Wir sind am Samstag Abend auf die Gala eingeladen.", sagte er mehr zu meinen Brüdern als zu mir. 

Nein.. meint er etwa DIE Gala? Bitte nicht, aber wie wahrscheinlich ist es, dass zwei Galas zur exakt selben Zeit in unserer Stadt stattfinden? Die liegt praktisch bei 0 Prozent. Ich musste mich schon um einen Anzug kümmern, aber das hatte mir gerade noch gefehlt, dass die auch mit dabei sind.

"Und.. und was ist mit mir?", fragte ich vorsichtig und bereute im selben Moment meine Frage. "Du.", hob er den Finger, "Hm... ich glaube, der Dachboden müsste mal wieder aufgeräumt werden. Oder, was meint ihr Jungs?" "Mein Zimmer müsste auch mal wieder sauber gemacht werden", sagte der Eine. "Oh ja, meins auch", lachte der Andere.

Na toll, hätte ich bloß mal meinen Mund gehalten.

- später in der Schule -

Chris POV

Ich erzählte Adrian die ganze Geschichte und so langsam gewann er das Vertrauen an der ganzen Situation mit Lynsi. "Das Ding ist... ich habe zwar einen Anzug, aber der ist wirklich richtig richtig alt. Ich hatte ihn damals auf der Hochzeit von meiner Mutter und meinem Stiefvater an.", hoffte ich, dass Adrian versteht, was ich damit sagen wollte. "Wie lang arbeitest du heute?", fragte er. "Bis 19 Uhr so ungefähr.", antwortete ich wahrscheinlich etwas verwirrt. "Komm danach zu mir. Meine Mutter bekommt das schon irgendwie hin.", bat er mir an, "Achja und bring das alte Ding mal mit."

Klasse. Ich bin wirklich sehr froh, dass ich ihn habe. Aber wie ich das mit dem Aufräumen hinbekommen soll. Das mit dem Anzug wäre geklärt, eine Maske hatte ich noch von meinem richtigen Vater. Meine Mutter und mein leiblicher Vater waren, als sie jung waren, mal auf einen Maskenball und als meine jetzige Familie die ganzen Sachen ausrangierte, behielt ich diese. An sich war sie nichts besonders. Schwarz, relativ schlicht und einfach gehalten, aber mit ein paar weiß-silbrigen Verzierungen an den Seiten. Ich kenne zwar nur Bilder der beiden, aber sie sahen darauf immer so glücklich aus. Eins dieser Bilder ziert meinen Nachttisch.

Als ich nach der Mittagspause wieder in die Klasse gehen wollte, öffnete ich wieder den Chat mit Lynsi. Ich hoffte, dass mir im Laufe des Tages noch etwas sinnvolles einfallen würde, was ich ihr antworten könnte, stattdessen würgte ich mehr  oder weniger das Gespräch ab:

Wieso willst du den wissen?

Den Rest vom Tag nach der Schule war im Café, in welchem ich Kaffee serviere, so viel los, dass ich gar nicht dazu kam auf mein Handy zu achten. Wir hatten dafür hier sogar eine strikte Regel, seitdem wir einen neuen Chef hatten.

- später bei Adrian zu Besuch -

"Ja, das bekommen wir schon hin. Bis wann brauchst du ihn denn?", fragte die Mutter von Adrian mich höflich, nachdem sie Maß genommen hatte. "Die Gala ist am Samstag Abend.", antwortete ich. "Okay, ich geb ihn Adrian am Freitag mit in die Schule.", verschwand sie mit dem Anzug in der Hand in ihr Studio.

"Adrian, da wäre noch etwas..", erzählte ich, "Mein Vater will, dass ich den Dachboden aufräume." "DEN Dachboden?!", fing er an, "Alter, da oben spukt es, sag ich dir." Er reagierte über. Manchmal war er schon eine kleine Drama-Queen, aber genau deswegen waren wir unter anderem so dicke Freunde. "Wie soll ich das fertig bekommen?", hörte ich mich sicherlich verzweifelt an. "Pass auf, ich helf dir! Zusammen schaffen wir das.", sprach er mir Mut zu.

Laura POV

Auch den ganzen Morgen starrte ich bereits auf mein Handy. Vielleicht hatte er auch geschrieben, aber nicht abgeschickt. Mir passiert das leider ziemlich oft, aber genau bei so einer Frage nicht zu antworten. Ich glaube, dass er nicht wusste, was er schreiben sollte. Irgendwie hatte ich so ein bisschen das Gefühl, dass, wenn ich einen Schritt nach vorn mach, er dafür einen zurück macht. Ich muss langsam lernen mich etwas zu bremsen. 

Diese direkte Art habe ich von meiner Mutter bekommen. Trotzdem hat Choco einiges durch gemacht und ist vielleicht ein bisschen verletzlich. Vielleicht zeigt er das auch einfach nicht so nach außen hin. Ist ja im Prinzip dasselbe, was ich auch tue.

Endlich kam am späten Abend eine Antwort. Erstmal wusste ich auch nicht, was ich schreiben sollte, aber ich musste es vorsichtig machen. Die letzten Male hab ich ihn wahrscheinlich viel zu sehr überrumpelt, also schrieb ich:

Entschuldige bitte, falls ich dich überrumpelt hab.

Ist schon okay. Du wirst es auf der Gala erfahren.

Okay drei Tage.. fast nur noch zwei. Die kann ich noch warten, obwohl Geduld nicht wirklich zu meinen Stärken gehörte.

Another Cinderella Story - Male VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt