»𝐂𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟖«

125 8 18
                                    

Grace Lodge

»Ja, schon klar, ich werde sie nicht gehen lassen«, höre ich eine dunkele Stimme ausdrucksvoll sagen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

»Ja, schon klar, ich werde sie nicht gehen lassen«, höre ich eine dunkele Stimme ausdrucksvoll sagen.

Mühsam klappe ich die Augenlider auf, das Licht ist gedämmt. Mein Blick wandert unwillkürlich auf den Hinterkopf des Mannes, der offensichtlich am Telefonieren ist. Seine hellbraunen Haare sind zerzaust.

Mit einer Hand hält er das Handy ans Ohr, während er mit der anderen Hand den Vorhang fest umklammert. Durch einen kleinen Spalt schaut er aus dem Fenster. Seine ganze Konzentration liegt darauf, als würde er sich vor etwas fürchten, als wäre er nur hier sicher. Seine krumme Haltung wiederspiegelt die Nervosität, was er verspürt.

Wir befinden uns immer noch in der Buchhandlung, aber nicht mehr im vorderen Bereich, sondern hinten im Büro. In dieser Sekunde wird mir bewusst, dass Jack nicht mehr hier ist. Panisch schaue ich mich um, doch er ist weg.

Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, das einzige was ich jetzt möchte, ist in Sicherheit zu sein.

Ich liege auf dem braunen Ledersofa, worauf mein Grandpa unglaublich gerne Bücher liest. Ich war schon unzählige Male hier drinnen, aber dieser Ort scheint mir in diesem Moment so fremd zu sein. Die Geborgenheit, die ich normalerweise hier in diesem Laden verspüre, ist auf einem Schlag verschwunden.

Stattdessen fühle ich eine Angst und sogleich eine Leere, zwei völlig widersprüchliche Gefühle. Aber so fühle ich nun, eine Hälfte von mir möchte immer noch gehen. Dieses Leben verlassen. Die andere Hälfte möchte hierbleiben, für Dad, für Grandpa, für das Versprechen.

Mein Körper ist von Gänsehaut umfasst, mein Herz klopft immer schneller. Mein Kopf dröhnt wie verrück vor Schmerz, prompt greife ich mit den Händen nach meiner Schläfe, als würde das auf irgendeiner Art und Weise helfen. Der Schweiß bricht aus jeder Faser meines Körpers, Panik macht sich in mir breit. Ich richte mich langsam auf, aber habe keine Kraft vom Sofa aufzustehen. Ich taste nach meiner Wunde, die mir zugefügt wurde. Das Blut ist vertrocknet.

Ich atme unglaublich leise, der Mann nicht drauf aufmerksam wird, dass ich nun wieder wach bin. Leise, aber dafür behutsam genug, setzte ich ein Fuß auf den Boden. Die Tür ist nicht weit von mir entfernt, nur ein paar Schritte, dann würde ich sie schon erreichen.

Gestern war ich zwar selbst bereit zu sterben, das Leben zu verlassen. Aber so möchte ich definitiv nicht sterben, nicht durch Mord. Das kann und will ich meinem Vater und meiner Familie nicht antun.

Mir ist bewusst das Selbstmord, auch ein Mord ist. Der einzige Unterschied ist, dass ich selbst mein Mörder wäre und nicht jemand anderes.

Aber Selbstmord ist auch keine Option mehr für mich, das habe ich mich nur einmal getraut. Nur ein einziges Mal hatte ich den Mut dazu. Ein einziges Mal habe ich nicht an meinem Vater gedacht, stattdessen an mich. Ein einziges Mal wollte ich nicht mehr kämpfen. Ich lebe nur für ihn und nur wegen diesem Versprechen, was ich gab.

Ich hätte niemals glauben können, wie wichtig ein Versprechen sein kann und sie im Grunde deine Sicht auf manche Dinge ändern kann.

Der Mann hört konzentriert der Person auf der anderen Leitung zu, diese Ablenkung mach ich mir zum Vorteil und versuche mit aller Kraft auf die Beine zu kommen. Indem ich mich an der Wand stütze, als ich endlich wieder auf den Füßen stehe, bewege ich mich mit langsamen Schritten auf die Tür zu.

Endlich habe ich den alten Türgriff in der Hand, ich atme tief durch und bin bereit um von hier zu Flüchten. Ab dem Moment, in dem ich draußen bin, muss ich um meinem Leben rennen. Ich hoffe so sehr, dass die Tür nicht zugeschlossen ist. Dies würde jede Hoffnung in mir zunichte machen.

»Wieso willst du aber Grace ?«, fragt der Mann.

Plötzlich wird mir bewusst, dass ich diese dunkle Stimme doch kenne.

Mein Herz rast schneller als zuvor, die Tränen sammeln sich. Ich drehe mich von der Tür weg und laufe mit langsamen Schritten auf ihn zu. Er hat immer noch nicht bemerkt, dass ich wach bin.

Die Angst ist verflogen, doch mein Körper fängt trotzdem an zu zitterten. Ich könnte jederzeit hier wieder das Gleichgewicht verlieren und in einen Schlaf verfallen. In einem Schlaf, wodurch ich nie wieder aufwache.


——————————————————————————

Hey Leute bin wieder zurück mit einem neuen Kapitel. 💗

Ich hoffe, es hat euch gefallen, wenn ja dann lasst gerne ein Kommentar und Vote da. 💗

𝐒𝐄𝐂𝐑𝐄𝐓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt