Kapitel 28 - I need to take a breath

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Ich spürte die Blicke, die an mir hafteten während ich durch die Schulflure eilte, aber gerade konnte ich mir keine Gedanken darüber machen warum sie mich so anstarrten. Das allgemeine Gemurmel und Gewisper drang an mein Ohr, jedoch war ich so spät dran, dass ich nicht hören konnte was genau sie sagten. Ich fühlte mich unwohl, irgendetwas sagte mir, sie redeten über mich. Dieses Gefühl bescherte mir eine Gänsehaut, eine die deine Haut überempfindlich werden ließ und das nicht aus guten Gründen. Ein Schaudern erfasste mich und ich versuchte ihn abzuschütteln. Ich legte noch einen Zahn zu und als ich um die Ecke bog, schlitterte ich in eine andere Person herein. „Huch! Pass doch auf!", maulte die Person mich an und rieb sich die Schulter. „Es tut mir total leid, ich...", fing ich an und stockte da ich endlich sah um wen es sich handelte. Mona. Mona funkelte mich an, etwas was sie seit einigen Tagen tat. Sie ging mir generell aus dem Weg und das schon seit sie mir diese Fragen bezüglich meines Wochenendes gestellt hatte. „Mona! Es tut mir echt leid", nuschelte ich und fuhr mir verlegen durch meine langen, braunen Haare. Sie ergriff meinen Ellbogen und zog mich hinter sich her, ich wollte protestieren da ich zum Unterricht musste, doch sie zischte mir etwas zu, was mich dazu brachte ihr zu folgen. „Sie reden über dich, Lilly. Ihr müsst vorsichtiger sein", ihre Stimme war kaum mehr als ein Raunen und ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ihr? Wen meinte sie mit ihr? Karla und mich? Über unsere Gespräche? „Was? Wovon redest du?", wisperte ich und ließ mich von ihr in einen leeren Raum schubsen. Sie entfernte sich einige Schritte von mir und begann im Raum auf und ab zu laufen, wenn sie das noch länger in der Geschwindigkeit tun würde, stand der Boden bald in Flammen. „Mona?!", sagte ich nun etwas lauter, da die Tür hinter uns ins Schloss fiel, „Was meintest du damit? Wer muss vorsichtiger sein?" Meine Beine fühlten sich an wie Pudding und ich ahnte worauf das hier hinauslief, aber ich wollte es nicht wahr haben. Sie konnte es nicht wissen – oder war sie wirklich am gleichen Ort gewesen wie Chloe und ich? Mona lief noch immer durch den Raum und schien völlig in Gedanken zu sein, es machte mich wahnsinnig. Es machte mich wahnsinnig zu wissen, dass sie etwas wusste. „Mona!", ich schnitt ihr den Weg ab und baute mich vor ihr auf, „Rede mit mir!" Meine Hände zitterten und mein Gesichtsausdruck schien genug zu sein um sie dazu zu bringen stehen zu bleiben. Ihr wich jegliche Farbe aus dem Gesicht und sie lehnte sich gegen den Tisch hinter sich, ich ging einen Schritt rückwärts und spürte die Tafel die sich in meinen Rücken bohrte. Aus reiner Gewohnheit fing ich an mit meinen Fingern zu ringen, immerhin knabberte ich nicht vor Nervosität an meinen Nägeln. Mona blickte mich von oben bis unten an, dann seufzte sie lautstark und presste ihre Lippen aufeinander. „Ihr müsst vorsichtiger sein...", setzte sie erneut an und ich spürte die Wut in mir auf wabern und meine Geduld dünner werden. Das war nichts Neues, ich musste es jetzt wissen. „Wer?!", presste ich hervor und mein Blut begann vor Aufregung zu kochen. Mir war unerträglich heiß und das obwohl es in dem Raum ungewöhnlich kalt war. „Frau Deckert und du", flüsterte sie und ich sah wie unwohl sie sich fühlte unsere Namen auszusprechen, unser Geheimnis laut auszusprechen. Mein Blut kühlte sich schlagartig ab und mein ganzer Körper begann zu zittern. Ich schlang meine Arme um meinen Körper und sah Mona mit aufgerissenen Augen an. Jeder normale Mensch hätte wohl begonnen es abzustreiten, sich rauszureden, aber ich blieb stumm. In meinem Hals bildete sich ein Kloß, mein Mund war trocken und eine Übelkeit stieg in mir auf, eine die mir gleichzeitig die Luft zum atmen raubte. Ich lehnte mich Haltsuchend an die Tafel und starrte weiter Mona an, die betreten zu Boden blickte und unheimlich blass wirkte. „Ihr müsst vorsichtiger sein", murmelte sie erneut und riss mich aus meiner Trance, „sie reden über euch..." Die Übelkeit erfasste meinen Körper und ich eilte zum Mülleimer in der hinteren Ecke. Mein Frühstück kroch meinen Hals empor und landete mit einem Würgen im Mülleimer, angeekelt über mich selbst wischte ich mir über meinen Mund und rang nach Luft. Mona stand noch immer vorne und blickte auf die Stelle, an der ich bis eben noch gestanden hatte. Ich hörte wie sie sich in Bewegung setzte und spürte kurz darauf eine Hand auf meinem Rücken, sie strich mir behutsam immer wieder über meinen oberen Rücken, bis ich mich beruhigt hatte und die Tränen nicht mehr an meinem Gesicht hinabliefen.

Midnight Rain - Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt