Kapitel 2

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Der Geruch von frisch gewaschener Wäsche stieg mir in die Nase. Ich überlegte. Überlegte die Augen auf zu machen. Überlegte ob ich das, was in dieser bunten Welt gerade vorging überhaupt sehen wollte. Solange alle dachten ich wäre noch nicht wach, war alles gut.

Ich horchte. Schärfte meine Sinne. Alles musste jetzt einfach funktionieren. Außer die Augen, denn die hätten nur Angst erzeugt, mit dem was sie gesehen hätten. Denn egal, was es war, ich wäre es nicht gewohnt und das bedeutete Veränderung, das wiederum bedeutete Angst.

Was sollte ich tun? Was ist passiert, wo war ich? Plötzlich hörte ich es. Jemand atmete laut auf. Leise, sehr leise aber laut genug für meine Ohren. Ich war also hier nicht allein, da wo ich jetzt war. Wo war „Hier"? Auf jeden Fall lag ich auf etwas weichem, einem Bett. Zur Seite geneigt, weshalb nur mein rechtes Ohr den Atem des Fremden hörte. Ich öffnete mein linkes Auge ein wenig. Damit sah ich zwar weniger, aber das Risiko das der Fremde bemerkte, dass ich wach war, war geringer.

Schwarze Schuhe. Schwarze Hose. Männliche Statur. Schwarzer Pullover. Muskeln. Kapuze auf. Blonde Locke. Nasenspitze, weich und keineswegs so wie ich mir einen typischen Entführer vorgestellt hatte. Sein Atem war gleichmäßig. Er saß direkt neben dem Bett indem ich mich befand. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Sein Gesicht konnte ich durch die Kapuze nicht erkennen. Er bewegte sich. Nahm die Hände aus den Taschen und stütze sich mit den Ellbogen auf seine Knie. Sein Kopf war in der Höhe von meinem, ca. 20 cm entfernt.

Eindeutig zu nah. Sein Kopf bewegte sich. Mein Auge fiel ruckartig zu. Gute Reflexe hatte ich. Aber was jetzt? Mein Kissen. Alles was ich hatte war das Kissen auf dem mein Kopf lag. Mir fiel ein völlig banaler Gedanke ein. Das Kissen. Sein Gesicht. Meine Füße. Wegrennen. Egal wohin. Ein Versuch war es wert. Aber was war, wenn meine Beine noch zu kraftlos waren? Was ist, wenn ich eingesperrt war? Egal. Bei drei Penelopé, bei drei. Sei einmal mutig. Eins. Zwei. Nein. Doch. Mama, für dich. Drei.

Mit einem Ruck saß ich aufrecht im Bett warf ihm das Kissen ins Gesicht, es knallte. Der Stuhl fiel um, die Kapuze klappte von seinem Kopf. Ich strich die Decke weg und rannte blitzschnell los. Ganze 2 Meter, als mein Bein anfing zu schmerzen und meine Knie über den glatten weißen Boden schürften. Ich fiel. Mein Blick fiel auf meinen rechten Fuß. Gefesselt an eine Eisenkette. Mist. Ich zerrte, riss. Die Kette schnürte sich in meine Haut. Es brannte. Alles. Doch ich riss und zerrte weiter. Im Bruchteil einer Sekunde packten mich zwei Hände. Ich wirbelte herum und versetzte meinem Angreifer einen kräftigen Schlag ins Gesicht. Es half nichts. Er war zu stark. Ich strampelte, boxte, schlug um mich. Als das nichts half fing ich an zu schreien. Da packte er mich an den Handgelenken und zog mich auf die Beine, drückte mich zurück in Richtung Bett und lies sich direkt auf mich fallen. Er drückte mich in die Matratze. Stellte meine strampelnden Beine mit seinen Knien ruhig:> Herrgott jetzt hör auf, dämliche Kuh! <

Dann sah ich ihm direkt ins Gesicht und erstarrte. Ich sah in zwei grimmige, graue Augen, die von zwei zerzausten blonden Locken verdeckt wurden:> Du schonwieder! Der Franzose vom Flughafen. <

>Ich bin Amerikaner, aber schön, wenn du so blöd bist und jeden der „Pardon" wispert als Franzosen einstufst. Tolle Menschenkenntnis. <

Mein Blick wurde gehässig. Ich sah ihn drohend an und antwortete schnippisch: > Pardon. <

Meine Hände entfesselten sich aus seinen: > Und jetzt runter von mir! <

Erst jetzt bemerkte ich, dass alles was ich trug aus meinem Blümchen BH und meinem grauen Slip bestand:> Wo sind meine Sachen? Wo bin ich überhaupt? <

Er wollte sich gerade aufrichten: > Egal. <, als ich ihn einen weiteren Hieb mit dem Fuß verpasste. Wieder ins Gesicht. Ich stand auf. Wollte zu dem, mit Gardinen zugezogenen Fenster, dass sich neben dem umgekippten Stuhl befand. Nur einen Katzensprung entfernt. Wieder wollte er mich aufhalten:> Nein. <

UmwegeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt