Abends.
Abends drehten wir frei. Beide. Den ganzen Tag gingen wir uns aus dem Weg. So gut es ging, in einem Auto. Wir sprachen nicht viel. Hielten uns fern voneinander. Taten so, als mochten wir uns noch immer nicht. Als wären wir eine Last. Er mein Entführer, ich seine Entführte. Doch abends nicht. Der Abend war mir das Liebste am Tag. Wir spielten Schach, oder saßen draußen herum und glotzten in die Weiten der Welt. Meistens rauchte er dabei. Eines Abends saßen wir wieder herum, die Sonne ging unter. Er gab mir seine Zigarette. Hielt sie mir einfach unter die Nase. Daniel wusste, dass ich Raucher hasste. Zigaretten waren Gift für Verstand, Seele, Gesundheit. Ich wollte und konnte mich nicht in solche Menschen hineinversetzen. Denn jedes Mal, als ich es versuchte, drang der erbärmliche Gestank in meine Nase. Ich beschäftigte mich nie mit Rauchern. Ich nahm die Zigarette. Nahm einen Zug, hustete. Hielt mir die Hand vor den Mund. Widerlicher Dreck. Die Zigarette wanderte in seine Richtung. Seine Hände weilten zwischen seinen auseinandergebreiteten Beinen: > Nicht auf Lunge rauchen. Gewöhn dich erstmal dran. <
Dann nahm ich einen weiteren Zug. Behielt das Zeug im Mund. Ließ den Rauch durch Mund und Nase entweichen. Ich rauchte sie zu Ende. Während er sich erneut eine anzündete.
Das war mein erstes Mal. Mein erstes Mal mit einer Zigarette. Plötzlich wurde ich selbst zu einem Menschen, den ich sonst so verachtete. Es fühlte sich nicht schlecht an, doch es fühlte sich an, als würde ich mich selbst anlügen. Selbst das wurde mir mit der Zeit egal. Abends wurde mir die ganze Welt egal. Egal. Egal. Egal.
Die Dunkelheit war nun einmal dunkel. Sie war dunkel. Man wurde ein Teil davon, niemand sah einen mehr.
Eines anderen Abends weilte ich auf dem Boden. Alkohol. Alkohol über Alkohol. Alles was er vorbringen konnte. Wir tranken. Tranken und tranken. Bier. Viel Bier. Ich mochte Bier nicht. Ich fand es ekelhaft. Ich trank Bier. Nun trank ich Bier. Wir begannen zu grinsen, zu lachen. Ich vertrug nicht viel. Er wusste das. So, wie er alles wusste. Stetig, immer. Die erste Bierflasche wurde umfunktioniert: > Ey Blondi, wir spielen ein Spiel. <
Er sah mich an. Hob die Augenbrauen. Lächelte. Er war heiter, doch ruhig. Als wäre er die Ruhe selbst. Seine Bäckchen färbten sich rötlich. Sie sahen aus, als hätten sie Fell. Weiches Fell. Ich fragte mich, wie weich sich seine Wangen anfühlten: > Also diese Flasche hier. Bildschön, ich weiß, wird sich drehen. Nachdem wir sie angesssstupst haben. Dann sagt Derjenige ein Wort. Irgendeines. Nein, nein ICH sage das Wort. Und eine Frage oder so. Und dann muss der andere immer sagen, was er über den anderen weiß oder denkt. BIS wir einschlafen. Und der der einschläft hat verloren. So. <
> Penelopé, das macht keinen Sinn. <
Es war witzig. Er war witzig. So witzig!
> MEIN Spiel, MEINE Regeln. <
Er lächelte. Er war so witzig, so witzig! Und schön. Er war schön. Das schönste Geschöpf auf Erden. Er trank sein Bier. Ich drehte an der Flasche. Er gab mir Wasser. Ich trank sie in einem Zug aus: > Oha Daniel, du bist dran. <
Noch immer lächelte er. Lächelnd starrte er in mein Gesicht, in meine Augen: > Also das Wort ist..Rauchen. <
>Rauchen? <
>Rauchen. Also rauche ich? <
Er kratzte sich am Kopf, das tat er oft, wenn er nachdachte: > Du rauchst nicht. Hast es vorher auch nie probiert. Du kannst Raucher nicht leiden. <
Jetzt war ich dran: > Du rauchst. Und du denkst das ist gut, damit ich dich nicht leiden kann. Du rauchst nicht, weil du abhängig bist. Du rauchst auch nicht, wenn du mal Lust hast. Du rauchst ganz gezielt, genau dann, wenn du rauchst. Ich glaube du grübelst Stunden zuvor ob du rauchst oder nicht. Es macht aber keinen Unterschied, du wirst so und so stinken. Und es wird mir egal sein, so oder so. <
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Umwege
RomanceNichts ist wie es scheint. Doch das ist nicht unbedingt schlecht oder ? Um den richtigen Weg zu finden, muss man manchmal vom Weg abkommen. Penelope ist blutjung. Sie will raus ins Leben. Doch leider kommt eine Entführung dazwischen. Sie muss sich...