»𝐂𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟏𝟏«

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Grace Lodge

 »Ich weiß es eben«, gibt er schroff zu, dabei läuft er auf und ab

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»Ich weiß es eben«, gibt er schroff zu, dabei läuft er auf und ab. Ohne dass es ihm selbst auffällt, knabbert er an seinen Nägeln. Seine innere Unruhe macht sich wieder bemerkbar.

Ich begreife es nicht, was ist sein Ziel, wieso nur bin ich hier? Die Wut in mir wird immer größer, mühevoll stehe ich auf. Mein Kopf dröhnt wie verrückt vor Schmerz.

»Cole, ich würde für Zac sterben, ich hätte alles für ihn getan!«, rufe ich aufgebracht, dabei lehne ich mich an die Wand, wenn ich das nicht tun würde, würde ich schon längst wieder auf den Boden liegen.

»Nein, dass hast du nie und würdest du nie«, entgegnet er laut. Er läuft vor Wut rot an, von seinem Zorn gesteuert kommt er auf mich zu. Unmittelbar vor mir bleibt er stehen, seine Miene ist ernst, die Nervosität wird durch seine Wut überdeckt. Er wäre jetzt in der Lage mich wieder anzugreifen, seine Hand wieder, um meinen Hals zu legen. Das kann ich ihm ansehen. Wie konnten wir uns je so sehr auseinanderleben?

»Wieso glaubst du mir nicht, dass ich ihn liebe«, frage ich ehrlich, während ich in seinen ausdrucksvollen Augen schaue.

Mir wird es schwer ums Herz, es tut mir unglaublich leid, dass ich ihn nicht retten konnte. Seine Blasse haut, die halb zerrissenen Kleider an seinem Körper. Was wurde nur aus ihm?

Seine Augen glänzen nicht mehr wie früher, seine lebensfrohe Art ist ausgestorben. Früher war er nur am Lächeln, er war der netteste Junge, den ich kannte. Jetzt ähnelt er schon einer Leiche. Er hat sich selbst verloren.

»Ich kenne die Wahrheit, Grace. Egal was du mir sagen wirst, du kannst mich nicht vom Gegenteil überzeugen!«, ruft er gereizt.

Wieder kommt er ein Schritt näher, ich spüre den plötzlichen Adrenalinschub, eine Wärme durchflutet mich. Ich fühle mich unwohl in dieser Situation. Ich sehne mich nach jemand vertrauten, nach jemandem, dem ich bedingungslos trauen kann, der mich hier rausholt.

Ich blicke in seinen Augen, die mich Verachtungsvoll anschauen. Mein Körper ist steif, ich bin nicht in der Lage, von hier zu flüchten. Ich ertrage diese Last nicht, ich ertrage es nicht, dass er mich verachtet, ich ertrage es nicht, dass er mich hasst. Ich ertrage es nicht, dass er denkt, ich wäre imstande gewesen Zac etwas anzutun geschweige denn, seinem Leben ein Ende zu setzten. Nicht einmal meinem Leben, konnte ich ein Ende setzten, nicht einmal das konnte mir gelingen.

Doch mein Gewissen wird mich noch einmal dorthin leiten, den genau dieses Gewissen hält mich auch hier fest. Deshalb versuche ich nicht einmal hier zu flüchten, ich kenne jede Ecke, jede geheime Tür, den es hier gibt, aber ich bin meinem Gewissen ausgeliefert. Trotzdem habe ich Angst, Angst davor, dass mich Cole umbringen könnte. Er würde sein Leben wieder wegen mir aufgeben, mein Dad würde daran zerbrechen genau wie mein Grandpa.

»Cole ich weiß nicht, wer dich davon überzeugt hat, ich weiß nicht, wieso du denkst, dass dein Bruder durch einen Mord starb und ich daran schuld sein soll. Aber glaub mir wenigstens eins, Zac war die Liebe meines Lebens«, gestehe ich mit zitternder Stimme.

Die Pupillen weiten sich, wobei er die Hände zu Fäusten ballt. Doch nach einigen Sekunden lockert er wieder die Hände und wendet sich von mir ab. Irgendetwas scheint ihn umzustimmen.

Ohne ein weitern Wort holt er die Schlüssel aus seiner Hosentasche hinaus und geht mit festen Schritten auf die Tür zu.

Mein Herz klopft mir bis zum Hals, stumm und verwundert betrachte ich ihn. Ich versuche jede Handlung von ihm zu verstehen, aber es gelingt mir nicht. Es fällt mir unglaublich schwer seine Gefühle einzuordnen.

Das Büro ist wieder von dieser Stille umfasst, von dieser Stille, die mir die friedliche Ruhe vermittelt, die mir die Angst nimmt.

Er steckt die Schlüssel in den Schloss und öffnet die Tür. Ich fühle die plötzliche Erleichterung und die Hoffnung nach der Freiheit.

»Gehe«, fordert er mich auf, sein Blick auf den Boden gerichtet.

»Was?«, frage ich unsicher.
»Gehe, bevor ich mich umentscheide«, ruft er gereizt, dabei huscht sein Blick auf mich.

Ein Schauer prasselt über meinem Rücken, Unsicherheit macht sich in mir breit.

»Nein, ich gehen nicht! Solang du mir nicht die Wahrheit erzählst.«, antworte ich selbstsicher und gehe dabei auf ihn zu.

Auf einem Schlag bin ich entschlossen die Wahrheit zu erfahren, ohne jegliche Angst. Gänsehaut umhüllt mich, ich presse die Zähne angespannt zusammen.

»Du verdienst die Wahrheit nicht, genau wie du auch meinen Bruder nie wirklich verdient hast!«

Mein Herz rast vor Wut, wie konnte er nur sowas sagen, wie? Ich verstehe absolut nichts!

Nur eins weiß ich sicher und das ist mein Schmerz, mein Schmerz, der immer größer wird durch Coles gefühlslosen Worte. Solche Worte von einem Menschen zu hören, der mir eins so nah war, bringt mich um. Am liebsten würde ich wieder an dieser Brücke stehen, am liebsten würde ich mich wieder in das Wasser stürzen und dieses Mal wirklich diese verdammte Welt vergessen.

Seine Miene ist ernst, die trockenen Lippen sind aufeinandergepresst, er gleicht einem kleinen Kind, dem ein Keks weggenommen wurde.

Nur ist er kein Kind und ich nicht die Mutter, er ist eine Junger Mann. Der den richtigen Weg viel zu früh verlor, der in sich in seiner Trauer verlor. Sein Herz wurde so oft verletzt, dass er kaum noch jemanden da hineinlässt und die Leute die Mal dort waren wurden gebannt. Weil es einfacher ist jemanden die Schuld zu geben, weil es einfacher ist jemanden zu hassen.

Mein Brustkorb zieht sich zusammen, plötzlich fällt mir das Atmen viel zu schwer, als würde mein Körper das nicht problemlos jede einzige Sekunde tagtäglich machen.

»Jetzt gehe verdammt nochmal«, brüllt er ganz laut.

»Nein«, antworte ich entschlossen und schüttele meinen Kopf.

»Vergesse das nicht, du wolltest das!«, schreit er von seinem Zorn gesteuert und kommt auf mich zu. Dabei packt er die Vase, die auf dem Regal neben der Tür stand. Ohne dass ich Zeit habe, zu reagieren verspüre ich den dumpfen Schlag auf meinem Kopf. Die Vase zerbricht in tausenden von Teilen genau wie mein Herz.

Die starke Kopfschmerzen machen sich unverzüglich bemerkbar. Der Boden unter meinen Füßen scheint zu verschwinden, bis ich in die Arme von Cole falle.

Ich bin überrascht davon, dass er mich auffängt. Die eisblauen Augen sind auf mich gerichtet, während seine Miene von Zufriedenheit umfasst ist. Alles um mich wird von einer Dunkelheit bedeckt und in diesem Augenblick überlasse ich mich der Dunkelheit.


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Hey Leute, es tut mir unglaublich leid, dass solange kein neues Kapitel mehr kam. Eigentlich war es geplant, dass dieses Kapitel früher kommt, aber ich habe es leider zeitlich nicht geschafft. 💗

Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen, wenn ja, dann lasst
gerne ein Kommentar und ein Vote da. 💗

𝐒𝐄𝐂𝐑𝐄𝐓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt