Wings -BTS

Thoughts oder Kapitel 8:

Pov. Jungkook:

„Keks?"

„Hm?"

„Wach auf."

Blinzelnd öffnete ich meine müden Augen, was sich aber als mieser Fehler herausstellte, da ich von der hinterhältigen Zimmerlampe geblendet wurde. Grummelnd schloss ich sie wieder und kuschelte mich erneut an das seltsam harte Kissen. Da erklang ein Lachen.
„Keks, come on! Wir müssen zurück in unser Zimmer, ausser du möchtest morgen beim Frühstückabräumen helfen."

Huch? Erneut wollte ich meine Augen öffnen, jedoch entschied ich mich klugerweise dagegen. Denn unter keinen Umständen wollte ich wieder geblendet werden. Also blinzelte ich zuerst ein paarmal, um sicherzustellen, dass mich diese blöde Lampe nicht ermorden wollte und öffnete dann zaghaft zuerst das linke Auge und danach das Rechte. Als ich hochsah, erblickte ich ein grinsendes Gesicht, welches ich zuerst nicht zuordnen konnte. Nach kurzem Überlegen fiel mir allerdings alles wieder ein und ich riss meine Augen erschrocken auf. Ruckartig setzte ich mich gerade hin, das unangenehme Stechen in meinem Rücken ignorierte ich gekonnt. Jimin lachte dadurch noch mehr und wuschelte mir durch meine Haare. Beleidigt von seiner Reaktion zog ich ein Schmollmund und sah demonstrativ zur Seite.

„Och Keks, sei doch nicht gleich eingeschnappt. Du sahst ebenso knuffig aus mit deinen grossen Rehaugen." Jedoch drehte ich mich nur noch mehr weg und versuchte meine Arme zu verschränken. Was gar nicht so einfach war, wenn man immer noch mit jemandem am Kuscheln war, der dazu auch noch Jimin hiess.

„Maaaaan Keks! Was kann ich dann dafür, wenn du so süss aussiehst?"

„Pff."

Mein Beleidigt-sein-Plan ging aber irgendwie nicht so ganz auf, denn Jimin schlang seine Arme um meine Hüfte und drehte mich einfach wieder zu sich um. Er grinste. War ja klar, dass er mein Verhalten lustig fand. Ich sah ihn jedoch immer noch beleidigt an, was Taehyung nur mit schallendem Gelächter kommentierte.

„Leute, wollte ihr nicht langsam in euer Zimmer gehen?", fragte uns Yoongi.

„Stimmt! Los komm Keks", sagte Jimin mit voller Euphorie und sprang vom Bett hinunter. Das war mir hier eindeutig zu viel positive Energie. Grummelnd folgte ich ihm.

„Gute Nacht Yoongi-Hyung und Tae", wünschte Jimin, hakte sich bei mir ein und gemeinsam gingen wir wieder zu unserem Raum.
Dort angekommen klopfte Jimin zuerst an und als dann Yugyeom „herein" rief, öffnete er die Türe und zog mich hinter ihm her.

„Oh. Hey Kooks!", wurde ich auch sogleich von einem grinsendem Yugyeom begrüsst.
„Hey", murmelte ich verschlafen zurück.

Ich blickte mich in unserem Zimmer suchend um und fand dann einen schlafenden Bambam eingewickelt in seiner Bettdecke vor. Irgendwie sah er aus wie eine Mumie oder so. Gruselig...
„Ja, Bambam schläft schon", erzählte Yugyeom selbstgefällig.
„Sieht man...", meinte Jimin und warf Yugyeom einen für mich nicht deutbaren Blick zu und verschwand im Badezimmer.

„W... Welches ist mein Bett?", fragte ich stotternd.
„Och Kooks, du musst doch nicht so schüchtern sein. Aber du schläfst oberhalb von Jimin auf dem Stockbett."

Ich nickte ihm dankbar zu und kletterte die hölzerne Leiter hinauf. Währenddessen kam Jimin aus dem Badezimmer wieder hinaus. Ich legte mich auf den Bauch und wollte meinen angestauten Gedanken endlich freien Lauf lassen. Heute war definitiv viel passiert!

„Keks? Willst du dich nicht noch umziehen gehen? Dein Gepäck ist ja schon hochgebracht worden."

„G... Gepäck?"

Jimin nickte: „Ja, dein Koffer steht dort." Er wies mit seiner Hand auf die kleine Kiste, welche in einer Ecke lag.

„J... Ja", murmelte ich undeutlich und stieg die Leiter wieder hinunter.

Ich öffnete die Kiste und darin befanden sich ein paar Klamotten. Ich nahm eine Trainerhose heraus und ein riesengrosses Oversizeshirt. Mit diesen Kleidern bewaffnet, ging ich ins Badezimmer und zog mich langsam um. Ich seufzte, als mein Blick auf den weissen Verband fiel, welcher um meinen schmalen Oberkörper gewickelt war. Würden diese Schmerzen jemals weggehen? Schnell streifte ich mir das Shirt über und verliess das Bad wieder.

Ich kletterte wieder auf mein weiches Bett und legte mich erneut auf den Bauch.
Yugyeom stand gemächlich auf und löschte das Licht. Erschrocken zuckte ich zusammen. Nein... Ganz ruhig Jungkook. Es ist nur dunkel um dich herum und du kannst rein gar nichts sehen, machst dir vor Angst fast in die Hose, aber es ist alles gut. Kein Grund zur Panik. Herz, bitte hör auf so schnell zu schlagen, sonst hüpfst du mir noch aus der Brust. Es ist nur dunkel, dir kann nichts passieren. Verzweifelt kuschelte ich mich in meine Decke. Langsam bedacht kein Geräusch zu machen, rückte ich immer weiter in die Ecke des Bettes und presste mein Kissen fest an meine Brust. Tief ein und ausatmen.

Anscheinend musste noch einmal jemand aufstehen. Denn ich hörte, wie sich jemand erhob und das Licht wieder anknipste. Egal, wer das gewesen war, danke vielmals... Ich reckte meinen Kopf etwas aus meiner Deckenmauer heraus und sah, wie Yugyeom im Badezimmer verschwand. Schnell kämpfte ich mich aus meinem Decken-Kissen-Berg und stieg die Leiter hinunter. Auf Zehenspitzen lief zu Jimins Bett. Vorsichtig tippte ich ihm auf die Schulter.

„Hm?", murmelte er.

„J... Jimin... I... ich habe Angst im Dunkeln..."

Langsam öffnete Jimin seine Augen und rückte ein wenig zurück. Danach schlug er die Decke beiseite und signalisierte mir, dass ich mich neben ihn hinlegen sollte.

„Kein Problem Keks."

Ich legte mich mit so viel Abstand wie nur möglich neben ihn hin. Schliesslich wollte ich nicht noch aufdringlicher werden. Ich drehte meinen Rücken zu ihm. Jimin deckte uns beide zu. Wie gerne ich jetzt mit jemandem gekuschelt hätte... Aber das ging nicht, denn obwohl Jimin anhänglich war, wollte er jetzt sicher nicht kuscheln. Bestimmt nervte er sich innerlich total ab mir, da er meinetwegen jetzt nicht schlafen kann... Doch da spürte ich, wie sich zwei Arme um meine Hüfte schlangen und mich vorsichtig, aber bestimmt nach hinten zogen. „Wenn du schon bei mir schläfst, musst du jetzt auch mit mir kuscheln", grummelte Jimin gegen meinen Nacken. Ich wendete mich in seinen Armen um, sodass ich jetzt in sein Gesicht sehen konnte. „D... Danke Jimin..." Ich rücke noch etwas näher zu ihm und kuschelte mich an seinen trainierten Oberkörper. Beschützerisch umarmte mich Jimin und legte seine Hände auf meinen Rücken. Zufrieden seufzte ich und schloss meine Augen.

„Gute Nacht Keks."

Yugyeom löschte wieder das Licht und ich hörte eine Bettdecke rascheln. Anscheinend war auch er jetzt seinem Bett. „Nacht Jimin", flüsterte ich.

Irgendwann wurden Jimins Atemzüge regelmässiger und tiefer. Wahrscheinlich war er eingeschlafen. Ich war ebenfalls hundemüde, aber mein Gehirn war so voll mit zu vielen Gedanken... Ich dachte über so vieles gleichzeitig nach, aber über nichts Explizites. Ich glaube, es ist heute einfach zu viel passiert, als dass ich sofort hätte einschlafen können.

Aber eigentlich hatte ich Glück gehabt. Es hätte noch viel schlimmer kommen können. Denn ich hatte wenigstens neue Freunde gefunden. Keinen Ersatz für meinen besten Freund, denn diesen würde und wollte ich niemals finden, aber ich hatte liebe Leute um mich herum, auf die ich mich verlassen konnte. Vor allem Jimin war mir schon ziemlich ans Herz gewachsen. Er verhielt sich so vertraut, als ob wir uns schon seit Jahren kennen würden. Das machte mir Hoffnung, dass ich eines Tages vielleicht doch sagen konnte, dass dieser ganze Mist vielleicht gar nicht so schlimm gewesen war... Doch dieser Tag war noch fern... Weit weg. Irgendwo in der ungeschriebenen Zukunft. Denn ich vermisste meinen Seelenverwandten so sehr... Meine bessere Hälfte. Etwas in mir zog sich schmerzhaft zusammen und mein Herz schlug schneller. Es fühlte sich so an, als ob es gleich explodieren würde. Es tat so fest weh, an ihn zu denken und doch tat ich es... Denn ich konnte nicht anders. Würde ich mich jemals wieder vollständig fühlen ohne ihn? Würden diese grässlichen Schmerzen irgendwann weggehen? Die ganze Nacht quälte mich mit solchen düsteren Gedanken. Bis ich schliesslich ins ferne Land der Träume abdriftete.

If you take music away from my life, there would be nothing left.
~Min Yoongi