»𝐂𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟏𝟓«

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Grace Lodge

Alles geht unfassbar schnell, es fällt ein lauter Schuss und ich schließe reflexartig die Augen

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Alles geht unfassbar schnell, es fällt ein lauter Schuss und ich schließe reflexartig die Augen. Die Angst umfasst mich auf der Stelle, meine Beine werden ganz weich, der Schweiß bereitet sich an meinen Händen aus. Doch zu meiner Verwunderung verspüre ich keinen Schmerz, kein Blut, nichts außer eine friedliche Ruhe.
Eine paradoxe Ruhe. 

Verängstigt öffne ich die Augen, die Waffe ist schon längst nicht mehr auf mich gerichtet, sondern auf Jack der bereits verletzt auf dem Boden liegt. Panisch gehe ich ein paar Schritte auf Jack zu.

Cole steht regungslos da, seine Augen sind auf die Waffe gerichtet. Sein Blick ist so leer, so kalt, so tod.

Die Tränen brennen in meinen Augen, ich kann nicht auch noch Jack verlieren, ich kann doch nicht jeden verlieren der in meinem Leben ist.

»Was hast du gemacht«, schreie ich fassungslos. »Was hast du gemacht, was hast du gemacht!?«, wiederholte ich mehrmals und gehe wutüberrumpelt auf Cole los. Ich schlage ihn mit den Fäusten auf die Brust.

Er ist in einer Schockstarre, egal was ich mache, ich dränge nicht zu ihm durch. In diesem Moment ist er wieder wie damals. Wie der kleine Junge. Aber es ist seine eigene Schuld, er hatte bewusst den Abdrücker getätigt.

Mein Herz klopft wie verrückt. »Wieso hast du nicht einfach auf mich geschossen?«, flüstere ich kraftlos und falle vor ihm auf die Knie.

Ich weiß nicht, wann mein Leben so sehr aus dem Ruder lief. Vor zwei Jahren war mein Leben perfekt, ich war mit der Liebe meines Lebens zusammen, hatte meine Freunde mit denen ich gerne Zeit verbrachte. Und das wichtigste war, dass ich glücklich war. Und das Wahrhaftig.

Er nimmt die Waffe langsam hinunter und läuft an mir gnadenlos vorbei.

Wie konnte er nur zu so einem Menschen werden.

Das Herz so schnell das ich kaum aufatmen, unzählige Tränen rennen meine Wange hinunter.

»Es tut mir leid, es ist alles meine Schuld. Ich hätte das alles ihm nicht sagen sollen. Dieser Schuss hätte mich treffen müssen, nicht dich!«, rufe ich von leid umhüllt.

»Alles gut Grace, er hat mich nicht getroffen«, sagte er und schaut dabei zu mir rüber. »Er hat mich verfehlt«, fügt er hinzu.

»Nein, er hat dich getroffen. Du spürst das nur nicht, weil du ein Adrenalinschub hast.«, sage ich überzeugt und gehe ziehe dabei seinen T-shirt etwas hoch.

Und tatsächlich merke in diesem Moment, dass er recht hat. Ich könnte darauf schwören, dass er getroffen wurde.

»Durch den Schreck fiel ich, aber er hat mich nicht getroffen«, sagt er nachdrücklich.

„Ich verstehe nicht, wieso Cole denkt, ich hätte ...«, ich lege eine kurze Pause ein, sein Namen laut auszusprechen wühlt mich unglaublich auf. Und doch kommt kein Wort mehr über meine Lippen.

Jack nehmt meine Hand in seine und drückt ganz leicht, als würde er mir damit zeigen wollen, dass es okay ist darüber nicht reden zu können.

„Er ist nur durcheinander, mehr nicht, ein junger Mann der nur sein Weg verloren hat", erklärt Jack und schaut dabei in die Ferne. In seinen Augen erkenne ich, dass ihm die Situation bekannt vor kommt. Manchmal merke ich wie wenig ich doch Jack kenne.

»Es tut einfach verdammt weh, dass er mich so sehr hasst.«
»Ich weiß, aber es ist nicht deine Schuld. Er wird schon die Wahrheit zu Gesicht bekommen.«
»Wieso glaubst du mir eigentlich, ich mein du hättest jeden Grund auch anzunehmen es wäre meine Schuld.«
»Ich sehe den Schmerz in deinen Augen, ich sehe wie der Schmerz dich verzerrt, dich mitnimmt. Um das nicht sehen zu können muss man blind sein!«, sagt er und schaut mir dabei in die Augen.

Ich atme tief durch und die Tränen fließen hemmungslos meine Wangen hinunter. Er kommt ein Schritt auf mich zu, seine grünbraune Augen schauen feste in meine Augen. Der Wind weht heftig, auf einem Schlag habe ich Gänsehaut. Die Bäume schütteln immer heftiger und heftiger. Mein Herz schlägt immer heftiger und heftiger. Die grauen Wolken stehen über uns und es könnte jeden Momente anfangen zu weinen.

Ganz langsam fast er mein Gesicht an um die Tränen wegzuwischen. Eine Berührung und boom ich fühle mich wieder verbunden. Verbunden zu dieser Welt, verbunden zu diesem Friedhof und verbunden zu ihm. 

Ich schließe die Augen um diesen Moment voll auszukosten, es abzuspeichern und festzuhalten. Um das Gefühl nie zu verlieren. Um mich nie wieder zu verlieren. Er nimmt langsam und sanft die Finger wieder weg.

»Ohne dich wäre ich wo möglich nicht mal mehr am Leben. Danke, dass du mein Armseliges Leben gerettet hast. Danke, dass du mich wie viele andere nicht aufgegeben hast«, spreche ich leise und öffne die Augen vorsichtig.

»Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken. Ich weiß ganz genau wie du dich fühlst, was dich beschäftigt und wie traurig du deshalb bist.«

»Eine Frage beschäftigt mich seit jenem Tag aber sehr«, antworte ich um diesen Vertrauten gerecht zu werden.

Er nickt leicht, als würde er gespannt darauf warten, was ich wohl fragen werde.

»Wieso warst du an diesem Tag am Wasserfall. Ich mein es war mitten in der Nacht, es was düster und einsam da draußen.«

Mein Mund wird plötzlich ganz trocken als wäre das eins der riskantesten Fragen die ich jemals gestellt habe.

Zu meiner Verwunderung erkennen ich, dass sein Blick sich auf einem Schlag verhärtet, er versteift sich total. Er sieht ertappt aus, als wäre es verboten, als wäre es ein gesetztes Bruch, als wäre es eine Sünde alleine mitten in der Nacht im Wald am Wasserfall zu sein.

Doch das ist nicht die riskanteste Frage, die ich vorhabe zu fragen.

»Eins möchte ich noch wissen, bevor du eine Antwort gibst«, ich hole tief Luft und sammle meine ganzes Mut zusammen. Während er mich erwartungsvoll anschaut.

»Bist du ein Mensch ?«

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 26, 2022 ⏰

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