Kapitel 15 | Drohungen

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Während Leonardo mal wieder verschwunden ist, sitze ich auf meinen Platz und sitze meine eigene Hochzeit ab. Alle amüsieren sich, lachen, tanzen und haben Spaß.

Das geht bis in den Abend hinein.

Ich merke das jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, in dem immer mehr Alkohol fließt und wirklich niemand interessiert sich für die Braut. Eine alte Frau kommt auf mich zu und reicht mir ihre Hand, die ich ahnungslos annehme.

„Hallo, Liebes. Ich bin Victoria. Leonardos abuela (Oma). Ich habe gehofft das mein Enkel dich mir persönlich vorstellt, aber dieser Bengel hat mal wieder nur andere Sachen im Kopf und lungert hier irgendwo herum.", sagt Victoria und lächelt mich freundlich an.

Ich stehe sofort auf und richte mein Kleid. Mi mamá (Meine Mama) hat mir immer gesagt, dass man gegenüber den älteren Leuten Respekt zeigen soll.

„Wir müssen uns auch erst aneinander gewöhnen. Es ist noch alles ganz frisch.", versuche ich die Situation, in der ich mich und Leonardo befinden, zu erklären.

„Ach... ihr werdet euch schon noch kennenlernen. Weißt du, als ich meinen Mann geheiratet habe, habe ich ihn das erste Mal bei der Verlobungsfeier kennengelernt. Jetzt sind wir seit 62 Jahren verheiratet. Drei Jahre später habe ich dann Santos und Stefano bekommen. Eigentlich wollte mein Mann kein weiteres Kind haben. Aber dann wurde ich mit Salvador schwanger. Mein Mann ist etwas zu hart zu ihm gewesen, als er ein Kind war." Victoria macht ein trauriges Gesicht.

„Ich hatte nie ein Problem mit dem Geschäft meines Manns. Ich hätte auch nichts sagen oder machen können. Aber es hat Salvador nur brutaler gemacht. Ich bedauere es, dass mein Mann auf ihn einen so großen Einfluss hatte. Aber mein Sohn wollte meinem Mann immer etwas beweisen.", erzählt mir Victoria. Ich höre ihr dabei gespannt zu.

„Wie bist du in die Sache hineingeraten?", fragt Victoria und trifft mich damit völlig unvorbereitet.

„Was meinst du?", frage ich und versuche möglichst unschuldig zu klingen.

„Ich möchte wissen was passiert ist, dass du in diese Familie hineingeheiratet hast. Wie hat dich Salvador bekommen?", fragt Victoria und kommt näher. Ihre Augen schauen mich prüfend an und ich fühle mich in die enge Getrieben.

„Ich weiß wirklich nicht, was du meinst.", sage ich und gehe einen Schritt zurück. Victoria packt mich am Oberarm und zieht mich näher an sich heran.

„Du weißt ganz genau, was ich meine, Liebes. Mach den Mund auf."

„Nun. Mein Bruder hatte Schulden."

„Also kommst du aus einer armen Familie, Apríl. Warum findet Salvador, dass du würdig bist, Leonardos Kinder auszutragen." Abschätzend schaut sie mich an und harkt sich bei mir ein. „Komm... Ich stelle dich meinem Mann und meinen Kindern vor und dann erzählst du mir etwas von dir." Sie zieht mich mit sich an einen großen Tisch, an dem wirklich viele Leute sitzen.

„Lucho, schau... Das ist die Frau von Leonardo.", beginnt Victoria.

„Mein Name ist Apríl.", stelle ich mich vor, gehe zu Leonardos Großvater und strecke meine Hand aus.

„Freut mich dich kennenlernen, Apríl. Kein Anstand hat dieser Bengel. Schämen sollte er sich, dass er dich uns nicht vorgestellt hat.", ärgert sich Lucho über meinen Mann.

„Reg dich nicht auf, abuelo (Opa). So ist Leonardo eben.", meldet sich ein junger Mann zu Worte und kommt auf mich zu. „Lässt hübsche Frauen immer stehen und würdigt sie keines Blickes." Bei seinen Worten werde ich rot um die Nase und wende meinen Blick schüchtern ab.

„Ich bin Nicolas. Leonardos Cousin. Freut mich, dich kennenzulernen, Apríl.", stellt der junge Mann sich mir vor und hält mir seine Hand entgegen. Ich nehme sie an und schüttele seine Hand.

„Setz dich doch zu uns. Mein Cousin hat grad nichts Besseres zu tun, als sich die Kante mit dem Rest der Familie zu geben.", sagt Nicolas und schiebt mir einen Stuhl zurecht auf den ich mich setze und bei Leonardos Cousin bedanke.

„Erzähl Apríl. Aus welcher Familie stammst du? Wer ist dein Vater? Und wo ist er? Ich möchte ihn kennenlernen.", möchte Lucho wissen, sobald ich sitze.

„Mein Vater heißt Juan Fuentez. Aber er ist nicht hier.", sage ich und fühle mich in meiner Haut unwohl. Ich wollte diesen fremden Leuten ungern sagen, dass mein Vater nicht mehr lebt.

„Nicht hier? Wo ist er denn?", fragt Lucho und schaut mich abschätzend an.

„Er lebt nicht mehr. Meine Mutter auch nicht.", sage ich und senke meinen Kopf.

„Geschwister?", fragt Lucho. Obwohl er so alt ist, schüchtert er mich in diesem Augenblick ein. Genauso wie Salvador.

„Ich habe einen Bruder. Sein Name ist Rodrigo.", erzähle ich mit dünner Stimme. Lucho scheint zu überlegen und lehnt sich in seinem Stuhl nach vorne. Mich mustert er aufmerksam.

„Rodrigo Fuentez. Er ist ein Versager. Ich hoffe doch, dass du die 168.000 Dollar wert bist. Sonst steck ich dich in ein Bordell und lasse dich dort verrotten.", droht Lucho.

Es ist für ein paar Sekunden still, bevor Nicolas aufsteht und sich vor mich stellt.

„Lass uns tanzen.", sagt er und zieht mich mit sich auf die Tanzfläche. Mir lässt er keine Wahl. „Tut mir leid, Apríl. Für dass, was mein Großvater gesagt hat.", entschuldigt er sich, während wir uns in einem langsamen Rhythmus bewegen.

„Schon gut. Ich nehme es niemanden übel.", antworte ich und schweife mit meinen Gedanken an meine Freiheit, die sich mit jeder Sekunde von mir entfernt. Mein Leben wird schrecklich werden.

Eine Frau, die ein Kind nach dem anderen zur Welt bringt um den Mafia-Stammbaum aufrecht zu halten. Ich habe hier keine Rechte, noch weniger, als ich sowieso schon hatte.

„Nein. Es ist nicht in Ordnung, dass er dir gedroht hat. Er sollte dir erstmal eine Chance geben.", sagt Nicolas und hebt seinen Arm und dreht mich um meine eigene Achse. Dann zieht er mich wieder an sich und wir bewegen uns weiter in dem Takt der Musik.

.·.'.·.

l.g. Sunny Kyle 💛

Forced - Gefährliche LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt