Kapitel 34

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Ich halte kurz die Luft an, als ich realisiere, dass ich wahrscheinlich erwischt wurde. Doch als ich in die kastanienbraunen Augen von Emir schaue, die mich förmlich an strahlen, macht sich große Erleichterung in mir breit. Meine Hände habe ich automatisch auf seinen breiten Schultern platziert und seine sind um meine Taille geschlungen. Ich bin sichtlich verwirrt. Woher weiß Emir, dass ich hier bin? Oder ist es einfach Zufall, dass er mich hier erblickt hat?. Aber das kann nicht sein, denn er wohnt nicht mal ansatzweise hier in der Nähe.

Ich räuspere mich leicht, so dass Emir es als Aufruf nimmt, mich los zu lassen. Ich spüre sofort wie seine Wärme mich verlässt und die Kälte sich in mir breit macht.

"Emir was machst du hier?" flüstere ich.

"Gleich" murmelt er nur und streckt mir seine Hand hin, die ich erst mal nur anstarre. Genervt seufzt er auf und packt mich einfach am Handgelenk, um mich mit zu ziehen.

Ich bin zu unfähig, um mich zu wehren oder geschweige den irgendwas zu machen. Außerdem hab ich nicht mal eine Wahl, sonst würde mich noch Kerem erwischen. Ich erblicke nur wenige Meter entfernt sein Auto, wo wir direkt einsteigen und Emir sofort Vollgas gibt. Mein Rucksack platziere ich auf dem Boden vor meinen Füßen und langsam erlischt auch das Adrenalin in mir.

"Bist du lebensmüde?" dringt sofort die wütende Stimme von Emir zu mir.

Mein Blick schellt langsam zu ihm und ich runzele die Stirn, da ich nicht verstehe, warum er wütend auf mich ist. "Lebensmüde weil ich in meinem eigenen Haus war?!" spotte ich und verschränke meine Arme über meine Brust.

"Was wenn er dich erwischt hätte? Was wenn ich nicht da gewesen wäre?" er blickt mich kurz von der Seite an.

"Oh willst du, dass ich mich bedanke?" ich verdrehe genervt die Augen. "Außerdem woher wusstest du, dass ich hier bin? Verfolgst du mich jetzt auch noch?"

Plötzlich macht Emir eine Vollbremsung, so dass ich leicht nach vorne geschleudert werde und der Gurt sich in meine Haut bohrt. Ich reiße schockiert die Augen auf und will ihn schon anmeckern, doch da packt er mich plötzlich fest am Kinn und dreht mein Gesicht zu seinem um. Sein Gesicht ist nur wenige Millimeter von meinem entfernt und seine braunen Augen schauen mich voller Wut an. Der Griff an meinem Kinn ist fest, so dass es anfängt zu schmerzen.

"Verdreh nie wieder deine Augen in meiner Gegenwart. Hast du mich verstanden?!" seine Stimme ist tief und gefährlich, während seine Augen mir einschüchternd in die Augen schauen.

Mein Herz fängt wieder vor Angstan schneller zu schlagen und ich frage mich, wo der Emir hin ist, mit dem ich vor wenigen Tagen geredet habe. Jetzt ist er wieder wie am Anfang. Kälter und emotionsloser als sonst. Aus meinem Mund kommt nichts, zu sehr bin ich gelähmt, doch als sich sein Griff noch mehr verfestigt und er die Augenbrauen zusammenzieht, kehre ich wieder zur Realität zurück.

"Ob du mich verstanden hast?" knurrt er dieses Mal viel lauter und fester.

"J-a" stottere ich kleinlaut und entreiße mich dann aus seinem Griff, da ich es nicht mehr aushalte, in seine hasserfüllten Augen zu blicken. "Ich weiß nicht was du willst" murmele ich leise, während ich aus dem Fenster raus gucke.

"Was meinst du?"

Ich hätte gedacht, dass er mich nicht gehört hat, aber anscheinend hab ich nicht leise genug geredet. Ich würde ihn am liebsten gar nicht mehr antworten, aber ich weiß, dass ihn das noch aggressiver machen würde und ich möchte nicht, dass er mir wieder weh tut.

"Du sagst zu deinem Stiefvater im ersten Moment, dass ich dir wichtig bin. Aber danach meldest du dich kaum und behandelst mich jetzt wieder so" ich blicke wieder zu ihm und frage mich, woher ich überhaupt den Mut gesammelt habe, ihn endlich meine Gedanken preis zu geben.

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