Dreizehn

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Mit einem brummenden Schädel erwache ich und sehe ein blondes Mädchen im rosafarbenen Kimono vor mir.
Irgendwie habe ich dabei gerade ein Déjà-vu.
"Shiemi?", flüstere ich und versuche mich aufzurichten, wobei ich einen starken Stich in der Nähe meines Herzens spüre.
Schmerzerfüllt schreie ich auf und lasse mich wieder aufs Bett fallen.
"Du darfst dich nicht hastig bewegen Naomi, deine Wunde ist noch nicht verschlossen", merkt sie besorgt an und legt mir ein nasses Frottiertuch auf die Stirn.
Erst jetzt fühle ich, wie mein Körper förmlich am glühen ist.
Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen und erkenne, dass sich noch andere Leute, wie auch Dämonen darin aufhalten.
Da wäre zum einem eben Shiemi und Nii, dann Rin mit einer schwarzen Katze, welche vermutlich sein magischer Diener ist und weiter hinten steht noch Shura, die mit Mephisto am diskutieren ist.

Da wäre zum einem eben Shiemi und Nii, dann Rin mit einer schwarzen Katze, welche vermutlich sein magischer Diener ist und weiter hinten steht noch Shura, die mit Mephisto am diskutieren ist

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Er jedoch sitzt in einem Sessel und hat die Beine übereinandergeschlagen.
Auf seiner Schulter sitzt Toulous und neben ihm befindet sich mein Rucksack auf dem Boden.
"Du hast echt Nerven!", höre ich Shura schimpfen, "nur weil sie älter ist, heisst das noch lange nicht, dass sie sich besser unter Kontrolle hat. Was hast du dir dabei nur gedacht? Du kannst echt von Glück reden, dass ich gerade vor Ort war Mephisto! Ansonsten hätte sie alles niedergeschmettert."
°Dann war sie es also, die mich mit einer Klinge aufgespiesst hat.°
Doch Mephisto antwortet ihr nicht, stattdessen legt er seinen rechten Ellenbogen auf die Sessellehne und stützt seinen Kopf auf diesem Arm ab. Dabei hat er seinen Zylinder tief ins Gesicht gezogen.
"Echt erstaunlich, dass die Grigori das durchgehen lassen! Vermutlich hast du sie wieder mit einer Wette bestochen, richtig oder?!", beschuldigt sie ihn weiter.
Wieder geht er nicht auf ihre Frage ein.
"Boar, du bist echt stur!", merkt sie an und verschränkt ihre Arme trotzig.
"Würdet ihr uns bitte einen Moment alleine lassen?", fordert er schliesslich alle Beteiligten im Raum auf, welche seinem Wunsch erstaunlicherweise entgegenkommen.

Nun sind wir also alleine und ich getraue mich gar nicht, ihm in sein vermutlich enttäuschtes Gesicht zu blicken.
"Willst du mir davon erzählen?", fragt er mich nach einer Weile, aus deren Stimme keinerlei Emotionen zu vernehmen sind.
Doch als Antwort drehe ich ihm nur den Rücken zu und starre die weisse Wand an, die direkt vor mir liegt.
Liiv hat sich derweil von meinem Horn um meinen Hals geschlängelt und säuselt besorgt.
Ich höre, wie Mephisto sich auf dem Sessel zurechtrückt.
"Dann erzähl ich dir sonst, was man mir über diesen Vorfall berichtete", er legt kurz eine Pause ein, wobei er sich vom Sessel erhebt und auf mich zu kommt.
"Du seist ganz nervös aus dem Klassenzimmer gestürmt, um auf die Toilette gehen zu können", er lässt sich sanft auf mein Bett fallen, "danach hat dich Shura auf dem Pausenhof gesehen, wie du wutentbrannt auf die Studenten los gestürmt bist."
Ich spüre, wie er mich auffordernd ansieht, aber da ich momentan überhaupt nicht in der Stimmung bin ihm zu antworten, schweige ich weiter.
Er richtet seinen Blick wieder nach vorne.
"Du musstest nicht wirklich auf die Toilette oder?", und schielt nochmals kurz zu mir.
Ich schüttle leicht den Kopf.
"Hmm", grübelt er leise vor sich, lehnt sich dabei nach hinten, wobei er sich mit den Händen auf dem Bett abstützt und seinen Kopf in den Nacken legt.

Unerwartet hört man dann ein Rascheln aus meinem Rucksack und schon gleich steigt ein ziemlich verunsicherter Iksar-Shaman aus diesem.
Extrem schüchtern schleicht er zu Mephisto und hält ihm den Scherenschnitt entgegen.
Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich kann es nicht glauben, dass er gerade zum ersten Mal seine Schuld gesteht.
"Istso", höre ich ihn verlegen tuscheln, ehe er sich zu mir aufs Bett gesellt und sich an meinen Oberkörper kuschelt.
Kurz schluchze ich und drücke den kleinen Dino glücklich an meine Brust.
°Ich bin echt stolz auf ihn!
Mephisto starrt derweil bestimmt total bescheuert auf den Papierfetzen.°
Und so kann ich es mir nicht verkneifen, weshalb ich hinauf schiele.
Und tatsächlich!
Er wendet den Scherenschnitt mehrmals und begutachtet ihn extremst verwirrt.
Mich überkommt augenblicklich ein Lachen, welches jedoch in einem Husten endet und so richte ich mich schliesslich gemächlich auf.
Völlig überfordert schaut mich Mephisto an und hebt fragend die Schulter.
"Das ist.. nein, war mein Mythologie Buch", erkläre ich ihm.
Doch er schaut mich immer noch fragend an.
Ich seufze und erzähle ihm somit die ganze Geschichte:
"Wir mussten unser Mythlogie Buch hervornehmen und als ich in den Rucksack griff, war da plötzlich Jambo drinn. Also ging ich schnell aufs Klo und stellte ihn zur Rede, wobei er mir diesen wunderschönen Scherenschnitt gab."
Ich nehme Mephisto den Scherenschnitt ab und bewundere dieses Kunstwerk erneut.
"Danach wollte ich eigentlich zurück ins Klassenzimmer, aber ich habe mich wohl verlaufen.. Denn plötzlich stand ich auf diesem riesgen Platz mit etlichen Schüler."
Ich lege den Scherenschnitt zur Seite und starre abwesend nach vorn.
"Und naja", ich zucke kurz mit den Schultern, "da kam ich halt Panik über und..", ich halte kurz inne, wobei mich
Mephisto etwartungsvoll von der Seite mustert, ".. bin wohl ausgetickt."

Stille herrscht und es ist mir sichtlich unangenehm, weshalb ich meine Beine anziehe und diese unsicher umklammere.
"Du weisst vermutlich nicht, wie das ist, wenn man Angst kriegt", nuschel ich, "Angst, vor sich selbst, dass man keine Kontrolle mehr über seinen Körper hat oder dass man andere verletzen könnte. Angst, die einem von Innen her zerfrisst.."
"Hmm nein, ich weiss nicht was Angst ist", bestätigt mich der Dämon nach einer Weile.
"Aber ich weiss, wie es sich anfühlt, wenn man die Kontrolle verliert, wenn man eine ungeheure Macht in sich spürt und alles am liebsten zerstören möchte", fügt er hinzu.
Irritiert blicke ich in seine Augen.
"Und das macht dir keine Angst?"
"Nein wieso?"
"Weil du andere so töten könntest, vielleicht?"
Er wendet den Blick ab und tippt sich nachdenklich ans Kinn.
"Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht von Selbstzweifel geplagt werde", und schaut mich wieder freundlichen an.
"Hmm kann gut sein..", grüble ich, schiele zur Seite und beisse mir auf den Daumen. "Schliesslich habe ich schon auch Selbstzweifel bekommen, als ich deren negativen Gedanken ungewollt hörte."
Er legt seine Hand auf mein Widderhorn und meint mit einem zufriedenem Lächeln im Gesicht:
"Dann sollten wir zuerst daran arbeiten."

~~~~~ca. 1044 Wörter~~~~~

Zweisamkeit - Mephisto Pheles FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt