Kapitel 14

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Emir's Blick schellt zu mir und ich sehe pure Panik darin. Ich fühle mich in dem Moment genauso.
Plötzlich hören wir auch Schritte, die die Treppen hoch kommen und ich schlucke laut.

"Emir?" ruft die Stimme meines Bruders und mein Herz zieht sich zusammen.

Nach 5 Jahren höre ich endlich wieder mal seine Stimme. Ich hatte sie schon fast vergessen, was mich schlecht fühlen ließ. Ich frage mich wie er jetzt wohl aussieht.. Bestimmt erwachsener und reifer. Er war schon damals so erwachsen und reif und hat alles für seine Firma getan. Ich könnte mir vorstellen, wie hart er die all die Jahre gearbeitet hat und versucht hat, mich mit allen Mitteln aus seinem Kopf zu verbannen.
Ich war auch nicht bereit ihn so anzutreffen, das würde alles ruinieren. Es würde ihn noch mehr zerstören und das könnte ich ihm niemals antun.

"Er darf mich nicht sehen" flüstere ich panisch und blicke zu Emirs verwirrten Augen.

"Warum? Das wäre doch deine Chance frei zu sein?" flüstert er auch verwirrt.

"Nicht so! Das geht nicht.. los wo soll ich mich verstecken?" frage ich und schaue mich panisch um.

Die Schritte kommen immer näher und haben uns fast erreicht. Esma schaut auch sehr verwirrt zu uns, aber kommentiert das Geschehen vor sich nicht, denn sie durfte sich nicht an die Angelegenheiten von Emir einmischen, das wusste ich.

"Unter dem Schreibtisch schnell"

Emir drückt mich in die Richtung und ich tue es, ohne Zeit zu vergeuden. Ich krabbele unter den Tisch und halte für kurze Zeit die Luft ein, als ich die Schritte hier direkt im Raum höre.

"Junge was antwortest du nicht und lässt mich so lange warten" meckert mein Bruder aus Spaß und ich höre wie sich mit einem Handschlag begrüßen.

"Sorry ich war beschäftigt, setzt dich doch" entschuldigt sich Emir und kommt auf dem Chefsessel zu, der direkt vor dem Schreibtisch steht.

Kurz schaut er zu mir runter und unsere Augen kreuzen sich für eine Sekunde. Er wendet sofort sein Blick ab und ich kann ein leichtes dreckiges Grinsen auf seinem Lippen sehen, während er sich hinsetzt.

Ich bin erst verwirrt aber laufe dann rot an, als es in mir blink macht. Das hier könnte man ganz anders verstehen.. So ein Perversling! Was hat er bitte für Gedanken? Ich schüttele nur den Kopf darüber und konzentriere mich auf das Gespräch von den beiden.

"Ahja mit wem denn?" fragt daraufhin mein Bruder und ich höre auch, wie er sich hinsetzt. Wahrscheinlich auf dem Sessel vor dem Schreibtisch.

"Nicht so bruder" lacht Emir rau. "Mit dem Papierkram von der Firma"

Hier wird es langsam echt eng und ich habe Angst gegen irgendwas zu knallen, so das meine Deckung auffliegt. Ich sehe auch die schwarzen Lackschuhe von Emir, direkt vor mir. Wie kann man immer ein Anzug anhaben? Ist das nicht auf Dauer ungemütlich?.

"Genau deshalb bin ich hier. Jake möchte sein Deal zurückziehen" antwortet Kerem verärgert.

Wer zum Teufel ist Jake?.

"Was wieso?" kommt es deutlich angespannt von Emir, dabei tritt er ausversehen mit seinem Schuh auf meine Hand.

Ich quietsche leise auf, da er meine Hand zerquetscht hat. Emir reagiert schnell und tut so als hätte er ein Hustenanfall dabei nimmt er auch sein Fuß von meiner Hand weg.

Danke Arschloch, wegen dir wären wir fast aufgeflogen.

"Was war das?" fragt Kerem irritiert.

"Was *hust* meinst du Bruder?" tut Emir ahnungslos.

"Egal, auf jeden Fall Jake ist mit der Geldsumme nicht zufrieden, er verlangt mehr" fährt Kerem fort, ohne weiter nachzufragen.

Ich schaue zu Emir auf und spüre seine Anspannung bis hier hin. Wahrscheinlich läuft nicht alles nach Plan, was ihn zur Weißglut bringt. Vielleicht sollte ich noch mehr seine Nerven strapazieren? Er hat es auch irgendwie verdient.
Ich bohre langsam meine Finger an sein Bein, so dass er vor Schmerz kurz auf zischt und sich an das Leder seines Chefstuhls krallt.

"Alles gut bei dir? Du benimmst dich heute echt komisch" fragt Kerem sichtlich verwirrt von dem Verhalten von Emir.

Ich spiele zwar mit dem Feuer, aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir nicht Spaß macht.

"Eh ja ja alles gut" räuspert sich Emir und platziert plötzlich seine Hand auf mein Kopf und zieht mein Kopf näher zwischen seinen Beinen.

Ich reiße die Augen auf und glühe vor Scham, denn ich bin mit meinem Gesicht wenige Zentimeter von seinem Ding da entfernt.
Ich will mich los reißen, aber er lässt es nicht zu. Emir drückt stattdessen mein Kopf mehr runter und krallt sich an meine Haare.

Bitte Gott lass diesen Albtraum beenden, denn hier ist es verdammt heiß geworden.

"Ich werde das klären, mach dir keine Sorgen" spricht Emir weiter. "Vertrau mir"

"Das tue ich, dass weißt du auch. Ich sollte dann gehen, wir sehen uns morgen in der Firma und komm bitte mit guten Neuigkeiten an" verlangt mein Bruder und Emir nickt als Antwort.

Er lässt mich endlich los, so dass ich wieder weiter nach hinten kriechen kann und laut ausatmen kann. Das war zu viel Körperkontakt.

"Mach ich. Wir sehen uns morgen" verabschiedet sich Emir und schon höre ich, wie die Tür aufgeht und wieder zuknallt.

Ich warte auf Emirs Zeichen, bevor ich mich wieder raus krieche, denn ich möchte nichts riskieren.
Plötzlich sehe ich sein Kopf direkt vor mir, da er sich zu mir runter gebückt hat.

"Wie lang willst du da noch chillen?" grinst er mich an.

Sein Grinsen zieht mich für ein paar Sekunden völlig aus dem Konzept, so dass ich kurz blinzeln muss, um wieder zu mir zu kommen.

Ich muss zugeben, dass er ein verdammt attraktives Lächeln hat.

"Lustig" kommt es sarkastisch von mir.

Ich schubse ihn leicht zurück und rappele mich dann selber auf. Danach ziehe ich mein T-Shirt runter, da es etwas hochgerutscht ist und somit mein Bauch bisschen entblößt war. Dabei entgeht mir nicht der stechende Blick von Emir, der kurz auf meine nackte Haut geschaut hat.

Männer.

Ich möchte an ihm vorbei, da seine Anwesenheit zu viel des Guten ist für heute. Ich habe echt zu viel Zeit mit ihm verbracht, dass bringt mich auf komische Gedanken, die ich nicht haben möchte.
Doch wie ich es schon gewohnt bin, hält mich Emir fest und drückt mich ans Schreibtisch.

"Wir sind noch nicht fertig. Du erzählst mir jetzt sofort alles" befehlt er.

Ich hasse es wenn er mir Befehle gibt, als wäre ich sein Eigentum.

"Ich erzähle gar nichts. Find es doch selber von deinem achsotollen Freund Cem raus" antworte ich bissig und drücke ihn weg.

Schnell laufe ich an ihm vorbei, bevor er mich schnappen kann und gehe die Tür hinaus.

"Dünya mach mich nicht wütend" höre ich die wütende Stimme, die mir nach kommt.

Ich liebe es ihn zu provozieren und zu verärgern.

"Was wenn?" provoziere ich weiter und möchte weiter laufen, aber halte inne, als ich eine alte unbekannte Frau sehe, die die Treppen hochläuft und mich direkt anblickt.

Das sind zu viele Gäste heute. Wer ist denn die bitte?! Emir wird mich umbringen, da ich ohne drauf acht zu geben, dass mich jemand erblicken könnte, raus gestürmt bin.

"Dann werde ic-" setzt Emir an, aber verstummt sofort, als er neben mir steht und auch die alte Dame anblickt.

"Mein Sohn wer ist das?!" fängt die Frau anzusprechen und sieht mich dabei an.

Jap. Jetzt bin ich komplett am Arsch.

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