Sechzehn

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Nun zieht er mich also hinter sich her.
"Mephisto, wohin gehen wir überhaupt?", erkundige ich mich und betrachte dabei seinen Zylinder.
Ohne stehen zu bleiben, kehrt er mir kurz sein Gesicht zu und sieht mich herausfordernd an.
"Oh nein! Ich werde jetzt ganz bestimmt nicht meine Fähigkeit nutzen", motze ich ihn an und verziehe mein Gesicht. "Das kannst du mir schon selbst sagen!"
Er richtet sein Blick wieder noch vorn und entgegnet leise:
"Nur manchmal hat man keine Gelegenheit sich in Worte zu fassen."
Überrascht bewundere ich ihn kurz, ehe mein linkes Auge zu zucken beginnt.
"Du nervst echt!", und lege meinen linken Zeige- und Mittelfinger auf meine Schläfe.
"WIR GEHEN INS CASINO?", rufe ich aufgebracht, "aber, aber, ich.. da.. sind total viele Menschen und.."
Ich konnte meinen Satz nicht beenden, da hat er nämlich schon die nächste Tür mit seinem magischen Schlüssel geöffnet.
Ein eiskalter Wind kommt uns entgegen und meine Füsse stehen kurzerhand im Schnee.
Blitzschnell schmiege ich mich an Mephisto um wenigstens etwas Schutz vor dieser Kälte zu haben.
Behutsam legt er dann eine Hand auf meinen Kopf, ehe er mit den Finger lautlos auf drei zählt und anschliessend schnipst.
Unverzüglich entsteht dabei eine pinke Wolke mit bunten Sterne, wodurch sich mein Bademantel in ein schwarzes, rückenfreies Kleid verwandelt.
Der untere Saum, wie auch die Ärmel des Kleides bestehen aus Spitze und es reicht mir bis zu den Knien.
Meine Füsse haben ebenfalls schwarze, elegante Stiefel bekommen und vor meinen Augen befindet sich eine Maske.
Vorsichtig taste ich sie ab und stelle dabei fest, dass diese eine Art Schnabel hat.
Vermutlich gleiche ich jetzt einer Krähe. Nur mit Hörner..
Ansonsten ist die Maske mit dunkeln Feder, Glitzerpailletten und Spitze verziehrt.
Als ich nach oben zu Mephisto schaue, sieht dieser mich entzückend an, bevor er erneut schnipst.
Wieder ensteht eine Wolke und nun verwandelt sich auch seine Kleidung in ein schwarzes verführerisches Butler Outfit.
Auch er trägt eine Maske, die mit Hasenohren, Blumen, Perlenketten und einer Taschenuhr geschmückt ist.
Ausserdem befindet sich ein antiker Gehstock, mit goldenen Verziehrungen, in seiner rechten Hand.
Nun bin ich es, deren Augen strahlen.
Auf Mephistos Gesicht schleicht sich unterdessen ein Lächeln und er hält mir gentlemanlike seinen linken Arm hin.
Und da man dieser charmanten Geste einfach nicht wiederstehen kann, hacke ich schliesslich bei ihm ein.
Gemeinsam schreiten wir dann durch die sternenklare Winternacht.

Es dauert nicht lange, da kommen wir zu diesem riesigen Casino, dass schon weit in der Ferne gut zu erkennen ist.
Denn seine viele Schilder leuchten grell und blinken auffallend, so dass es wirklich jede Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Dabei sticht eine Tafel besonders heraus. 'Maskengala' steht auf dieser mit einer grossen, geheimnisvollen Schrift.
Einen Moment bewundere ich es noch, ehe mich Mephisto in dieses Gebäude schleppt.
Mir stockt sogleich der Atem, als ich plötzlich eine gewaltige Menschenmasse auf insgesamt 6 Stöcke verteilt sehe.
Doch der Dämon denkt gar nicht erst ans rasten, sondern zerrt mich weiter ins Innere.
Wegen den vielen Stimmen, dem Gelächter und den lauten Spielautomaten, welche alle gleichzeitig auf mich eindröhnen, wird mir schwindelig.
Allerdings bemerkt Mephisto dies nicht und schreitet daher weiter Richtung Lounge.

Endlich lassen wir uns auf zwei Stühle nieder, wobei ich mich verzweifelt an dem kleinen Holztisch, welcher direkt vor mir steht, kralle.
Mephisto sitzt gegenüber von mir und legt sanft seine Hand auf die meine.
Vorsichtig hebt er sie hoch und gibt ihr ein Küsschen, bevor er sie schliesslich zu seiner Schläfe führt.
Unverzüglich weiten sich meine Pupillen und ich fühle mich mit ihm verbunden. Die Stimmen um uns herum werden leiser und nur noch die vertrauten Gedanken von Mephisto höre ich klar und deutlich in meinem Kopf.
Ich schliesse meine Augen und horche seinen schmeichelnden Worten, welche mir unglaublich gut tun.
Nachdem ich mich so ein wenig entspannen konnte, öffne ich langsam meine Augenlider und sehe Mephisto verträumt an.
Er lächelt mich unter seiner Maske sanftmütig an und bestellt dann eine Flasche Moscato.
Während der Kellner den süssen Weisswein bringt, lasse ich meinen Blick erneut durch den grossen Raum schweifen.
Alles ist bis ins kleinste Detail passend zum Motto dekoriert und wirklich jeder trägt eine Maske, was dem ganzen einen geheimnisvollen, leicht verführerischen Touch verpasst.
Ausserdem betreten einige Musiker gerade eine Art Bühne und bereiten sich auf ihren Auftritt vor.
Während ich sie bei ihrem Tun beobachte, reicht mir Mephisto das volle Champagnerglas hin.
Etwas überrumpelt nehme ich entgegen und stosse mit ihm an, wobei sich auf seinem Gesicht ein zufriedenes Lächeln zeichnet.

Zweisamkeit - Mephisto Pheles FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt