Kapitel 8

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Musik. Gute Musik. Anders, aber gut. Daniel spielte Musik von seinem Stick. Von SEINEM Stick. Musik die IHM gefiel. SEINE Musik. So viel Persönlichkeit hatte ich ihm gar nicht zugetraut. Aber ja, auch Entführer mochten Musik. Arschlöcher erst recht.

It's amazing how you try to save me

I've been going crazy

You can call me love

And I can call you Baby

Now it's complicated

I am overrated

You will stay understated

I can deal with that

Der Text war wunderschön. Die Melodie ebenso. Es war eine Mischung aus einem sentimentalen Lovesong im Popchambre und ein Hauch voll Punk. Ich mochte Punk sonst nicht, all dies Rumgebrülle, sinnlos. Aber hier war es irgendwie gut, die Stimme schrie, weil sie verletzt war, weil sie Gefühle zeigte. Der Sänger schrie, weil er liebte oder eben gerade nicht. Jemand musste in diesem Lied zusehen, wie er geliebt wurde und nicht zurücklieben konnte. Deshalb schrie er, er schrie, weil er ihr sagen wollte, dass es ihn nicht interessiert. Er merkte wie sie ihn verändern wollte und es nicht schaffte. Ich glaube er schrie, weil es ihm leidtat. Sie tat ihm leid.

> Schönes Lied. Wer singt es? <

> The Darling Buds. <

Er trank Kaffee und wirkte entspannter als sonst, während ich neugierig im Schneidersitz auf dem Beifahrersitz klemmte: > Sollte ich die kennen? <

> Du kennst den Liedsänger. Jamie Campbell Bower. Du magst den Film zu City of Bones. <

Vielleicht mochte er die Musik ja doch nicht. Vielleicht wollte er mir nur wieder klarmachen, wie viel er über mich wusste, wie viel Macht er somit über mich hatte. Vielleicht aber auch nicht. Ich hoffte es.

> Ich sehe da hat jemand seine Hausaufgaben gemacht. Stalker. <

Er nippte am Kaffee:> Immer vorbildlich. <

> Tja nur leider wusste ich nicht, dass er singt. Pech gehabt. <

> Ich weiß, aber ich. <

Das überraschte mich: > Du magst City of Bones? <

> Nein, ich mag die Musik. Der Film ist scheiße. Zu viel Romantikmüll. <

Lächelnd erwiderte ich: > Das hast du auch bei Dirty Dancing gesagt. <

Später am Abend, als er den Wagen hielt und meine Augen bereits zuzufallen schienen und mein Körper sich auf den hinteren Sitzen zusammenrollte, hob er die Handschellen auf, bevor er durch die bereits geöffnete Tür verschwinden wollte. Er kam auf mich zu, die Kälte strömte herein. Sanft nahm er mein unversehrtes Handgelenk: > Nein. <

Zaghaft fanden seine Augen meine. Noch immer hielt er mich fest. Er öffnete vorsichtig die Schnallen der Handschellen.

>Bitte. <

Ich flehte, ich bat.

Er ließ sie sinken, zog die Nase hoch und ging.


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