Winterwald

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Anm des Autors: Ich habe Löschi umbenannt, der Name war mMn einfach zu dämlich. Er heißt jetzt, einfach weil es am passendsten war, fast so wie sein originales Vorbild. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass er ein eigenständiger Charakter von mir ist und nicht viel mit seinem Vorbild zu tun hat.

Außerdem hier die Quellenangaben der Worte, die ebenfalls nicht von mir sind: Das erste Zitat, welches Fred zu Nik sagt (das malende Schauen innerer Bilder) stammt von einem Physiker, nämlich Wolfgang Pauli, der diese Zeile in einen Brief an den Physiker Markus Fierz im Jahre 1948 verfasst hat.
Die Zeilen, die Nik an Nornea verfasst, stammen von seinem Vorbild höchstselbst und ist von dessen Instagramaccount (@n.agalstra). Ich habe jetzt nicht gefragt, weil ich nicht schon wieder mit einer FF nerven wollte, sag einfach Bescheid, wenn du das hier nicht lesen willst.
Die Zeilen in Altnordisch sind von den beiden Heilung Songs "Elddansurin" und "Norupo".

Inspiriert wurde dieser Oneshot von einer gesunden Mischung The Witcher sowie diversen Songs von Heilung und Dzivia.

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Nik saß gedankenverloren am Fenster. Dicke Schneeflocken tanzten vor dem Glas auf und ab, im Hintergrund knisterte das Kaminfeuer und möglicherweise wäre das alles sehr gemütlich gewesen, aber er war einsam. Er hatte längst jegliches Zeitgefühl verloren, hatte am Anfang noch die Tage gezählt, doch inzwischen aufgegeben. Er war hier abseits der Zivilisation und das hatte auch seine schönen Seiten, aber er vermisste seine Freunde und Familie.

Sein Meister, Fred, hatte mal etwas davon gemeint, dass es keine Zufälle gab in der Natur, sondern alles einem Muster folgte und seitdem versuchte er dieses Chaos zu begreifen. Aber die Schneeflocken waren so viele, so dicht, dass er das Gefühl hatte mit seinem Verstand zu langsam zu sein.

Nach einiger Zeit stand er schließlich auf, zog sich die Kapuze seiner schwarzen Weste tiefer ins Gesicht und trottete zum Kamin, um die Flammen mit einem weiteren Holzscheit zu füttern. Die Funken stoben auf als er es hineinschmiss, doch beruhigten sich bald wieder. Gleichmäßig flackerten sie nach oben, abhängig von der Luftzirkulation und der Beschaffenheit des Brennmaterials. Nik hatte das Gefühl, dieses Chaos fast entschlüsselt zu haben, doch es schien, als fehlte ihm ein entscheidender Gedanke. Er festigte seinen Blick und beobachtete genau den Rhythmus des Flackerns. Ob es eine Melodie war?

Nachdenklich fokusierte er sich auf eine Ecke des Feuers und trommelte mit den Fingern auf seinem Oberschenkel den Rhythmus. Als ob das Element vor ihm im Kamin ein Lied schreib. Er ließ sich im Schneidersitz auf den Holzboden sinken, klopfte weiterhin die abstrakte Melodie mit den Fingern.

„Aldrnari", murmelte er schließlich leise. Fred war momentan dabei ihm Altnordisch beizubringen und eigentlich sollte er heute auch weiter ein paar Sprüche aus dem alten Buch auf dem Tisch lernen, aber er hatte noch keine einzige Seite seit dem Morgen umgeblättert. Er war gedanklich abgedriftet und saß jetzt wieder an seiner Lieblingsübung der letzten paar Tage. Dem Begreifen des Chaos.

„Aldrnari, eldr, bal, bruni, hyr, hiti, logi, seyðir", zählte er alle Vokabeln auf, die ihm zu den Flammen einfielen und tatsächlich schien er damit die Energie der Flammen greifen zu können. Altnordisch zu lernen war kein reiner Zeitvertreib, laut Fred war das die Sprache der alten Druiden gewesen und er hatte Recht damit behalten, dass man mit dieser Sprache die Natur viel besser greifen konnte als mit modernen Lauten. Vielleicht lag es an den vielen kehligen Lauten oder Sprachmelodien, aber mit altgriechisch sollte es wohl auch funktionieren. Und Altgriechisch war ja nun wirklich fast das Gegenteil von Altnordisch. Oder germanisch. Oder... er wusste auch nicht so genau, welcher Dialekt Fred ihm da genau beibrachte.

„Hyr", flüsterte er nun etwas strenger und bestimmter und es war, als wichen die Flammen kurz zurück. Nik lächelte, wiederholte die Aufzählung und strich alle Vokabeln, bei denen das Feuer nicht zu reagieren schien. Auf Aldrnari reagierten sie am Besten, also sprach er das Wort immer und immer wieder aus, bis sich die Farben des Feuers für ihn wandelten. Aus den orangenen roten Zungen wurde ein grüner Energiefluss, der gebündelt aus dem Holz aufstieg und sich an der Spitze der Flamme zu Staub verwandelte, welcher sich als Wärme im Raum verteilte.

WinterwaldWhere stories live. Discover now