°Four°

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Plötzlich ertönt ein Klatschen hinter uns und wir beide zucken erschrocken zusammen. Seth kommt grinsend auf uns zu und bleibt gefährlich nah neben mir stehen. Seufzend schüttel ich den Kopf und versuche unauffällig einen Schritt von ihm zu weichen, doch er kommt mir zuvor, indem er eine Hand um meine Hüfte legt und mich gegen seine Seite drückt. Angewidert blicke ich weg und versuche ihn mit einer Hand von mir zu drücken, jedoch vergeblich.

»Sehr gut wart ihr und Liss. So schlimm ist er doch nicht?«, wendet sich mein Chef an mich und grinst mich schmierig an. Schweigend verdrehe ich die Augen und blicke dann hilfesuchend zu Reese rüber. Seine Augen fixieren Seths Hand und er verschränkt die Arme vor der Brust. Plötzlich hebt er den Blick und blickt mir direkt ins Gesicht. Ohne was zu sagen kommt er auf uns beide zu, entreißt mich fast schon aus Seths Griff und drückt mich stattdessen auf den Stuhl. Erleichtert atme ich aus und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Wieso hat er mich jetzt aber geholfen?

»Vielen Dank, aber wir würden jetzt gerne weiter trainieren. Sie muss mir noch einige Moves zeigen, also können wir keine Zeit verschwenden«, sagt Reese mit einem festen Unterton und ich schiele unauffällig zu den beiden rüber. Etwas überrumpelt blickt unser Chef meinen neuen Partner an und nickt dann nur mit dem Kopf.

»Ja...ja klar! Das ist vollkommend verständlich. Trainiert nur so lange wie ihr wollt. Heute habt ihr frei. Morgen müsstet ihr dann beide auftreten«, meint Seth nur und dreht sich anschließend um, um den Raum zu verlassen. Kaum ist die Tür ins Schloss gefallen puste ich hörbar die Luft aus und schüttel nur den Kopf. Dieser Typ ist echt schon widerlich.

»Hey«, stuppst mich Reese plötzlich von der Seite an und mustert mich besorgt.

»Fasst der dich öfter so an?«

»Ja«, murmel ich leise und wende dann beschämt den Blick von ihm ab.

»Was ein ekelhafter Typ. Keine Angst. In meiner Anwesenheit wird er dich nicht mehr anfassen, dafür werde ich schon sorgen«, murmelt mein neuer Partner leise und ich blicke verwirrt zu ihm hoch. Wieso will er mir dabei helfen und was interessiert ihn das überhaupt? Ich freue mich sehr über seine Hilfe, aber das ist doch nicht nötig?

»Lass uns noch ein Bisschen weiter trainieren«, wechselt er plötzlich das Thema und dankbar darüber nicke ich mit dem Kopf und erhebe mich vom Stuhl. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren fangen wir beide an zu trainieren. Ich muss zugeben, dass er gar nicht so schlimm ist, wie ich am Anfang dachte. Trotzdem stört es mich, dass ich jetzt mit ihm tanzen muss und nicht mehr alleine. Immerhin bin ich Solokünstlerin und verdiene auch alleine sehr gutes Geld. Ich brauche ihn nicht, besonders nicht seine arrogante Art. Nach gut zwei Stunden lasse ich mich erschöpft auf den Boden fallen und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Das war ein verdammt anstrengendes Training. Er hat mir einige Moves gezeigt und ich ihm. Gemeinsam haben wir dann auch endlich eine Choreo machen können, die wir morgen Abend dann präsentieren werden.

»Was ist los, Shawty? Bist du jetzt schon erschöpft?«, fragt Reese mit einem neckenden Unterton, woraufhin ich ihm nur den Mittelfinger zeige.

»Wieso so freundlich wieder?«

»Halt die Fresse«, knurre ich genervt, bevor ich mich vom Boden erhebe und meine Sachen zusammenpacke. Fragend beobachtet mich mein neuer Partner dabei und wartet darauf, bis ich seinen Blick bemerke.

»Ist was?«, gebe ich gereizt von mir und schwinge mir die Tasche über die Schulter.

»Wieso bist du jetzt wieder so genervt von mir? Was habe ich dir diesmal getan?«

Genervt verdrehe ich die Augen und blicke ihm dann ernst ins Gesicht. Gespannt mustert er mich und verschränkt die Arme vor der Brust. Merkt er denn nicht, dass ich ihn nicht leiden kann?

»Hör zu. Nur weil du mir geholfen hast und wir beim Training miteinander ausgekommen sind, heißt es nicht, dass wir Freunde werden oder dass ich dich leiden kann. Wir sind Partner, mehr nicht. Arbeitskollegen. Nicht mehr, nicht weniger. Also bild dir bloß nicht ein, dass ich zu dir nett sein werde«, und mit diesen Worten verlasse ich die Halle und verschwinde in der Umkleide. Dieser Typ ist echt nervig. Ja, vielleicht sieht er gut aus, aber das wars auch schon. Er ist arrogant, ich bin arrogant. Das kann einfach nicht gut gehen. Außerdem werde ich ihm das Leben zur Hölle machen, damit er freiwillig kündigt. Seufzend ziehe ich mich um, bevor ich die Umkleide verlasse und endlich an die frische Luft trete. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass es schon Ein Uhr ist. Haben wir so lange trainiert? Plötzlich werde ich an den Schultern gepackt und herumgewirbelt. Erschrocken reiße ich die Augen auf und kann mir gerade noch einen Schrei unterdrücken, der in meiner Kehle steckt. Reese steht vor mir und durchbohrt mich mit einem ernsten Blick. Was will er denn jetzt von mir und warum klopft mein Herz jetzt so stark? Wie gebannt blicke ich zu ihm hoch, unfähig auch nur ein Wort zu sagen.

»Shawty, glaubst du wirklich, dass du mich so schnell los wirst?«, fängt er dann an und schüttelnd lachend den Kopf. Verwirrt über seine Aussage runzel ich die Stirn und blicke ihm weiterhin nur in die Augen. Sein Blick lockert sich langsam, doch im nächsten Moment schlingt er einen Arm um meine Taille und drückt mich an sich. Instinktiv lege ich beide Hände auf seiner Brust ab und schnappe erschrocken nach Luft. In seinen Augen blitzt irgendwas auf, doch ich kann es nicht genau definieren. Erst jetzt wird mir bewusst, wie nah wir uns eigentlich sind und im nächsten Moment weiche ich auch schon mit dem Kopf zurück. Was macht er bloß mit mir? Und wieso hört mein verdammtes Herz nicht auf so stark zu klopfen?

»Merk dir eins, Shawty. So schnell wirst du mich nicht los. Ich bin überall«, und mit diesen Worten lässt er mich los und geht davon. Perplex blicke ich ihm hinterher und lasse mir seine Worte durch den Kopf gehen. Was war das denn gerade? Wer ist Reese wirklich und was will er?

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