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Katsukis PoV

Das kleine Kaninchen, das ich gefunden hatte, war mir irgendwie bereits nach so kurzer Zeit ans Herz gewachsen. Es war niedlich und ruhig und ziemlich verschmust. Und genügsam. Es schien mich außerdem auch noch zu verstehen, was die Sache sehr viel einfacher machte.
Und irgendwie erinnerte es mich an Deku. Das dunkelgrüne Fell und diese grünen Augen, mit denen es mich immer anschaute. Und das Vertrauen, das es direkt in mich hatte.
Kaninchen waren Fluchttiere und schreckhaft, wenn sie etwas nicht kannten. Doch dieser kleine Mümmler war sogar im Park zu mir zurück gekommen! Es wäre ihm ein leichtes gewesen, einfach so in irgendeinem Erdloch zu verschwinden.
Erleichtert hatte ich bei der Polizei festgestellt, dass es bisher nicht vermisst wurde. Und ich hoffte wirklich inständig, dass sich auch weiterhin niemand meldete. Ich wollte es gerne behalten.

Schon früher hatte ich mit dem Gedanken gespielt, mir ein Haustier zuzulegen um der Einsamkeit etwas entgegen zu wirken. Aber die richtige Wahl zu treffen war schwierig. Ein Hund wäre toll gewesen, doch ich hatte nicht die Zeit um ihn Gassi zu führen. Und zu lange alleine lassen konnte ich ihn ebenfalls nicht. Eine Katze wäre eine Möglichkeit gewesen, doch auch diese wollte ich nicht allzu lange alleine lassen. Und einfach mal mitnehmen ins Büro konnte ich sie nicht, sie würde wohl allen anderen gewaltig auf die Nerven gehen. Im Grunde genommen war ein Kaninchen ebenfalls nicht das richtige Haustier. Auch wenn ich es einige Stunden alleine lassen konnte, so war es dennoch nicht richtig.
Vielleicht hätte ich es mitnehmen sollen?
Ich überlegte, ob ich noch einmal zurück in meine Wohnung gehen sollte um es zu holen, entschloss mich aber dagegen. Es war so müde gewesen und ich wollte ihm ein wenig Ruhe gönnen. In der Agentur herrschte zu reger Betrieb.

Ich betrat die Agentur und meldete mich dort zur Patrouille. Ein bisschen Bewegung würde nicht schaden.
Also zog ich mein Heldenkostüm an und wanderte durch die Straßen.
Hier und da wurde ich von Kindern und auch von Erwachsenen angesprochen wegen eines Autogramms oder sie wollten ein Foto mit mir machen. Es war soweit alles ruhig, sodass ich nichts dagegen hatte.
Auch wenn ich nicht der Nummer eins Held war, so hatte ich doch eine nette Fangemeinde.

Eine laute Sirene ließ mich aufhorchen.
„Hilfe! Ein Überfall!", schrie irgendjemand.
Ich blickte mich suchend um, erkannte dann wie ein Kerl mit den Jackentaschen voll Schmuck aus einem Juweliergeschäft rannte, dabei mit Messern um sich warf, die er aus seinem Körper erschuf.
Ich biss die Zähne zusammen und stürzte mich in die Arbeit.

Nach einigem Hin und Her gelang es mir schließlich den Schurken zur Aufgabe zu zwingen. Nun ja, eigentlich wurde er von einer meiner Explosionen getroffen und verlor das Bewusstsein. Aber es kam aufs Gleiche raus.
Ich übergab ihn der Polizei, die in der Zwischenzeit ebenfalls vor Ort eingetroffen war.
Zufrieden mit mir selbst erkannte ich, dass meine Patrouillenzeit bereits zu Ende war.
Ich streckte mich und spürte plötzlich wie meine Haut überall anfing zu brennen.
Erstaunt blickte ich an mir herab und sah winzige kleine Schnitte überall auf meinem Körper verteilt. Ich hatte wohl mehr abbekommen, als ich bemerkt hatte.
Glücklicherweise blutete keiner der Schnitte zu sehr. Sie waren fein, aber nicht sehr tief. Und der Schweiß brannte nun unangenehm in den Wunden.

Zurück in der Agentur zog ich mich um. Um die Schnitte würde ich mich zu Hause kümmern.
Ein wenig wunderte ich mich, dass Deku heute gar nicht da war. Er hätte zusammen mit mir durch die Stadt streifen sollen. Doch nachdem er tags zuvor so krank ausgesehen hatte, würde er wohl noch für ein oder zwei Tage ausfallen. Sollte er sich erholen und dann wieder vollen Einsatz zeigen.
Dennoch ließ es mir keine Ruhe. Ich fragte nach, ob er sich für mehrere Tage krank gemeldet hatte.
Die Antwort, die ich erhielt, gefiel mir nicht unbedingt. Er hatte sich natürlich nur für gestern entschuldigt.

Das Verhältnis zwischen Deku und mir war... schwierig. Natürlich waren wir nun älter und vertrugen uns in den meisten Situationen. Die Zusammenarbeit mit ihm war produktiv. Ich wusste, dass ich mich auf ihn verlassen konnte. Wie früher stritten wir uns immer noch heftig, doch wir vertrugen uns auch schnell wieder. Er war... ein guter Kollege, den ich schon fast als Freund bezeichnen konnte.
Und das, nach allem was ich ihm früher angetan hatte. Inzwischen schämte ich mich für mein Verhalten von damals. Ich wusste nun, was ich alles falsch gemacht hatte. Die Liste war so lang, dass ich wohl damit mein Wohnzimmer hätte tapezieren können.
Ich war so dämlich gewesen, dass ich nie bemerkt hatte, was er wirklich für mich war.
Mit der Zeit hatte ich festgestellt, dass ich ihn sogar sehr mochte. So sehr, dass ich mir nun tatsächlich Sorgen um ihn machte.

Bunny!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt