2. Ein Tee für Zwei

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Eine Woche später
Donnerstag, 16.03.2000; 07:54

"Ginny, ich muss los!", rief Harry, ehe er die Wohnung verließ und die Tür hinter sich zuzog.

Er atmete einmal tief durch, dann machte er sich auf den Weg nach unten in den kleinen Hinterhof des großen Wohnkomplexes, in dem man geschützt vor neugierigen Augen apparieren konnte.

Die schwere Eingangstür mit dem kaputten Türgriff war gerade zugefallen, da riss sie schon wieder jemand auf und rief ihm hinterher: "Mister Potter, Ihre Zeitung!"

Die alte Lady Borrows wedelte mit der Londoner Tageszeitung in der Luft herum und blickte dabei äußerst verärgert drein. Vermutlich lag das an dem Umstand, dass Harrys und Ginnys Zeitung zum wiederholten Male in ihrem Briefkasten gelandet war und obwohl das definitiv nicht die Schuld der beiden sein konnte, ließ die Dame ihren Frust gerne an dem Paar aus.

"Mrs. Borrows, was für eine Freude, Sie zu sehen."

Harry setzte ein mehr als überzeugendes Lächeln auf, nahm der Frau das Papier aus der Hand und wollte sich schon wieder verabschieden, doch Francine Borrows hatte da eine andere Vorstellung.

"Wissen Sie, ich lebe schon sehr lange in diesem Haus, seit mein guter William von uns ging - möge er in Frieden ruhen - so habe ich schon viele Menschen aus- und einziehen sehen und nie wurden mir deren Zeitungen in meinen Briefkasten geworfen. Das betrifft nur Sie und ihre Frau."

"Freundin", korrigierte Harry automatisch.

"Ich möchte nicht jeden Tag zwei Zeitungen die drei Stockwerke nach oben tragen."

Der junge Potter kratzte sich am Hinterkopf und warf einen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk. Wenn er nicht bald im Ministerium antanzte würde er zu spät kommen und seinem Ausbilder lag besonders die Pünktlichkeit seiner Schützlinge am Herzen.

"Ich verstehe, Mrs. Borrows, wirklich, doch ich muss jetzt los. Die Arbeit - Sie verstehen schon."

Ohne ein weiteres Wort ließ er die alte Frau einfach stehen.
Mit der Zeitung in der Hand eilte er über den Hof an den vielen alten Fahrzeugen vorbei bis hindurch zu einer kleinen Bank, die von Bäumen und Büschen umringt war. Noch aus der Ferne hörte er Mrs. Borrows empörtes Geschnatter über ihn und seinen fluchtartigen Aufbruch, doch dafür hatte er nun keine Zeit.
Mit geschlossenen Augen versuchte er sich die kleine Nebengasse des Ministeriums vorzustellen und mit einem lauten Plopp löste er sich auf. Da wo der junge Mann mit den schwarzen, verwuschelten Haaren eben noch gestanden hatte, war jetzt nichts mehr von ihm zu sehen.

Gehetzt wetzte Harry durch das Ministerium, seinen Aktenkoffer in der rechten Hand, die Zeitung zwischen Arm und Brust geklemmt. Er befand sich ganz unten und musste hoch in den dritten Stock - in zwei Minuten.
Völlig fixiert auf den Sekundenzeiger seiner neuen Armbanduhr, die er von Hermine zu Weihnachten bekommen hatte, bemerkte er gar nicht, wie er eben in genau diese reinstolperte.

Sie konnte gerade noch rufen: "Harry, pass auf!"

Doch da war es schon zu spät.
Der Aktenkoffer flog hoch in die Luft, die Schnallen öffneten sich und der Inhalt leerte sich über ihren Köpfen, während Harry unsanft auf dem Hintern landete und Hermine missmutig den rötlichen Fleck auf ihrer Bluse betrachtete, den der Tee dort hinterlassen hatte.

"Galoppierende Gorgonen!", fluchte Harry, worauf ihm seine beste Freundin einen tadelnden Blick zuwarf.

"Du hattest es aber sehr eilig", stellte die junge Hexe fest.

Sie zückte ihren Zauberstab und ließ den Fleck auf ihrem Dekolté verschwinden, danach richtete sie ihn auf den nun am Boden liegenden Koffer und die vielen Unterlagen flogen von ganz allein wieder zurück hinein.
Sie hob die Zeitung hoch, skeptisch wandte sie sich an ihren besten Freund.

𝐄𝐢𝐧 𝐳𝐚𝐫𝐭𝐞𝐫 𝐇𝐚𝐮𝐜𝐡 - HarmioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt