Kapitel 30 - Der Geduldsfaden

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Magnus' PoV

"Kennst du Magnus? Er sitzt neben dir."

Wieder nickt er und dreht seinen Kopf zu mir.

"Erlaubst du Magnus, dass er deine Hand streichelt?"

Alec schüttelt den Kopf.

"Liebst du Magnus?"

Er zückt mit den Schultern.

"Was soll das bedeuten?" Frage ich Dr. Aldertree.

"Das bedeutet, dass er noch keine Gefühle hat außer der Angst."

Autsch. Dies sitzt tief. Zu tief. Ich liebe ihn, er liebt mich und ihn so zu sehen zerstört alles. Alles was ich je erlebt habe, alles was ich je getan habe... einfach Alles...

Ich würde ihn am liebsten umarmen aber ich halte mich zurück, für ihn, für uns.

"Sag mal Magnus, hat er Kinder oder so?" Fragt mich der Doktor.

"Ja. Zwei. Philipp-Paul und Chris." Antworte ich.

Dr. Aldertree wendet sich wieder zu Alec der die Decke umklammert als wäre es ein Schutzschild.

"Kennst du deine Kinder?"

Alec nickt leicht.

"Willst du sie sehen?"

Alec schüttelt den Kopf.

"Hast du sie lieb?"

Alec zuckt mit den Schultern und zieht die Decke über den Kopf. Das war zu viel für ihn. Auch für mich.

Ich stehe auf und gehe durch den Raum. Immer wieder gehen mir die gleichen Fragen durch den Kopf. Dabei merke ich nicht wie Alexander anfängt stark zu zittern und eine leichte Panikattacke bekommt.

Der Arzt zwingt mich zu setzen.

"Es tut mir leid, Alexander." Flüstere ich. "Ich mein, du hast es nicht verdient so zu leiden. Ich wollte es nicht. Ich bin froh das du hier bist. Ich will nicht das du Die Welt verlässt. Ich weiß das du dir bestimmt denkst: 'Was will der von mir? Der macht mir Angst' aber ich versichere dir, das ich dir helfen werde. Die Kinder sind bei Jace, deinem Parabatei aufgehoben. Und ich bei dir. Ich, Wir werden dich wieder aufbauen. Ich weiß das es zu viel ist aber... eins musst du noch wissen. Ich liebe dich Alexander Gideon Lightwood. Ich liebe dich von meinem ganzen Herzen, deswegen werde ich dich nie allein lassen." Füge ich hinzu und ich sehe wie Alec die Decke von seinem Kopf zieht. Ich lächle ihn an. Er sieht zum Doktor.

Ich nutze die Gelegenheit und schreibe Jace das er die Kinder hat. Für wie lange kann ich ihm nicht schreiben da ich nicht weiß, wann das ganze vorbei ist. Ich mag es nicht, wenn Alec so hilflos ist. Ich hasse es....

Alexander's PoV

Magnus spricht auf mich ein aber es ist zu viel für mich. Ängstlich drehe ich den Kopf von ihm weg. Warum vertraue ich dem Arzt mehr als Magnus? Ich weiß es selber nicht.

"Kennst du Izzy, Alec?"

Ich nicke.

"Hast du noch mehr Geschwister?"

Wieder nicke ich.

"Möchtest du mir sagen, wie viele Geschwister du noch hast? Du darfst auch mit den Fingern antworten."

Ich kuschle mich wieder in meine Decke. Sie gibt mir irgendwie Sicherheit und Wärme. Langsam strecke ich meine Hand nach oben und halte zwei Finger nach oben.

"Traust du dich schon, mir die Namen zu verraten?"

Ich schüttle den Kopf und ziehe die Decke enger an mich.

"Ich möchte gern einen kleinen Schritt weiter gehen. Erlaubst du Magnus, dass er dich mit seinem kleinen Finger berührt?"

Ich schüttle erneut den Kopf.

"Wenigstens auf der Decke, Alec?"

Leicht nicke ich. Die Decke gibt mir Sicherheit und Kraft. Ich will es wagen.

"Gut, Magnus. Dann berühre bitte seinen Fuß auf der Decke mit deinem kleinen Finger. Es ist zwar nicht viel aber ein Fortschritt."

Ich sehe auf Magnus' Hand, die sich langsam hebt. Meine Decke ziehe ich so eng es geht an mich und vergrabe auch meine Füße tief in der Decke. Seine Hand lass ich nicht eine Sekunde aus den Augen. Die Angst sitzt so tief. Nach einer gefühlten Ewigkeit hat er meinen Fuß erreicht und streckt langsam den kleinen Finger raus.

"Sehr einfühlsam, Magnus. Das ist genau richtig. Bist du bereit, Alec?"

Wieder nicke ich leicht und sehe Magnus' Finger dabei zu, wie er sich meinem Fuß nähert. Ich beginne zu zittern und ziehe meine Füße eng an meinen Körper.

"Seien Sie nicht enttäuscht, Magnus. Mit dieser Reaktion habe ich gerechnet."

"Ich habe einfach Angst, dass er es nicht schafft."

"Er wird aber er braucht Zeit. Ich denke, wir machen Schluss für heute. Er braucht Ruhe und Schlaf."

Dankbar sehe ich den Arzt an.

"Ich komme morgen Vormittag um neun Uhr wieder zu Ihnen, Alec. Jetzt schlafen Sie erstmal gut. Gute Nacht, Alec."

"Gute Nacht, Alexander." Magnus erhebt sich und geht langsam zur Tür. Ich strecke meine Beine wieder aus, lege mich hin und bin wenige Minuten später auch schon eingeschlafen.

Victor's PoV

"Es kann sein, dass er Alpträume bekommt. Das ist schließlich seine erste Nacht, seitdem er richtig aufgewacht ist. Sollten Sie sich doch entschließen, bei ihm zu bleiben, dann bitte ich Sie, nicht zu ihm reinzugehen und ihn auch nicht zu umarmen obwohl Sie dass in diesem Fall wohl sicher gerne tun möchten. Er muss den Alptraum einfach durchstehen."

"Kann er kein Schlafmittel bekommen?"

"Leider nein. Nur auf diese Art lernt er, mit den Geschehnissen klarzukommen und zu akzeptieren."

Ein Schwerer FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt