Epilog

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2 Jahre später....

Meine Finger gleiten über die Gravur auf dem kalten Stein und lassen mein Herz erfrieren. Wie gebannt ziehe ich jedes einzelne Buchstabe in mich hinein, während Ohren dem Gezwitscher der Vögel zu hören.

Emir Korkmaz - 24.05.1992-01.09.2018

Meine Augen wandern kurz nach oben, in den klaren blauen Himmel, und ich blinzele mit Mühe die aufkommenden Tränen weg. Langsam fasse ich mit der Hand in die Erde von seinem Grab und drücke dann meine Hand zu einer Faust zu. Ich genieße das kalte Gefühl der Erde zwischen meinen Fingern, während ich ein kleines Gefäß raushole und die Erde dort hinein sacken lasse. Gut verstaut packe ich das Gefäß wieder weg und nehme die kleine Gießkanne in meine Hand, um sein Grab zu wässern. Die neuen Gänseblümchen, die ich vor wenigen Minuten auf seinem Grab vergraben haben, Lächeln mir fröhlich entgegen und lassen mein Mundwinkel leicht hoch zucken.

Lange ist es her. Zwei verfluchte Jahre. Viele haben mir eingeredet, dass der Schmerz vergeht, dass ich wieder in meinem normalen Alltag zurückkehren werde und alles vergessen werde, doch sie haben mich alle angelogen. Nichts ist vergangen, rein gar nichts. Das Leben geht zwar weiter, doch für mich ist das Leben, an dem Moment, wo Emir vor meinen Augen gestorben ist, stehen geblieben. Seine Leiche war nur noch ein Hauch von Asche, mehr nicht. Er hatte viel mehr als das verdient. Wir hatten viel mehr als das verdient...

Unbewusst sind einige Tränen meine Wange entlang gestrichen, weshalb ich sie mit meinem Ärmel wegwische. Unsere reine Liebe ist dem Bösen Absichten der anderen verwelkt und zerstört wurden. War's das?. Kommen Leyla, Pablo und Cem einfach davon?. Ich weiß zwar nicht wann ich zu so einem schlechten Menschen geworden bin, aber ich wünsche den dreien das doppelte. Ich möchte, dass sie mehr Leid verspüren, als es je Emir zu spüren bekommen hat.

Ist das falsch von mir?.

Aber ich habe doch ein Recht dazu. Sie haben mir den Menschen weggenommen, denn ich mehr als alles andere auf der Welt geliebt habe. Der in mir mehr als nur eine langweile Mauerblümchen gesehen hat... Dank ihn weiß ich doch überhaupt, was Liebe ist. Wie es ist geliebt zu werden und zu lieben. Emir hatte zwar seine eigene Art, seine Liebe zu zeigen, doch das allein hatte mir schon ausgereicht. Ich habe nicht mehr von ihm verlangt.

"Dünya" holt mich eine Stimme aus meinem Gedanken raus und im nächsten Moment, spüre ich schon eine starke Hand auf meiner Schulter.

Ich schnappe schreckhaft nach Luft und neige mein Kopf leicht nach hinten, um in das warmherzige Gesicht von Mert zu blicken.

"Wir sollten langsam zurück, es wird dunkel" er nickt leicht zurück zum Auto.

Ich atme tief ein und nicke dann, um dann mich aufzurappeln und die Erde von meinen Knien weg zu klopfen.

"Bis morgen" hauche ich leicht zum Grab rüber und laufe mit Mert zu seinem Auto.

Ich bin jeden Tag bei Emir. Es ist kein Tag vergangen, wo ich nicht sein Grab besucht habe. Jeden Tag spreche ich mit ihm, rede über meine Sorgen, denn so verrückt das auch klingen mag, ich weiß, dass er mich hört und für mich da ist.
Mert begleitet mich auch jedes Mal. Naja eigentlich lässt er mich so gut wie nie alleine. Er hat Angst, dass mir etwas zustößt und somit sein Versprechen gegenüber seinem Bruder bricht. Doch ich habe ihn immer versucht zu verdeutlichen, dass er das gar nicht braucht. Niemand wird kommen und mich umbringen, denn sie haben schon das erreicht, was sie wollten und zwar Emir's Tot. Jedoch ist leider Mert genauso ein Sturkopf wie Emir, ich glaube echt, dass das an der Familie liegt.

Zu Hause angelangt, öffnet mir Ela die Tür und lächelt mich sanft an. Ela und ich sind unzertrennlich geworden. Sie ist wie eine kleine Schwester für mich, das war sie schon immer.

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