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Mark's POV

Das war ganz schön viel Durcheinander an einem Tag. „Schatz, ich hab was ganz tolles für dich vorbereitet," hauchte mir Alia plötzlich ins Ohr. Ich ahnte schon, was es sein wird. Sie wollte mich schon wieder verführen. Doch daran konnte und wollte ich gerade nicht denken. Das einzige, was ich von ihr wollte war, dass sie mir die Wahrheit sagt, wieso sie an meinem Handy war und meine Nachrichten gelesen und gelöscht hat.

„Alia, ich muss erst mit dir reden. Komm bitte mit ins Wohnzimmer." Trotzig und gar nicht begeistert davon schleppte sie sich ins Wohnzimmer, wo sie sich schon auf die Couch fallen ließ. „Ach Mark, ich habe gerade so Lust und du willst reden?" Ich konnte es langsam nicht mehr hören. Sie wollte, dass ich auf ihre Bedürfnisse eingehe und dabei waren ihr meine egal. „Ich kann dich nicht immer nach der Arbeit vögeln und jetzt bin ich erst recht nicht in der Stimmung dafür," gab ich genervt von mir und verdrehte die Augen.

In mir wurde die Wut immer größer. „Warum warst du an meinem Handy und hast die Nachrichten von Lena gelöscht und die Anrufe dazu auch noch?" Erschüttert nach meiner Anschuldigung kamen ihr langsam die Tränen. Jetzt kam wieder ihre Mitleidsnummer. In letzter Zeit fragte ich mich schon oft, ob ich mit einer Frau zusammen bin oder mit einer Frau, die viele Jahre im Kopf zurück hängt.

„Was denkst du von mir? Und wie kommst du darauf?" schluchzte sie. Sie muss nicht gleich wegen jeder Kleinigkeit heulen. „Du hast die Nachrichten von Lena gelöscht und ihre Anrufe auch, sodass ich dachte, dass sie nichts mehr von mir wissen will. Alia, so dumm bin ich nicht. Lena und ich sind hinter deine Spielchen gekommen! Dass du an mein Handy gehst ist ja nicht schlimmste, aber dass du Nachrichten liest und auch noch löschst wie Anrufe auch, geht echt zu weit." Fassungslos stand sie auf und stellte sich wütend vor mich. „Sag mal hakt's bei dir? Du traust mir nach all den Jahren zu, dass ich sowas machen würde? Ich hab echt mehr von dir erwartet. Übrigens kannst du den Sex heute vergessen!" Wollte nicht sie mit mir schlafen? Ich hatte es doch überhaupt nicht vor.

So dumm war ich nun wirklich nicht. Ich wusste, dass sie log, das merkte ich daran, wie sie mit ihren Haaren spielte und ich kenne sie schon lange. Wollte sie einfach nicht einsehen, was sie getan hat? Konnte sie nicht einfach akzeptieren, dass ich nun die Wahrheit wusste?

„Gib's doch einfach zu Alia. Ich weiß doch genau wie eifersüchtig du bist." Ich ließ mich von ihr nicht verunsichern, denn nach all den Jahren kannte ich sie ziemlich gut.

Außerdem wollte ich von ihr hören, dass sie das gemacht hat. „Ich bin doch nicht eifersüchtig. Ich kann's nur nicht haben, wenn du dauernd Frauenbesuch hast." Nun übertrieb sie wirklich. Oft hatte ich nicht Frauenbesuch. Wenn jemand mal da war, dann waren es meine Schwestern oder einfach eine Freundin und meine meisten Freunde sind sowieso vergeben, so wie Lena.

„Hast du mal gesehen wie Lena dich angeschaut hat? Wie sie dich danach angeschaut hast? Die hat's voll auf dich abgesehen und war total traurig als sie gegangen ist." Ihr Verhalten kotzte mich langsam an und ich wusste nicht, wie lange ich das noch durchhalten könnte. Innerlich hoffte ich auf eine Besserung, doch so langsam gab ich nun auch auf. „Lena ist in einer Beziehung! Sie hat Max und das schon seit Jahren. Ja, die beiden haben es gerade nicht einfach, aber das wird wieder. Sie liebt Max und hat KEINE Gefühle für mich. Begreif es endlich!"

Alia wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, holte aus ihrer Hosentasche ihr Handy und zeigte mir ein Video. Es war nicht irgendein Video, es war ein Video von ‚Sing meinen Song' als ich für Lena ‚Satellite' gesungen habe. Da war das erste Mal, dass sie richtig eifersüchtig wurde. Jedoch versprach sie mir, dass es das erste und letzte Mal gewesen sei. Und bis vor ein paar Wochen war dies auch der Fall. Max hingegen nahm die Sache gelassen und ich war echt froh darüber gewesen. Lena und ich waren nur Freunde und das wird auch so bleiben.

„Die Sache hatten wir doch schon! Da war nicht mehr zwischen Lena und mir. Außerdem sah Max das genauso. Lena ist nur meine beste Freundin und das müsstest du wissen." Es verletzte mich schon sehr, dass sie mir zutrauen würde sie zu betrügen. Nach all den Jahren hatte sie kein Vertrauen mehr in mich. Da spürte ich diesen großen schmerzhaften Stich in meinem Herzen. Ich liebe sie doch und würde ihr nie sowas antun.

„Klar BESTE FREUNDIN, deswegen geht man so mit besten Freunden um. Ja, ich hab die Nachrichten gelöscht, aber nur weil ich das nicht mehr mitmachen kann. Wie ihr bei The Voice Kids geflirtet habt, dass da zwischen euch etwas sein könnte würde sogar jeder Blinde sehen. Wie du für sie singst, so als gäbe es nur euch." Nun übertrieb sie aber wirklich. Und die Bestätigung, dass sie dies wirklich getan hat, schmerzte doch mehr als erwartet, auch wenn ich schon vorher wusste, dass sie das gewesen sein muss.

„Ach, mein Album, die ganzen Songs für dich, das ist nichts oder was? Außerdem kommst du nicht mehr an mein Handy." Aus reiner Provokation hielt ich ihr mein Handy vor die Nase. Auch wenn ich mich eigentlich echt nicht mit ihr streiten wollte, hatte ich den Drang dazu, sie zu provozieren, auch wenn mein Verhalten ziemlich kindisch war. Schneller als ich regieren konnte, riss sie mir mein Handy aus der Hand, rannte ins Badezimmer und schloss sich ein. Auf dem Weg dorthin hörte ich etwas auf den Boden fallen. Da dort nichts anderes sein konnte, als ein Bilderrahmen, musste der wohl auf den Boden gefallen sein. Nun macht sie hier noch meine schönen Bilder kaputt.

Jetzt waren wir beide nicht besser mit unserem Verhalten und setzten gerade unsere Beziehung aufs Spiel. „Das sind nur Songs!" Das saß wirklich. Mit diesem Satz traf sie mich direkt ins Herz und es tat einfach nur verdammt weh. „Alia, es sind Songs die ich aus dem Herzen schreibe. Du weißt, dass ich über mein Leben schreibe und mir die Songs wichtig sind, weil du mir verdammt nochmal wichtig bist! Weil ich dich liebe!" Ich war voller Verzweiflung, sie wusste wohl nicht meine Arbeit zu schätzen.

„Gib mir dein Passwort!" schrie sie. „Vergiss es. Du vertraust mir nichtmal. Wenn du bereit bist doch zu entschuldigen, kannst du zu mir ins Wohnzimmer kommen." Ich wendete mich von der Tür ab und schleppte mich ins Wohnzimmer. Dort ließ ich mich auf die Couch fallen und brach auch sofort in Tränen aus. Ich weinte nicht oft, doch so sehr wie eben hatte sie mich noch nie verletzt. Alia war die Frau, die ich liebe, die ich heiraten möchte, mit der ich Kinder haben und alt werden möchte. Ob sie dies auch wollte? Ich fing immer mehr an zu zweifeln. Was wenn sie nicht die richtige Frau für mich wäre? Wir kannten uns doch schon so lange, in der Schule hatten wir uns damals kennengelernt und später sind wir dann zusammengekommen.

„Hier hast du's wieder. Ich komm da nicht rein. Außerdem benimmst du dich gerade voll daneben und lässt mich nicht mal an dein Handy!" Mein Handy warf sie mir auf die Couch, sodass es hüpfend von der Couch auf den Boden fiel. „Sag mal spinnst du?" fuhr ich sie an. „Das ist nur ein Handy, beruhig dich mal. Außerdem heul nicht so rum wie ein Mädchen!" Mit jedem Satz, der ihren Mund verließ, schmerzte es mehr in meinem Herzen.

„Mir reicht es für heute. Ich bin dann mal bei Franzi die Nacht! Und wehe Lena kommt hier her um dich zu vögeln, dann weißt du was passiert." Sprachlos und wie versteinert blieb ich auf der Couch sitzen und blickte ihr nach, wie sie ins Schlafzimmer lief um ein paar Sachen zu packen. Mir fehlten die Worte für ihr Verhalten. Ich dachte erst gar nicht daran ihr nachzulaufen oder sie auf irgendeine Art und Weise aufzuhalten. Sie kann die Nacht von mir aus woanders schlafen, ich hatte nicht vor die Nacht neben ihr zu verbringen.

Nachdem sie unsere Wohnung verlassen hatte, ging ich kurz in mein Arbeitszimmer. Ich suchte etwas, was genau wusste ich nicht. Ich ging an meinem Drucker vorbei, zu meinem Arbeitstisch, auf dem noch die Fliegenklatsche lag, da ich damit eine Spinne töten musste, die an der Tapete hing. Da Alia diesen Raum manchmal auch in Gebrauch nimmt, achte ich besonders darauf, dass es hier immer ordentlich und sauber ist. Sie hat nämlich panische Angst vor Spinnen. Irgendwie fand ich nicht das, wonach ich gesucht hatte.

So schnappte auch ich mir meine Sachen und verließ die Wohnung. Ich brauchte einfach die frische Luft, denn ich dachte schon wieder zu viel über Alia nach.

Follow your Heart (Lenark)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt