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„Marek, bleib bitte stehen!" Auch wenn ich diese Person nicht sah, da ich so aufgebracht war und einfach aus der Wohnung stürmte, erkannte ich diese Stimme. Natalie, dies bestätigte sich auch, als ich sie sah. „Nati, was machst du denn hier?" Mit meiner Schwester hatte ich am wenigsten gerechnet und ich wusste überhaupt nicht, warum sie hier war, angekündigt hatte sie sich auch nicht.

„Ich dachte ich überrasche dich. Außerdem wollte ich mal mit dir reden. Aber wenn du so aufgebracht bist, kann das bei mir warten." Natalie ließ ihre Tasche fallen und nahm mich in den Arm. Ich konnte es selbst kaum glauben dass sie hier war. „Du, wäre es in Ordnung, wenn wir woanders reden? Aber wo ist Nikolas?" Nikolas war ihr Verlobter und eigentlich kam sie nicht ohne ihn zu mir.

„Der kommt noch, der hat hier noch einen Termin und hat mich hier abgesetzt. Du, wir reden später, wenn Niko auch da ist." Sie hatte dabei so ein Grinsen im Gesicht. Mir ging es auch gleich schon besser, wenn sie so strahlt. Doch ihr Grinsen machte mich neugierig, ich wollte unbedingt wissen, was sie mir zu sagen hatte. Vielleicht stand der Termin für ihre Hochzeit fest. Ich als ihr großer Bruder habe Nikolas ganz genau unter die Lupe genommen und stellte schnell fest, dass er der Richtige für meine Schwester war.

„Ich nehme deine Sachen, dann fahren wir mit meinem Auto irgendwo hin, wo wir schön reden können. Nach oben können wir nicht." Natalie wusste nichts über die Probleme zwischen Alia und mir, das machte es für mich etwas schwerer, ihr davon zu erzählen. „Wann werde ich eigentlich Tante?" fragte sie plötzlich. Nur nicht verunsichern lassen. „Wir reden gleich, wenn wir irgendwo sind." Somit ging ich der Frage irgendwie aus dem Weg.

„Sie ist schwanger?" quiekte sie. „Nein, ist sie nicht und wenn, dann nicht von mir. Jetzt bitte keine Fragen mehr, ich erzähle dir gleich alles Nati." Zu den Problemen mit Alia wollte ich ihr von Lena erzählen, davon, dass wir uns mehrmals geküsst haben. Zumindest meine Schwester sollte dies wissen und vielleicht wüsste sie auch, was ich am besten machen könnte.

Natalie stellte keine weiteren Fragen mehr und stieg ins Auto. Ihr Lächeln, was sie vorhin so glücklich aussehen ließ verschwand nun ganz. Ich hatte keinen Plan, wohin ich fahren sollte, so fuhr ich einfach drauf los, in der Hoffnung irgendwo anzukommen. Und tatsächlich, wir kamen an einen etwas abgelegenen Ort. Hier war ich bereits schonmal und wusste ganz genau, wo dieser Weg hinführte.

Meine Schwester, die noch immer kein Wort sprach, folgte mir, als wir ausstiegen. Wir gingen den langen braunen Feldweg entlang, der zu einer Bank an einem ganz kleinen See führte. „Ich kann Dir das nicht mehr verheimlichen. Ich brauche deine Hilfe Nati." Als ob sie es schon ahnte, fragte sie mich, ob es zwischen Alia und mir nicht mehr so lief, dies musste ich einfach zugeben. „Du, es ist nicht nur das, ich habe Lena geküsst." Auf der einen Seite war es befreiend, es endlich jemandem sagen zu können, doch spürte ich wieder dieses Kribbeln in meinem Bauch, bei dem Gedanken an den Kuss.

„Sag mal, wie kannst du nur? Ich meine nicht nur den Kuss, sondern dass du mir nie was von deinen Beziehungsproblemen erzählt das. Das mit Lena ist eine andere Sache, aber vertraust du deiner eigenen Schwester nicht mehr?" Es tat mir so leid, ich wusste nicht, dass es meine Schwester so sehr verletzen könnte.

„Ich dachte, wir bekommen das alleine hin. Tut mir leid," seufzte ich, kurz nachdem diese Worte meinen Mund verlassen hatten, nahm sie mich in den Arm. Ihre Umarmung tat unfassbar gut, ich spürte einfach wir falsch es war, ihr nichts gesagt zu haben und wusste nun, dass es definitiv einfach gewesen wäre, wenn ich meiner Schwester schon früher die Wahrheit gesagt hätte.

„Deine Aussage von vorhin, als du meintest, dass sie nicht schwanger ist und wenn, dann nicht von dir, was genau wolltest du damit sagen?" „Naja, sie kann nicht von mir schwanger sein, weil wir schon lange nicht mehr hatten. Theoretisch könnte doch was sein, wenn sie mir das die ganze Zeit verschwiegen hat, oder sie hat jemand anderen." Bei dieser Aussage bildeten sich langsam Tränen in meinen Augen.

Follow your Heart (Lenark)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt