Teil 4

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PoV Bill

Ich wollte mit Stan reden. Nichts war schwerer als ihn zu ignorieren oder ihm diese doofen, kurzen Antworten zu geben.
Aber auf der anderen Seite war ich immernoch sauer auf ihn.
Vielleicht wollte ich mich auch einfach davor beschützen, nochmal verletzt zu werden.

Stan lag lesend auf seinem Bett und strich sich immer wieder seine Nudelhaare aus dem Gesicht.

Wiedereinmal erwischte ich mich dabei, wie ich mir vorstellte, durch seine Haare hindurchzufahren und ihn in meinen Armen zu halten.
Solche Gedanken hatte ich schon öfters, seitdem wir wieder aufeinandergetroffen sind.

Noch einmal sah ich zu Stan hinüber, dann stand ich auf und ging ins Bad.

Die Tür schloss sich hinter mir und ich drehte den Schlüssel im Schloss.
Da ich heute morgen nicht geduscht hatte, legte ich mir ein Handtuch raus und stellte mich unter das fließende, warme Wasser.

Unter der Fusche hing ich meinen Gedanken nach - die meisten davon drehten sich um Stan.

Als ich fertig war schaltete ich das Wasser aus und betrat wenige Minuten später den kleinen Raum, welchen ich mir mit Stanley teilte.

Der andere Junge drehte sich überrascht um.
Stanley war gerade dabei gewesen sich umzuziehen, als ich den Raum betrat.
Nun stand er da, oberkörperfrei und nur in Boxershorts.

"Uhmm- sorry.", brachte ich leise hervor.
Auch Staley wurde verlegen und zog sich schnell zu Ende um.
Schade...irgendwie.

"Alles okay?"
ich sammelte meine Gedanken schnell wieder und sah Stan an.
Offenbar hatte ich nur dagestanden und ihn angestarrt.
"Ähmm- ja. Sorry, alles okay."
Stan nickte, legte sich in sein Bett und schaltete das Licht auf seiner Seite des Zimmers aus.

Ich tat es ihm nach und drehte mich der Wand zu.

Kurz darauf hörte ich das leise brummen meines Zimmergenossen.
Stanley war eingeschlafen.

Langsam drehte ich mich auf die andere Seite.
Ich sah ihn an und musste schmunzeln.
'Er ist verdammt süß und heiß.', dachte ich.
Geschockt von meinen eigenen Gedanken und mit hochrotem Kopf, der Hitze auf meinem Gesicht nach zu urteilen, drehte ich mich auf den Rücken und starrte an die Decke.

Wieso dachte ich so über meinen ehemalig besten Freund?
Wieso dachte ich überhaupt so über einen anderen Jungen?
Wollte ich das hier?
Wenigstens eine Frage, auf die ich die Antwort kannte. Ja.
Ich wollte es, auch, wenn sich alles in mir noch versuchte, dagegen zu sträuben.

Noch einmal sah ich Stan von der Seite an.
Der Junge hatte die Augen geöffnet und starrte mich unverwandt an.
"Stanley?", fragte ich vorsichtig.
"Hey, Stan, ist alles in Ordnung?"
Ich fragte noch einige Male, dann stand ich auf und ging auf Stan zu.
"Hey, ist alles okay?"
Stan rührte sich nicht, er träumte offenbar.

Der Lockenkopf murmelte erwas, dann, von einen auf den anderen Moment huschten seine Augen gehetzt hin und her.
Seine Hände begannen leicht zu zittern, Schweißperlen rannen seine Schläfen hinunter und er wimmerte leicht.

Es tat weh, ihn so zu sehen.

"Stan, wach auf.", sagte ich, nun etwas bestimmter.
Meine eine Hand lag auf der Schulter meines Zimmergenossen und ruckelte leicht an dieser.

Kurze Zeit später schreckte Stanley aus dem Schlaf hoch.
Ein kleiner, hoher Schrei entfuhr ihm und er begann sofort zu weinen.
Leise.

"Shhht. Es ist alles gut. Ich bin hier, okay?"
ich strich Stan über den Rücken.
Die Tatsche, das ich mir vorgenommen habe, ihn zu hassen, war jetzt egal.
Der Nudelkopf sah mich aus seinen angeschwollenen Augen an.

"Geht es wieder ein wenig?"
Stan nickte und drückte sich noch etwas näher an mich.
Ich mochte dieses Gefühl.
Es löste ein wohlihes Kribbeln in meinem Bauch aus, was es war, wusste ich nicht.
"Du hast schlecht geschlafen, stimmts?"
Ich strich Stan weiterhin beruhigend über den Rücken.
"J-ja.", brachte er schließlich heraus.
"Möchtest du mir sagen, was los war? In deinem Traum, meine ich."
Stan nickte und atmete einige Male tief ein und aus.
"Ich träume immernoch davon, Bill. Es verfolgt mich. Egal was ich mache, egal was ich ich versuche um mich dagegen zu wehren. Ich werde diese Erinnerungen nicht los.", schluchzte er.
Kurz war ich verwirrt.
"Wovon redest du?"
"Pennywise."

Dieses eine Wort genügte, um in meinem Kopf eine ganze Reihe von Flshbacks zu starten.

Ein verletzter, etwas dicklicher Junge.
Die Barrens.
7 Kinder in einer Kanalisation.
Die Hauswände auf der Straße waren übersäht mit Vermisstenplakaten.
Ein großes, zerfallenes Gebäude.
Mit Blut bedeckte Badezimmerwände.
Angst.
Pennywise.
Und dann:
Georgie.
Sein karges Zimmer und der leere Stuhl am Küchentisch.
Meine Eltern, wie sie langsam an dem Verlust zu ersticken scheinen.
Der Schmerz, den er selber gespürt hatte.

All das brach auf mich hinein wie eine Lawine.
Ich spürte, wie mein Herz sich schmerzhaft zusammenzog.

"Ich- ich habe es vergessen. Alles davon. Wie konnte ich das vergessen?", flüsterte ich, mehr zu mir selbst als zu Stanley.

"Was genau hast du denn geträumt?"
"Er- er hatte einen von uns.
Ich wusste nicht wen, doch ich hoffte- ich hoffte er hatte nicht dich.
Wir haben nichts gemacht, waren weder verängstigt noch aufgebracht.
Doch ich wusste es. Er hatte dich."

Ich setzte mich neben Stanley auf die Bettkante und zog ihn noch fester in meine Arme.
Es tat gut, ihn nach all der Zeit wieder im Arm zu halten.
"Shhht, alles gut, ich bin hier und es geht mir gut."
Stan nickte und beruhigte sich wieder etwas.
"B-Bil?", flüsterte er vorsichtig.
"Ja?"
"Ich- ich habe dich vermisst, wirklich."

Ich spürte ein schönes Gefühl.
Es sagte mir, dass ich Stan auch  vermisst hatte.
Und wie ich das hatte.
"Ich dich auch, Nudelkopf."

Stan grinste schon wieder.
"Kannst du vielleicht- vielleicht hier schafen? Nur wenn das okay dür dich ist."

"Na klar."

Stan rückte an die Wand um mir Platz zu machen und ich kuschelte mich zu ihm unter die Decke.
Es fühlte sich an wie früher.

Ich konnte nicht weiter so tun, als würde ich ihn hassen.

Stan drehte sich mit dem Gesicht in meine Richtung und sah mich an.
"Gute Nacht, Billy.", grinste er.
"Nacht, Stanny."

Er zog sich an meiner Schulter hoch und legte seinen Kopf in meine Halsbeuge.
Sein warmer Atem striff meinen Hals und hinterließ eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper.
Ich legte einen Arm auf seinen Rücken und schlief fast sofort ein.

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Es tut mir wirklich leid, dass so lange nichts mehr kam, aber ich hatte echt nh bisschen Stress.

Hoffentlich hat es euch gefallen♡

Naja ich habe ja jetzt erstmal 5 Wochen frei also...xD 💕

Bye❤

Vergessen♡  ~ StenbroughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt