3. Kapitel

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Mella P.o.v

Ich blinzelte. Es war hell. Die Sonne schien durch die Fenster. Wo war ich? Wieso war es hier so gemütlich?  Da fielen sie mir wieder ein. Louis. El. Ich drehte mich auf die andere Seite. Louis war noch immer da. Er lag auf dem Rücken, die Hände links und rechts neben seinem Kopf, mit einem Lächeln im Gesicht. Wie ein kleines, fröhliches Baby im Schlaf. Bei diesem Gedanken musste ich unwillkürlich auflachen. Erschrocken verstummte ich, aber er schlief selig weiter. Leise stand ich auf und zog mich an. Unentschieden stand ich da. Was sollte ich jetzt machen? Einfach nach unten gehen? Aber wieder zurück ins Bett zu gehen und warten bis Louis aufwacht kam mir zu blöd vor. Unten hörte ich jemanden rumoren. Ich beschloss, das Zimmer zu verlassen. Draußen sah ich mich um. Die Villa schien riesig zu sein. Der Flur, wo ich gerade stand ging noch weiter und bog um eine Ecke. Teuer aussehende Möbel standen an den Wänden zwischen den vielen Türen. Ich wandte mich nach rechts. Gestern war ich so müde gewesen, das ich nicht darauf geachtet hatte, wie wir gelaufen waren. Doch dank meinem Instinkt kam ich an eine Treppe aus dunklem Holz, das sich glatt und kühl unter meinen nackten Füßen anfühlte. Am Ende angekommen, folgte ich den Geräuschen. Sie führten mich zu einer großen Küche, in der El stand und eine Kaffeemaschine bediente, während in der Pfanne neben ihr ein Spiegelei brutzelte .Schüchtern stoppte ich und wartete ab, bis sie mich bemerkte. Tatsächlich drehte sie sich kurze Zeit später um und erblickte mich.

"Oh guten Morgen"

. Sie lächelte. "Gut geschlafen?"

"Ja. Es war schön, endlich mal wieder in einem Bett zu schlafen."

Ich erwiderte ihr Grinsen.

"Das ist doch toll. Willst du Kaffee?"

Ich nickte. El war echt nett. Sie und Louis behandelten mich ganz normal,als würden wir uns schon immer kennen. Nicht so als wäre ich der letzte Straßenpenner, was manche Menschen von mir dachten. Schlechtes Gewissen ergriff mich, als ich daran dachte, wie ich Louis beklaut hatte und ihn noch mies getreten hatte. Das durfte er nicht erfahren. Sein Geldbeutel steckte, während er schlief, drei Meter neben ihm in meiner Tasche.

"Willst du was essen?"

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass El eine Tasse Kaffee vor mir abgestellt hatte und mich abwartend ansah.

"Nein danke.",erwiderte ich. Morgens hatte ich nie Hunger. Das hatte ich mir auf der Straße abgewöhnt, um Geld zu sparen.

"Wirklich? Okay."

Sie setzte sich neben mich und fing an zu essen. Langsam nippte ich an meiner Tasse.

"Schläfst du normalerweise wirklich draußen?"

Sie hatte keine Ahnung.

"Ja. Es ist nicht so schlimm wie es aussieht. Aber da ich erst seit fünf Monaten mache, war gerade Sommer und ich wusste nicht, dass es im Oktober schon so kalt werden würde.",erklärte ich ehrlich.

"Aber wieso? Was ist passiert? Bist du ausgerissen?"

"Ja.",antwortete ich knapp. Die Gründe wollte ich nicht erzählen. Das war mein Geheimnis und ich kannte sie ja kaum.El schien das zu bemerken und schwieg.

"Morgen Mädels"

Louis kam gut gelaunt herein.

"Morgen Schatz.' El küsste ihn. Verlegen nahm ich einen Schluck aus der Tasse .

"Ich hab dich gar nicht rausgehen hören. War alles in Ordnung?",wandte er sich nun an mich.

"Ja, klar."

"Das ist gut. " Schon wieder grinste er. War er immer so drauf?

Louis P.o.v

Ich setzte mich zu Mella. Sie sah scheu auf ihre Finger. Dann legte sie sie um die Tasse, als wollte sie sich wärmen. Mein Blick wanderte an ihr herunter. Ihre Kleidung war gepflegt, sah aber nicht sehr frisch aus. Es war ein schlichtes schwarzes T-Shirt und weite Jeans. Aber auch darin machte sie einen hübschen Eindruck. Ihr Gesicht war schmal, sie hatte große braune Rehaugen und halblange dunkelbraune Haare. Etwas in ihren Blick machte klar, das sie Schlimmes erlebt haben musste. Ich schätzte sie auf 16 oder 17 ,aber sie strahlte die Reife einer 30-Jährigen aus. Mella. Diesen Namen hatte ich noch nie gehört.

"Wie heisst du mit Nachnamen?",fragte ich. Sie wich meinem Blick aus, schob das Kinn vor, ihr Körper lehnte sich weg. Abwehrend, traurig.

"Diamonds."

Mella Diamonds. Was für ein seltsamer Name. Aber sie war auch ein seltsames Mädchen.

"Schöner Name." El lächelte Mella an. Sie konnte wirklich gut mit Menschen umgehen. Ich war froh, sie gefunden zu haben.

"Danke",erwiderte Mella artig.

Man konnte kaum meinen, das sie eine Obdachlose war. Aber ich versuchte keine Vorurteile zu haben. Nicht jeder hatte so viel Geld wie ich, jeder auf der Straße hatte einen Grund, wieso er dort gelandet war, und das war meistens eine traurige Geschichte.

Ich erhob mich.

"Ich glaub ich mach mich mal fertig, wir haben ein Interview."

Ich ging nach oben, zog mich an und verabschiedete mich von ihnen.

Erschöpft stieg ich aus dem Auto. In der Villa brannte kein Licht. Der Tag war anstrengend gewesen, die Jungs und ich waren noch im Studio für unser neuer Album gewesen. Langsam schloss ich die Tür auf. Das Eleanor nicht da war, wusste ich. Aber wo war Mella? An die hatte ich nicht gedacht, als ich gegangen war. Leise ließ ich die Tür ins Schloss fallen und ging nach oben. Ich sah im Gästezimmer nach. Mella war weg. Auch ihre Tasche war verschwunden. Also war sie gegangen. Ich hätte es nicht verlangt. Von mir aus hätte sie noch bleiben können. Nie im Leben würde ich es übers Herz bringen, sie wieder zurück in die Kälte zu schicken. Sie war ein freundliches Mädchen. Bedrückt ging ich in die Küche. Auf dem Tisch lag ein Zettel.

Hi El, hi Louis

Tut mir leid, dass ich einfach so abgehauen bin. Ihr wart sehr nett zu mir. Nicht viele Menschen sind so! Es war schön, mal wieder in einem Haus zu schlafend. Ich weiss nicht, ob ich heute Abend hätte gehen sollen, oder ob ich hätte bleiben können, aber gewisse Umstände verlangen von mir, dass ich gehe. Danke für eure Gastfreundschaft.
Liebe Grüße
Mella Diamonds

PS: Könntet ihr bitte niemanden erzählen, dass ich bei euch gewesen bin?

Was für gewisse Umstände ? Wieso sollen wir niemanden davon erzählen? Ein seltsames Mädchen. Mir schauderte es bei dem Gedanken, wie sie ganz alleine und schutzlos schlafend in einem dunkeln Park lag. Doch wie sollte ich sie finden? An der Haustür drehte sich ein Schlüssel. El kam.

Sie stellte sich hinter mich und drückte mir einen Kuss in den Nacken.

"Wo ist den Mella?"

"Sie hat uns diesen Brief geschrieben,seh",ich hielt ihr den Brief hin. Stirnrunzelnd nahm sie ihn und las. Mit gemischten Gefühlen sah sie mir in die Augen.

"Das arme Mädchen. Aber was sollen wir tun? "

Das war eine berechtigte Frage. Ich konnte sie unmöglich finden, da sie bestimmt nicht so dumm war, um sich am gleichen Platz wie gestern zu legen.

"Louis." El legte mir die Hand auf die Schulter. "Mella will auch gar nicht gefunden werden, ansonsten wäre sie nicht gegangen. Jetzt geh schlafen, wenn du willst können wir sie morgen suchen."

"Na gut. ",gab ich nach. Es war zwar noch früh, aber heute war ein anstrengender Tag gewesen,deshalb entschied ich mich, tatsächlich schlafen zu gehen. Ich infomierte El und sie nickte zustimmend.

"Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.",sagte sie noch einmal bestimmt. Ich stieg die Treppen hinauf, ging ins Bad um meine Zähne zu putzen und zog mich bis auf die Boxershorts aus. Doch als ich in dem bequemen Doppelbett lag, konnte ich trotzdem nicht einschlafen. Mich plagte das schlechte Gewissen, auch wenn ich mich fragte,wieso ich mich für ein beinahe fremdes Mädchen verantwortlich fühlte. Sie hatte mich dadurch, das ich sie kennengelernt hatte, zum Teil ihres Schicksals gemacht und ich konnte nicht ohne Schuldgefühle daran denken, das sie in der Kälte lag und ich in einem warmen Bett. Meine Füße drängten mich dazu, hinauszugehen und sie zu finden abrr ich versuchte mich zu weigern. Eigentlich ging es mich auch nichts an oder? Natürlich, sagte eine Stimme in meinem Kopf. Stundenlang rollte ich mich von einer Seite zur anderen. El gesellte sich zu mir und war, ihren gleichmäßigen Atemzügen zu urteilen, bald eingeschlafen. Auch ich fand weit nach Mitternacht den Schlaf und träumte wirr von Mella und El.

I'll help you to begin again */vorübergehend pausiert/*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt