Hendery trägt einen olivgrünen Longpao, ein kaiserliches Drachengewand, mit aufwändigen Stickereien aus goldenen und silbernen Fäden. Er sitzt zwischen Jahrtausende alten Schriftrollen und kristallenen Tintenfässern an einem der niedrigen Holztischchen in einer seiner siebzehn Bibliotheken und lauscht deiner Stimme, der schönsten Melodie in seinem ganzen Reich.
Du sitzt ihm gegenüber, in einem himmelblauen Hanfu voller grüner Seerosen, und starrst angestrengt auf das Buch in deinen Händen. Du liest noch stockend, aber schon besser. Du sprichst perfekt Mandarin, kannst es aber nicht gut lesen.
Bis jetzt.
Hendery ist ein guter Lehrer. Geduldig korrigiert er deine Aussprache, während sanfter Regen gegen die tiefen Scheiben des alten Gemäuers zu trommeln beginnt.
Hier. Hier mit dir kann Hendery die Krone mit den blutroten Diamanten für einige Stunden vergessen.
°•○●
Er hat dir noch ein paar Ratschläge gegeben. Einige Satzanfänge formuliert, aufgeschrieben. Du liest sie am Abend durch und hasst ihn dafür, dass er dich so probieren kann und gleichzeitig so tolle Sätze formulieren. Hast du denn gar keine Auswirkung auf ihn? Es ist ungerecht wie verrückt Hendery dich macht, während er selbst so gelassen bleiben kann.
Er hat gefragt, ob ihr euch heute noch einmal treffen wollt, um vor Montag alles abzugleichen. (Abzugleichen. Du liebst und hasst seine Rücksicht auf deinen Stolz. Abzugleichen. Also wirklich.) Samstags ginge es zwar nur nachmittags bei ihm, nur begrenzt, aber für eine Stunde könnte er vorbeikommen. Oder Sonntag. Obwohl der Sonntag ihm eigentlich heilig sei, und Gott auch, weswegen er da eigentlich nie arbeite.
Du hast ungläubig aufgelacht und dann den Kopf geschüttelt. Er hat es gut gemeint, verdammt nett um ehrlich zu sein, aber dein Stolz versperrt dir den Weg. Deine Angst.
„Ich habe Samstag auch was vor", hast du ihm ins Gesicht gelogen und dir gleich mit. Du hast nichts vor, aber der Gedanke daran, dass Hendery verabredet ist und du nicht, erscheint dir unerträglich.
Der Tag zieht sich. Du beendest deinen Text für das Referat halbherzig und schlecht und wünschst dir nichts sehnlicher, als Henderys Ratschlag. Du kannst ihm den Text nicht schicken, weil das bedeuten würde, dass du daran gesessen hast. Dass du an ihn gedacht hast.
Gegen Mittag wirst du dazu abgeordnet deinen kleinen Bruder in den Skatepark zu fahren. Du hast nichts vor und denkst sowieso nur an Hendery, also willigst du ein. (Alles ist besser, als rote Lippen und weißer Rauch in deinem Kopf, wieder und wieder.)
Es stellt sich als Fehler heraus. Sobald ihr die unlogisch gut besuchte Skateanlage betretet, zwiebelt dein Bruder mit seinem Skateboard ab und lässt dich auf einer der kalten Bänke zurück. Du hast das irgendwie nicht ganz durchdacht. Kein Buch und kein Notebook dabei. Und dein Handy klappt auch bald ab. Du hast gar keine Wahl, du musst dich hier einfach umsehen, auch wenn du nicht willst, weil alles an diesem Ort diese gewisse Energie ausstrahlt. Diesen Vibe. Lässigkeit. Die Welt nicht ernst nehmen. Gebrochen sein und es wegdrogen. Den Vibe, den Hendery auch versprüht.
Hendery.
Oh nein.
Dein Blick gleitet suchend über die verschiedenen Gruppierungen. Schließlich entdeckst du ihn. Rauchend auf einer der Rampen sitzen, zwischen anderen Kiffern und Versagern und Skatern. Die reden oder nicht reden – Hendery tut es nicht. Er starrt ins Leere, abwesend. Eine braune Zigarette zwischen den schlanken Fingern, den Blick in den Himmel, derselbe abgewetzte Kapuzenpulli wie immer. Er bemerkt nicht, dass du ihn beobachtest.
Und du beobachtest ihn. Kannst deine Augen nicht von ihm nehmen, bist wie hypnotisiert, dabei ist er doch derjenige, der hier sitzt und raucht. Vielleicht liegt es an der Art, wie er seine Hand träge zum Mund führt. Daran, wie er mit roten Lippen und halb geschlossenen Augenlidern einen Zug nimmt. Daran, wie er den Kopf in den Nacken legt um wabernde Rauchkringel in den blauen Himmel zu pusten.
Du fragst dich, in welcher Welt er sich gerade befindet und was er dort sieht. Du fragst dich, wieso du gestern zu Stolz warst zuzugeben Samstag nichts vorzuhaben, wenn das hier sein Vorhaben war. Ist. Sein einziges Vorhaben ist.
Plötzlich stößt ihn ein Typ mit schwarzen Haaren in die Rippen. Du realisierst zu spät, dass er ihn auf die Aufmerksam macht. Henderys Blick trifft deinen. Und hellt sich auf. Er lächelt. Du winkst ganz automatisch. Was vielleicht das Ding zu viel ist, zumindest für dein Herz, denn – oh Gott – er reicht die Zigarette an seinen Nebenmann weiter und schlendert auf dich zu.
Hendery ist sich erst nicht sicher, ob du wirklich echt bist. Wirklich da. Er hat aus der alten Bibliothek heraus deinen Blick gespürt, deine Aura, es jedoch für Einbildung gehalten. Erst als Yangyang ihm mit den Worten „Du wirst ausgecheckt" in die Rippen stieß, hat er verstanden, dass du echt bist. Und kein Traum mehr.
„Hey." Statt vor dir stehen zu bleiben, lässt Hendery sich direkt neben dir nieder. Statt dich normal und angemessen zu begrüßen, streicht er dir sanft eine Haarsträhne hinters Ohr. Du fragst dich, ob Hendery überhaupt echt ist. Dann grinst er. Und du bist dir mit einem Mal sicher, dass er ein gottverdammter Traum sein muss.
Du würgst ein „Hi" hervor. Seine Schulter stößt gegen deine, sein Bein drückt gegen deins.
„Bist du öfter hier?" Seine Stimme ist tiefer. Er flirtet.
Du wirfst ihm einen ungläubigen Blick zu, den er verlacht. Hendery ist zu nah, als dass du eine intelligente Antwort geben könntest. „Nein", sagst du also nur lahm. „Mein Bruder probiert sein Skateboard aus."
„Nice." Hendery erzählt, dass er früher auch gefahren ist. Heute auch immer mal. Aber sein Board ist zerbrochen, manchmal fährt er auf dem seiner Freunde.
„Kauf dir doch ein neues", schlägst du lahm vor.
„Ja", sagt er ernst. „Vielleicht sollte ich das tun."
Ihr unterhaltet euch. Hendery erzählt Dinge, die du ihm nie zugetraut hättest und du antwortest Dinge, die du dir nie zugetraut hättest. Dabei kann er nicht aufhören, dich zu berühren. Mit und ohne Grund. Mal hast du was im Haar, mal hast du eine Wimper im Gesicht. Er findet Gründe und als es knapp wird, findest du neue.
Die Sonne steht ein erschreckendes Stück tiefer als dein Bruder schließlich wieder vor dir auftaucht. Er hat sich ein paar Knochen gebrochen, sicherlich. Außerdem hat er Hunger und will nach Hause.
„Ich muss auch los", sagt Hendery und erhebt sich. Erst jetzt, wo er nicht mehr so dicht neben dir sitzt, fällt dir auf, wie kalt es eigentlich geworden ist. Seine Nähe fehlt dir.
Du bietest an, ihn mitzunehmen. Er willigt ein. Hendery wird jede Sekunde ausnutzen, die er in deiner Nähe verbringen kann.
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AN: ich musste einfach den Ehrenmann mit einbringen. Yangyang 4 prez.
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his heroine. wkh
Fanfiction》 Er will dich rauchen, er will dich trinken, er will in dir versinken, wie in zartrosa Wolken im Sonnenuntergang. Es ist überwältigender als jeder Trip. Du machst ihn süchtiger als jede Droge. 《 ~ in which you're henderys heroine in more th...