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Lena's POV

Gefühlt tausend verpasste Anrufe von Max, als ich nach ein paar Tagen wieder auf mein Handy blickte. Vor etwa drei Tagen hatten wir einen sehr großen Streit, man könnte schon meinen, es wäre der größte Streit gewesen, den Max und ich jemals hatten. Ich konnte nicht anders, als unsere Wohnung für ein paar Tage zu verlassen. Mir wurde alles zu viel und um meine Taten und Worte im Nachhinein nicht zu bereuen, packte ich ein paar Sachen zusammen und schlief bei Bella.

Nun hatte ich mich etwas abgeregt und wollte zurück nach Hause. Na ja, wollte ich dies wirklich? Schon lange läuft unsere Beziehung nicht mehr. Wieso? Keine Ahnung, es war anders als damals. Diesmal war ich kurz davor die Beziehung zu beenden. Doch je länger ich darüber nachdachte, desto unsicherer war ich mir. Es war, als würde sich mein Magen zusammenziehen bei dem Gedanken mich von Max zu trennen. Ich konnte die ganzen Jahre mit ihm einfach nicht vergessen und wollte die Beziehung nach so vielen Jahren nicht beenden. Ich dachte doch, es wäre für immer.

Und schon wieder bekam ich einen Anruf von Max. „Max? Ich bin heute Abend wieder zu Hause.“ Dieser atmete erleichtert auf. „Du weißt gar nicht, was für Sorgen ich mir gemacht habe, als Bella meinte, du wärst vor einer Stunde schon gegangen. Ich hatte so Angst, dass dir etwas passiert ist oder du gar nicht mehr kommst.“ Ich lief sehr langsam, um meine Gedanken zu sortieren und außerdem wollte ich noch kurz bei Mark vorbeischauen, von dem ich schon lange nichts mehr gehört habe.

„Alles gut Max. Ich möchte noch kurz was erledigen. Heute Abend sehen wir uns wieder.“ Ich spürte diesen Schmerz in mir, es tat im Herzen verdammt weh mit Max so zu reden, als wäre nichts passiert, dabei standen wir kurz vor dem Aus. „Dann bis später Schatz. Ich liebe dich.“ Ohne was zu sagen, legte ich auf und steuerte auf die Straße zu, in der Mark wohnte, falls er dort noch wohnen sollte. Dieses ‚Ich liebe dich' tat im Herzen weh. Liebt Max mich wirklich noch oder sagte er es einfach nur um unsere Beziehung irgendwie retten zu können?

Seit Wochen habe ich nichts mehr von Mark gehört und machte mir echt große Sorgen. Er ignorierte meine Nachrichten und ans Handy ging er auch nicht. Das war nicht typisch für ihn. Ich habe zwar nicht sehr oft angerufen, da ich manchmal selbst keinen Kopf dafür hatte, aber wenigstens einen hätte er doch sehen können. Besonders, dass er mir nicht auf meine Nachrichten antwortete, die auf meinem Display als gelesen markiert wurden, verunsicherte mich. Sonst kam immer irgendwie eine Antwort, auch wenn diese manchmal echt knapp waren, wenn er nicht wirklich mit der Sprache rausrücken wollte. Ich hätte schon früher kommen müssen, doch ich hatte wohl selbst viel um die Ohren und dachte nicht mal dran ihn zu besuchen.

Eigentlich hätte ich auch zu Mark gehen können, als ich vor ein paar Tagen von zu Hause gegangen war. Doch was wäre wohl, wenn er sauer auf mich wäre? Ich brauchte einfach eine gute Freundin und Streit während ich Streit mit meinem Freund hatte, würde mir ganz und gar nicht guttun.

Je näher ich Marks Wohnung kam, desto nervöser wurde ich. Was war wohl der Grund, weshalb er mir nicht antwortete und mich dauerhaft ignorierte? Hatte ich ihm irgendwas getan? Schnell warf ich den Gedanken aus meinem Kopf. Ich wusste eigentlich wie wichtig Mark unsere Freundschaft war. Dass er diese aus dem nichts beenden würde, war für mich im ersten Moment einfach unvorstellbar. Und was hatte ich ihm getan, falls er wirklich sauer wäre? Oder ging es ihm einfach nicht gut? Ich wäre so eine schlechte beste Freundin, wenn ich nicht für ihn da wäre, wenn es ihm schlecht geht. Es machte mich verrückt, dass ich nicht wusste was mit ihm los war.

Ob seine Freundin Alia zu Hause wäre? Je länger ich Alia kannte, desto unsympathischer wurde sie mir. Anfangs waren wir echt ziemlich gute Freunde und nun spürte ich immer wieder komische Blicke von ihr. Sie hatte etwas gegen mich, das spürte ich, doch mir sagte sie immer, dass nichts sei und dass sie nichts gegen mich hätte. Bei ihr blickte ich auch nicht mehr durch, na ja ich muss ja nicht mit ihr befreundet sein.

Als ich nun vor Marks Wohnung stand, überlegte ich eine Weile, ob ich wirklich klingeln sollte oder nicht. Ob er sich freut mich zusehen? Ob er überhaupt zu Hause wäre? Ob ich eine Erklärung von ihm bekomme, weshalb er mich ignorierte? Ziemlich nervös und mit zittrigen Händen drückte ich auf die Klingel. Bitte lass ihn zu Hause sein, aber bitte ohne Alia.

„Lena!“, sagte er erstaunt, als er mir die Tür kurze Zeit später öffnete. „Hey Forsti. Darf ich reinkommen?“ Ich war plötzlich so traurig und fühlte mich seltsam. „Komm doch rein. Alia ist gerade nicht da.“ Und schon war meine erste Frage, die ich ihm stellen wollte, beantwortet. „Alles gut bei dir? Hab lange nicht mehr von dir gehört.“ Ich war so nervös und vielleicht auch etwas schüchtern, es war einfach komisch zwischen uns.

„Ja, alles gut. Hab auch lange nicht mehr von dir gehört. Wie geht's dir denn? Und deine Sachen? Ist was passiert?“ Er schien genauso nervös zu sein wie ich, na ja, solange wie wir uns nicht mehr gesehen haben, war das schon verständlich. „Alles gut. Hatte Streit mit Max und wollte wieder zurück nach Hause und da dachte ich, dass ich mal bei dir vorbeischaue, weil du dich echt lange nicht bei mir gemeldet hast, mich schon ignoriert hast. Du... hab ich dir irgendwas getan?“

Plötzlich nahm mich Mark in den Arm. „Hab dich nicht richtig begrüßt“, flüsterte er. Sein Verhalten verwirrte mich noch mehr, weshalb ich mich kurz darauf von der Umarmung löste. Fragend schaute ich ihn an und wollte endlich eine Antwort haben. „Nein, du hast mir gar nichts getan. Ich bin auch nicht sauer. Nur... ich dachte du wärst sauer auf mich, weil du dich plötzlich nicht mehr bei mir gemeldet hast. Ich dachte, du willst nichts mehr von mir wissen.“

Sofort bildete sich in meinem Kopf ein großes Fragezeichen. Er war doch derjenige, der sich nicht mehr bei mir gemeldet hat und nicht ich. „Du hast plötzlich nicht mehr geschrieben, obwohl du alle Nachrichten gelesen hast und am Telefon hast du mich immer weggedrückt. Können wir ins Wohnzimmer gehen und dort weiterreden?“ Er nickte nur und ich folgte ihm ins Wohnzimmer, wo wir beide uns schließlich auf die Couch setzten.

„Ich habe keine Nachrichten von dir bekommen. Und Anrufe habe ich auch keine mitbekommen. Sicher, dass du mir geschrieben hast?“ Ich nickte. Natürlich war ich mir sicher. Mark rückte näher zu mir und nahm mich in den Arm. Da verspürte ich eine angenehme Wärme in mir und freute mich wirklich gerade bei ihm zu sein und freute mich, dass es ihm gut ging. „Ich kann's dir zeigen, wenn du möchtest“, schlug ich ihm vor.

Ich ging auf den Chat von ihm und zeigte ihm, was ich meinte. „Lena, jetzt mal ehrlich, ich habe diese Nachrichten nie im Leben gelesen. Auf meinem Handy existieren diese Nachrichten doch nicht. Und ich dachte schon, du magst mich nicht mehr, deshalb habe ich mich nicht mehr bei dir gemeldet.“ Auch er zeigte mir den Chat und tatsächlich, die Nachrichten, die ich ihm geschrieben habe, waren bei ihm nicht zu sehen. Und ich glaubte ihm auch wirklich, dass er sie nicht gelesen hat. Es blieb also nur noch eine Möglichkeit, Alia! Wer sonst hatte Zugang zu seinem Handy? Es konnte nur Alia sein.

„Ich hab keine Erklärung Lena. Aber es tut mir so unendlich leid. Du hattest Streit mit Max und ich war nicht für dich da. Ich hoffe so sehr, dass du mir verzeihst. Es kam wahrscheinlich nicht so rüber, aber du weißt gar nicht wie sehr ich mich gefreut habe, als du vor der Tür warst.“ Mir fiel ein großer Stein vom Herzen, es war also alles gut. Es war alles gut zwischen uns. Ich drehte mich zu Mark und lächelte ihn leicht an.

„Alles gut Mark. Lass uns das einfach vergessen.“ Er brachte kein Lächeln über die Lippen, sondern schien sehr in Gedanken versunken zu sein. „Alles gut Mark?“, fragte ich besorgt. Worüber er gerade wohl nachdachte? Es kam keine Antwort von ihm. „Hallo? Erde an Mark ist da jemand zu Hause?“ Mark schüttelte stark den Kopf. „Tut mir leid. Ich musste an etwas denken. Mir ist da gerade etwas in den Kopf gekommen, was das Rätsel etwas lösen könnte.“ Da war ich nun ziemlich gespannt. Kam er nun auch auf die Idee, dass es Alia gewesen sein muss?

Follow your Heart (Lenark)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt