Kapitel 4

9 3 1
                                    

Der letzte Spaziergang, den mein Bruder und ich mit unserer Mutter machten. Der Himmel war blau, ohne eine Wolke. Er war nicht heiß, er war nicht kalt, einfach angenehm. Wir liefen neben einem Bach her, wobei ich eine Fliege verschluckte und mein Bruder mich zehn Minuten lang auslachte. Auf einer roten Parkbank, unter einem großen Baum, der seinen Schatten über uns warf, setzten wir uns hin und schauten in die Ferne. Für einen kurzen Moment war es, als wäre die Krankheit nicht da. Ein Augenblick des Friedens, den ich nie vergessen werde. Nur ein paar Tage danach begann der Juli mit einem Rückschlag. Der geplante Besuch bei meiner Großmutter in Kroatien musste abgesagt werden, weil sich weitere Metastasen gebildet hatten und der Arzt ihr das Reisen verbot. Von diesem Tag an ging es ihr immer schlimmer. Das Knie tat ihr bei jedem Schritt weh. Feste Nahrung konnte sie nicht mehr zu sich nehmen, ohne sie sofort wieder zu erbrechen.

Sag LebewohlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt