°Two°

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»Das kann der doch nicht machen! Ist das sein verdammter Ernst!?«, aufgebracht raufe ich mir die Haare, bevor ich den erstbesten Gegenstand, den ich in meine Finger kriege, packe und durch meine Wohnung schleudere. Krachend zersplittert der Teller auf dem Boden und meine zwei Mädels zucken erschrocken zusammen. Sie kenne mich jetzt schon gut genug um zu wissen, dass ich sehr gewalttätig werden kann, weswegen sie auch nichts dazu sagen. Seit gut einer Stunde haben wie alle Feierabend und sind sofort zu mir gefahren. Roxanne hat Quinn informiert und nun versuchen beide mich irgendwie aufzumuntern oder es mir schön zu reden.

»Dieser verdammte Bastard!«, wütend lasse ich mich auf die Couch fallen und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Das kann er doch nicht wirklich ernst meinen. Einen Partner? Ich? Liss?

»Glaubst du nicht, dass du ein wenig überreagierst? Ich meine, vielleicht ist er ja gar nicht so schlimm und vielleicht sogar ein ganz Hübscher«, murmelt Quinn leise, woraufhin ich den Kopf hebe und sie mit einem mörderischen Blick fixiere. Sofort zieht die braunhaarigere ihren Kopf ein und hebt abwehrend die Hände.

»Was interessiert mich das, ob er ein Hübscher ist oder nicht! Ich brauche keinen Partner und will auch gar keinen! Ihr wisst beide ganz genau, dass ich alleine super zurecht komme. Außerdem, ich will meinen Gewinn mit niemandem teilen müssen. Ich war von Anfang an Solokünstlerin und das will ich auch bleiben!«, zische ich böse und streiche mir dann einige lose Haarsträhne aus dem Gesicht.

»Liss, ich weiß, du hattest keine einfache Vergangenheit und dir fällt es nicht leicht, dich auf wen einzulassen oder mit zusammen zu arbeiten, besonders dann nicht, wenn es männliche Geschöpfe sind. Aber findest du nicht auch, dass du es zumindest versuchen solltest? Uns hast du dich doch auch gegenüber geöffnet und jetzt sieh einer an!«, meldet sich Roxanne zu Wort und lächelt mich aufmunternd an. Quinn nickt zur eifrig mit dem Kopf und lächelt mich ebenfalls aufmunternd an. Mit einem Schlag ist die ganze Wut verflogen und ich stoße hörbar die Luft aus. Wie kann ich den beiden auch nur böse sein? Es sind meine besten Freunde und auch meine einzige Freunde.

»Ich weiß, Mädels. Ihr wollt mir nur helfen und mich aufmuntern, aber das wird trotzdem nichts an meiner Meinung oder Einstellung ändern. Ich vertraue niemandem mehr und werde bestimmt nicht mit irgendwem zusammen arbeiten. Jedes Mal, wenn man sich öffnet, wird man nur verarscht und verletzt. Darauf verzichte ich liebend gerne. Ja, ihr seit meine besten Freunde, aber das heißt nicht, dass ich noch mehr Freunde brauche«, betroffen wende ich den Blick ab und kaue mir nachdenklich auf der Unterlippe. Ich war nicht immer so. Vor zwei Jahren habe ich noch vertraut. Viel zu sehe und viel zu schnell. Gerade dadurch wurde mein Vertrauen so missbraucht und ich bin in der Scheiße gelandet. Falsche Menschen, falsche Freunde und besonders...der falsche Partner. Schnell verdränge ich die ganzen Erinnerungen wieder und setze mein selbstbewusstes Lächeln auf. Selten kommt es vor, dass ich meine Maske fallen lasse und wenn, dann reiße ich mich auch sofort wieder zusammen. Ich habe mir geschworen, nie wieder schwach vor wem zu sein, geschweige mich denn irgendwem gegenüber zu öffnen. Bei Quinn und Roxanne war er eine Ausnahme. Es hat von Anfang an bei uns Dreien geklickt.

»Mädels, so sehr ich euch auch liebe, ich bin echt verdammt müde und ich muss in ein paar Stunden wieder im Club sein. Seth hat mich wohl oder übel dazu gezwungen, den Neuen kennenzulernen, sonst verliere ich meinen Job und das werde ich nicht riskieren«

»Oh wow. Du fühlst auch so Etwas wie Liebe?«, scherzt Roxanne, woraufhin ich die Augen verdrehe und mich von meinem Platz erhebe, nur um mich dann einmal ausgiebig zu strecken. Meine Knochen fühlen sich echt schwer an und ich will nur noch ins Bett.

»Fühlt euch wie zu Hause, aber ich geh jetzt schlafen. Gute Nacht«, mit diesen Worten verschwinde ich aus dem Wohnzimmer und steuer direkt auf mein Schlafzimmer zu. Leise schließe ich die Tür hinter mir und lasse mich sofort auf das große Bett fallen. Kaum hat mein Kopf das weiche Kopfkissen getroffen, fallen mir die Augen zu und ich kuschel mich unter meine Decke. Eine schleppende Müdigkeit überrumpelt mich und ich schaffe es noch, schnell einen Wecker zu stellen, bevor ich mich auf die Seite drehe und langsam weg drifte. Hoffentlich war das nur eine Verarsche von Seth und er meint es nicht wirklich ernst. Das wäre mein Alptraum. Einen Partner? Nein danke. Mir diesen Gedanken drifte ich langsam davon, bis mich der Schlaf komplett einholt.

»Alter! Mach den Scheiß endlich aus!«, schallt es durch die Wohnung und grummelnd setze ich mich auf. Mein nervtötender Wecker klingelt erbarmungslos weiter, bis ich ihn endlich ausschalte und auf die Uhr blicke. Sieben Uhr. Mürrisch krabbel ich aus dem Bett, direkt ins Bad. Müde streife ich mir die Kleider vom Leib und stelle mich unter die Dusche. Ein kalter Strahl rieselt auf mich hinab und mit einem Schlag bin ich hellwach. Um Neun Uhr muss ich im Club sein. Nach einer kurzen Dusche, fange ich an meine Zähne zu putzen und mich danach zu schminken. Nur im Handtuch gekleidet laufe ich zurück in mein Zimmer und ziehe einfach irgendwas an. Meine Haare kämme ich nur kurz, sonst lasse ich sie an der Luft trocknen. Frühstücken tue ich eh nicht, weswegen ich nur meine Tasche packe und mich dann auf dem Weg mache. Roxanne und Quinn kennen sich sowieso aus. Die werden sich schon was zu Essen machen können. Der Weg zum Club dauert nur zwanzig Minuten und es dauert nicht lang, da betrete ich ihn schon und halte Ausschau nach Seth. Rae, unser Türsteher, kommt mir entgegen und begrüßt mich freundlich.

»Ah, Liss! Guten Morgen. Seth wartet Backstage auf dich«

»Super, vielen Dank!«, bedanke ich mich lächelnd bei dem Schrank und schlendere dann gemütlich in den Backstagebereich. Von weitem kann ich schon hören, wie mein Chef mit wem spricht und da fällt mir auch sofort wieder ein, weswegen ich hier hin. Ich soll heute meinen neuen Partner kennen lernen. Wütend balle ich die Hände zu Fäuste und spanne meinen Kiefer an. Dem werde ich seine Arbeit schon vergraulen. Er wird freiwillig gehen und ich werde meinen Joh behalten. Auf keinen Fall, werde ich mit ihm zusammen arbeiten. Angepisst reiße ich den Vorhand zur Seite und sofort werden beide Männer auf mich aufmerksam. Mein Chef kommt lächelnd auf mich zu, doch ich bin viel mehr damit beschäftigt, den Fremden zu betrachten. Ein großgebauter, trainierter Mann steht vor mir. Giftgrüne Augen, kurz geschorene schwarze Locken und definierte Wangenknochen, an denen man sich schneiden könnte. Aufmerksam lasse ich meinen Blick über den Dunkelhäutigen schweifen, bevor ich schnell weg schaue und keuchend nach Luft schnappe. Heilige Scheiße. Ich werde es nicht verleugnen, er ist heiß. Verdammt heiß sogar.

»Guten Morgen, Liss! Komm!«, eifrig zieht mich Seth an der Hand hinter sich her und bleibt mit mir vor dem Fremden stehen. Seine Augen mustert mich von Oben bis Unten, bevor sich ein selbstsicheres Lächeln auf seine Lippen schleicht und er leicht mit dem Kopf nickt. Ein Player. Finster kneife ich die Augen zusammen und zeige ich mit meiner Körperhaltung, dass er nicht erwünscht ist.

»Liss, ich möchte dir deinen Partner vorstellen. Reese Royce«

»Freut mich sehr, dich kennen zu lernen. Ich habe schon vieles über dich gehört. Wir werden bestimmt gut zusammen arbeiten«, nachdem Reese das ausgesprochen hat, zwinkert er mir zu und verschränkt dann die Arme vor der Brust. Angepisst sinken meine Mundwinkel nach Unten und ich verschränke ebenfalls die Arme vor der Brust. Was bildet sich dieser Pisser eigentlich ein?

»Das werden wir schon noch sehen, wie gut wir zusammen arbeiten werden«, zische ich nur bedrohlich leise.

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