Sechs

276 32 10
                                    

Ein schrilles Geräusch, direkt neben mir, lässt mich unmittelbar aufschrecken und innert kürzester Zeit landet der nervtötende Wecker an der Wand.
Ruhe kehrt ein und ich lasse mich wieder sanft in das Bett fallen, bevor ich dann schockiert meine Augen aufreisse.
°..Wecker?!°
°..Bett?!°
Augenblicklich richte ich mich erneut auf und schaue mich verwundert in dem Raum um.
Nebst dem Bett befindet sich noch eine Komode im selben antiken Stil, bis zum Boden reichende dicke Gardinen und einen prachtvollen Kronenleuchter.
Weiter hinten steht auch noch ein behaglicher Ledersessel mit einem schmalen Bücherregal.
Alles in allem ganz schick.
Ein Gähnen überkommt mich und ich reibe mir müde das eine Auge, ehe ich die warme Bettdecke über mir wegziehe.
Auf meinem Schoss entdecke ich zeitgleich eine schlafende Lydra, die friedlich zusammengerollt da liegt.
Ich strecke mich einmal ausgiebig und versuche mich an die letzte Nacht zu erinnern.
°Stimmt ja, ich war mit Mephisto auf diesem Haus und wir unterhielten uns. Dabei habe ich meinen Kopf an seinen Brustkorb gelehnt und.. muss wohl eingeschlafen sein..°
Grummelnd lege ich Liiv neben mir aufs Bett und bemerke, dass ich ja einen Schlafanzug anhabe!
°Wie zur Hölle?!°
Die Tür wird mit karacho aufgeschlagen und knallt gegen die Wand.
"Guten Morgen~!", ruft eine mir bekannte Stimme zu.
Und sogleich tritt ein grosser, schlanker, fröhlicher Mann hinein.
"Na? Gut geschlafen?", fragt er mich, als er auf mich zu kommt.
Völlig perplex schaue ich ihn an.
Er steht mittlerweile lächelnd neben meinem Bett und hält mir ein Etui hin.
Überfordert nehm ich es an mich und öffne es.
Eine runde Brille liegt darin.
"Das ging ja schnell", flüstere ich beinahe und setze mir die Brille anschliessend auf.
"Oh gewiss!", bestätigt er und befreit meine eine Locke, welche sich mit dem Horn verfangen hat.
"Und ich habe noch eine gute Nachricht!", so erzählt er weiter, "heute Morgen wurde eine Tholunder-Fledermaus gesichtet."
Meine Augen beginnen sofort zu funkeln.
"Nun denn!", ruft er und zeigt mit dem ausgestreckten Zeigefinger zur Tür.
"Gehen wir!"
Als er gerade zur Tür laufen möchte, entgegene ich:
"Mephisto, warte!"
Ich versuche ihn am Umhang festzuhalten, wobei ich vom Bett stürchle.
Verblüfft dreht er sich um.
Mühsam racker ich mich wieder vom Boden auf.
"Ich habe..", ein lautes Knurren unterbricht mich und ich halte mir verlegen eine Hand auf den Bauch.
"Hunger?!", beendet er amüsiert meinen Satz.
"Nein! Doch! Also.. wie bin ich überhaupt in diesen Schlafanzug gekommen?", und halte ihm fragend den unteren Saum meines Oberteils leicht entgegen.
"Ach stimmt, das hätte ich glatt vergessen!"
Er zwinkert mir zu und zählt langsam mit seinen Finger:
"Eins, Zwei, Drei!"
Dann schnippt er und kurz erscheint ein rosa Wolke mit bunten Sternen, ehe sich mein Schlafanzug in ein kurzes dunkellilanes Kleid mit Strümpfen verwandelt.
"Wuha", entkommt mir ein etwas lauter Schrei und ich mustere meine neue Kleidung skeptisch.

"Das steht dir wirklich vorzüglich", merkt er charmant an und schreitet schliesslich aus dem Zimmer

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

"Das steht dir wirklich vorzüglich", merkt er charmant an und schreitet schliesslich aus dem Zimmer.
"HEY!!!", ruf ich ihm empört hinterher und eile ihm schnell nach.
Doch statt, dass er mich anhört, pfeifft er nur weiter fröhlich vor sich hin, wobei er den Regenschirm in seiner Hand kreisen lässt.
Mein Tempo beschleunigt sich und ich stelle mich ihm mit geballten Fäusten in den Weg.
"Was soll das?"
Er hält sofort inne und stützt sich auf seinem Regenschirm ab.
"Was meinst du?", wundert er sich.
"Na, ich meine das!", und zeige mit beiden Händen auf mein Kleid.
"Gefällt es dir etwa nicht?", erkundigt er sich weiter.
"Doch, aber das .."
"Dann sag doch zur Abwechselung einfach mal danke", fällt er mir leicht genervt ins Wort und läuft etwas verärgert an mir vorbei.
Wie angewurzelt bleibe ich stehen.
°Stimmt schon, ich habe mich bis jetzt nur ein einziges Mal bei ihm bedankt.. Dabei hat er schon so einiges für mich getan.°
Ein verzweifelter Seufzer entgleitet mir.
°Ich muss mich wohl entschuldigen.°
Entschlossen drehe ich mich um und stelle frustrierend fest, dass er nicht mehr da ist.

---

Nun irre ich also schon sicher 15 Minuten in diesem riesigen Aladdin Palast umher und kein Mephisto weit und breit zu sehen.
Meine Laune wird immer mieser und das zusätzliche Hungergefühl gibt mir schliesslich den Rest!
Wütend schlage ich die nächste Tür auf und stelle zu meinem nächsten Ärger auch noch fest, dass ich wieder beim ersten Zimmer angelangt bin.
Zornig fuchtle ich mit meinen Armen um mich, ehe ich die Tür mit einem lauten Knall zuschmettere.
Gerade noch so konnte sich Liiv hindurchzwängen.
Entschuldigend nehme ich sie hoch und erkläre ihr meinen Gemütszustand, bevor ich sie dann sachte auf ihren Lieblingsplatz absetze.
"Wo könnte er denn nur sein?", denke ich laut und stampfe weiter unwissend durch die Gegend.

Ein lautes Geräusch, weckt schliesslich meine Aufmerksamkeit und ich fasse den Entschluss diesem zu folgen.

Der Lärm ist mittlerweile gigantisch und ich überlege mir äusserst sorgfältig, ob ich die nächste Tür wirklich öffnen möchte.
Immernoch nachdenklich schiele ich kurz zu Liiv, die mich verliebt ansieht. Vermutlich nur, weil sie genauso hunger hat wie ich.
"Na schön meine Kleine! Noch eine Tür und danach werden wir was Essen gehen, einverstanden?"
Sie reibt ihren Kopf an meine Backe, was ich als ein 'Ja' auffasse.
Ganz langsam also, öffne ich die Tür.
Und als ich sehe was sich dort drinn verbirgt, raubt es mir fast den Atem.

~~~~~ca. 877 Wörter~~~~~

Zweisamkeit - Mephisto Pheles FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt