6. Auf geheimer Mission

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Mittwoch, 29.03.2000
16:02 Uhr

Wer hätte es gedacht, dass für das Ministerium Informationen zu beschaffen, langweiliger sein könnte, als Tante Petunias Blumen im Garten beim Wachsen zuzusehen? Harry jedenfalls nicht. Und doch war es sogar noch öder. Den lieben, langen Tag hockte er mit zwei seiner Kollegen in einem alten Wagen, der vom Ministerium bereitgestellt worden war und beobachtete einen kleinen Muggel-Pub, der dem Tropfenden Kessel überhaupt nicht ähnlich sah, ob sich eventuell jemand verdächtig verhalten könnte. Das tat aber niemand, denn sofern man nicht, das Betreten des Pubs als Verstoß gegen irgendwelche Richtlinien betitelte, so waren alle Leute bloß gewöhnliche Menschen, die sich ab und an mal ein Bier genehmigen wollten.

"Länger halte ich das alles nicht aus! Das ist doch ätzend!", stöhnte Norman Crowley.

Aus seiner Jackentasche kramte er nach einer Zigarettenpackung und schob sich eine "Fluppe", so wie er sie nannte, zwischen die Zähne, um nach dem Feuerzeug greifen zu können, das in einem kleinen Becher zwischen den Vordersitzen lag.

"Du willst doch jetzt keine rauchen", sagte Nicholas Porter entrüstet.

"Das hatte ich eigentlich vor, doch weil du so nett bittest..."

Er krallte sich das Feuerzeug und zündete die Zigarette an, woraufhin ihm Nicholas beinahe an die Kehle sprang.

"Wenn meine Frau Rauch riecht, bringt sie mich um!"

"Lass dich doch nicht von deinem Weib herumschubsen, wie ein Kerl ohne Eier", erwiderte Norman.

"Was hast du da gesagt?!"

"Haltet doch einfach die Klappe!", rief Harry und atmete angestrengt aus.

Diese Männer sollten ihn nicht seinen letzten Nerv kosten, seit drei Tagen waren sie ununterbrochen zusammen, konnten nicht weg - Harry verteufelte das Ministerium und diese lächerliche Mission immer mehr, je länger er das Gezanke der zwei noch ertragen musste und den widerlichen Gestank, da keiner von ihnen die Zeit zum Duschen gefunden, geschweige denn an Deo gedacht hatte.

"Wer hat dir hier das Kommando übertragen? Nur weil du Harry Potter bist, wirst du automatisch zu unserem Boss?", erwiderte Crowley gereizt.

Porter stimmte ihm zu.
Es war Harry egal, dass sich die beiden gegen ihn verschworen hatten, so hörten sie wenigstens auf sich wie kleine Kinder zu streiten, wenigstens bis zur nächsten Krise. Doch so gut er die ganzen Beschuldigungen auch nach außen hin wegsteckte, so fragte er sich manchmal doch, ob er überhaupt gut genug war, ob er seine Stelle im Ministerium verdient hatte. Er hatte sie bloß seinem Namen und seinen Taten zu verdanken, sonst hätte er das letzte Schuljahr definitiv wiederholen müssen.

Die Stunden verstrichen, immer wieder betraten Menschen den Pub oder verließen ihn, nichts Außergewöhnliches.

"Worauf warten wir eigentlich?", fragte Norman nachdem er seine siebte Zigarette aus dem Auto geworfen hatte, worüber sich Nicholas im Stillen aufregte.

"Auf etwas Ungewöhnliches", sagten Harry und Nicholas unisono.

"So etwas wie das?"

Die Männer, die auf den vorderen Sitzen saßen, folgten Normans Arm, der in eine Seitengasse neben dem Pub deutete, in der ein Mann in einem schwarzem Umhang stand und sie regungslos beobachtete, zumindest machte es den Anschein. Er hatte lange schwarze Haare und durchdringende, eisblaue Augen.

"Das ist ja gespenstisch", murmelte Nicholas.

Der unheimliche Mann bewegte die Lippen, doch es war niemand in der Nähe, mit dem er hätte sprechen können. Da ging etwas anderes vor sich. Harry kniff die Augen zusammen, angestrengt versuchte er zu erahnen, was der Mann sagen könnte. Harrys Blick fiel auf seine rechte Hand, die unter dem schwarzen Umhang hervorlugte und in der ganz eindeutig ein Zauberstab zwischen seinen Fingern klammerte.
Er zauberte...

𝐄𝐢𝐧 𝐳𝐚𝐫𝐭𝐞𝐫 𝐇𝐚𝐮𝐜𝐡 - HarmioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt