Kapitel 5| Leere Schmerzen

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So Cold•Ben Cocks

»Wir waren Freunde, bis zu dem Zeitpunkt, als mein Herz nach deinem verlangte.«~Ash Ketchum

Auf dem Weg zur Schule begegneten sich Ash und Serena nicht

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Auf dem Weg zur Schule begegneten sich Ash und Serena nicht. In der Schule spaßten sie nicht vor Unterrichtsbeginn. Während den Pausen redeten sie nicht. Nach der Schule warteten sie nicht gemeinsam, bis alle Schüler das Schulgelände verlassen hatten, ehe sich ihre Wege für den heutigen Tag trennten. Und all dies, das erste Mal seit zwei Wochen.

Serena hätte ihn ansprechen sollen, ja sogar müssen, aber sie spielte ihm lieber vor, dass sie nicht merkte, dass sich sein Verhalten ihr gegenüber verändert hatte. Spielte ihm vor, dass sie nicht die unausgesprochene Frage in seinen Augen gesehen hatte, als sein Blick auf den blauen Fleck auf ihrer linken Wange fiel. Spielte ihm in den Pausen vor, sie wäre in die Tiefen eines Buches versunken, während sie schweigend nebeneinander aßen.
Und auf dem Weg, ihr Wochenende unter einem haufen Bücher zu verbringen, spielte sie sich selbst vor, dass sein stilles Schweigen sie nicht verletzte.

𑁍

Es war schon fast Abend, als Serena die Türe ihres Zimmers hintersich zu zog und erschöpft an dieser herab glit. Freitag, war für sie die Hölle. Den Tag, den viele als Segen empfanden, erwartete sie mit größter Erfurcht und stets mit der Hoffnung, davor von einem Ziegelstein, oder einer Kokosnuss erschlagen zu werden. Denn dieser Tag, bedeutete für sie nichts mehr, als schuften und dies meist bis spät in die Nacht.

So hatte Serena ihren gesamten restlichen Tag mit putzen, einkaufen, kochen und den ständigen dröhnenden Beleidigungen ihrer Mutter verbracht. Da Serenas Mutter am Freitag frei hatte, blieb ihr der gesamte Vormittag, um sich neue Möglichkeiten auszudenken, ihrer Tochter das Leben so unangenehm, wie nur irgendwie möglich zu bereiten. So kam es schon zu jeglichen Eskapaden, bei denen Serena einen zertrümmerten Spiegel in der Ecke ihres Zimmers vorfand - nachdem sie in eine der Scherben getreten war-, oder dem vorfinden zerbrochener Bücherregale und dabei geknickter Buchseiten.

Heute hatte sich ihre Mutter etwas ganz kreatives ausgedacht und kurzerhand einfach beschlossen Serenas gesamte Kleidung zu waschen und in den Trockner zu werfen. Was der Grund war, weshalb die wenige Bekleidung, die das junge Mädchen besaß, nun nicht einmal mehr ihrem alten Kuscheltier richtig passte.

Also hatte sich zu der ewig langen To-do Liste noch ein weiter Punkt für den heutigen Tag dazugeschlichen, unzwar: • Sparschwein köpfen, mit dem Geld billige Kleidung in einem secondhand Shop besorgen und bei möglichen Blickkontakt mit ihrer Mutter keine Vase oder andere Gegenstände nach ihr werfen.

Der letzte Aspekt stellte sich dabei als äußerst schwierig heraus, den als Serena ihre Mutter auf der Couch, mit einer Weinflasche in der Hand, RTL schauen sah, fiel ihr Blick fast automatisch auf die glänzende Trophäe ihres Vaters, die schon seit das junge Mädchen denken konnte den Platz über dem Kaminsims zierte.
Doch letztendlich hat ihr das ständige einreden der Worte: 'Sie ist es nicht wert.', dabei geholfen ihren mörderischen Plan nicht in die Tat umzusetzen.

Doch da ihr Leben sie über alles liebte, war der Verlust ihrer Kleidung noch nicht der Höhepunkt ihres Tages, was ihr spätestens bewusst wurde, als sie mit schnellen Schritten, vollen Tüten und einem leeren Geldbeutel auf dem Weg zurück zu ihrem Zuhause, das Haus von Ash passierte.

Die Nacht hatte sich wie eine schwarze Decke über die Dächer der Stadt gelegt. Ruhte tief und still in den verlassenen Gassen und Geschäften so wie in Serenas tauben Gelenken. Der Wind hatte zugenommen und was vorher noch ein leises Säuseln war, spielte nun mit einem lauten Pfeifen mit den blonden Locken Serena's Haars.

Nachdem sie sich neue Kleidung besorgt hatte, hatte sie eigentlich den direkten Weg nach Hause einschlagen wollen, um nicht in der Kälte zu erfrieren, die sie deutlich durch die dünne Jacke ihres Vaters vernahm, doch als sie die wärmende Ruhe des weißen Hauses verspürte konnte sie nicht anders, als stehen zu bleiben und diese Wärme zu genießen.

Die Lichter im gesamten Haus, waren ausgeschaltet, bis auf Eines. Das Licht in Ash's Zimmer. Und Serena konnte nicht anders, als zu lächeln. Er war also noch wach und wie es durch das Fenster erkennbar war, auch noch sehr aktiv, denn während sich Serena in der eisigen Kälte stehend den Arsch abfrohr, zeigte eine Silhouette schemenhaft, eine Person die durch ihr ständiges auf- und abschreiten im Raum für Kerben in dem Holzboden sorgen würde.

Das honigblonde Mädchen schien so in ihren Gedanken, die wild Mutmaßungen über mögliche Beweggründe für sein Verhalten suchten, gefangen, dass sie nicht bemerkte, wie auch das Licht in seinem Zimmer erlosch und mit der blauen Dunkelheit verschwam. Erst also im unteren Teil des Hauses, um genauer zu sein im Eingangsbereich, die Schwärze durch ein weiches Gelb ersetzte wurde, wurde Serena wieder auf das Geschehen um sie herum aufmerksam.

'Hatte Ash sie gesehen? Würde er raus kommen und mit ihr reden wollen, um ihr zu sagen, dass es nicht okay war Nachts fremde Häuser zu beglotzen? Oder würde er ihr sagen, dass er unmöglich mit jemanden befreundet seien konnte, der so ein Leben führte wie sie?' Serena begann in Panik zu verfallen, drückte ihren Rücken näher gegen die dunkle Hauswand des Hauses, welches wenige Meter neben seinem stand. Hoffte, dass sie mit der schwachen Kontrastfarbe verschmelzen und nie wieder auftauchen würde.

Doch als die Haustür aufschwang und nicht Ash die Person war, die die Stufen hinab trat sondern ein junges Mädchen, zog sich Serenas Herz ungewollt aus einem ganz anderen Grund zusammen. Das Gesicht des Mädchens wurde durch das sanfte Licht im Eingangsbereich auf eine Art und Weiße angestrahlt, das selbst Serena für einen Moment schlucken musste. Sie war hübsch. Nein, nicht nur hübsch, sie war wunderschön.

Das Mädchen drehte sich noch einmal, zu der Person um, die die Tür für sie offen hielt und drückte dieser einen kurzen Kuss auf die Lippen, ehe sie sprach: „Danke für heute Abend, es war wunderschön." Dann verschwand ihre zierliche Gestalt in der schwarzen Nacht, ohne dass ihr Blick auf das honigblonde Mädchen wenige Meter entfernt fiel.

'Bitte sei nicht Ash. Bitte sei nicht Ash,...', sprachen stille Worte die Hoffnung in ihrem Kopf aus. Doch als die -bis jetzt noch in Schwarz gehüllte Gestalt- einen Schritt nach vorne trat, da war es, als würde Serena hören, wie ihr Herz unter stillen Tränen in ein schwarzes Loch aus tiefem leeren Schmerz versank. Also könnte sie spüren, wie es verzweifelt nach der Wärme suchte, welche das Haus vor kurzem noch ausgestrahlt hatte. Doch da war nichts mehr, nur noch Kälte und Hoffnungslosigkeit.

Und als die Tür mit einem quietschen wieder ins Schloss gezogen wurde, lief Serena. Sie lief und lief. Klammerte sich an das letzte Fünkchen Stolz in ihrer Brust, welches sie davon abhielt auf der Straße zusammenzubrechen.

Bis in ihr Zimmer schafft sie es, ehe ihre Beine unter ihrem Gewicht nachgaben und die Schwärze ihres Körpers sie von innen heraus auffraß. Tränen befeuchteten ihre Wangen, während Serena in die Dunkelheit weinte, ohne das sie wusste weshalb. Sie hatte kein Recht, kein Grund zu weinen. Sie sollte sich freuen, dass Ash jemanden gefunden hatte, den er mochte. Sie hätte auf ihn zu gehen, ihn ansprechen und ihm sagen sollen wie toll sie es fand, dass er eine Beziehung führte. Das taten Freunde doch, oder?

Genau sie waren nur Freunde, nichts mehr. Es war ihre Pflicht eine gute Freundin zu sein. Ihn wie einen guten Freund zu behandeln. All dies wusste sie, doch wieso tat es dennoch so weh?

Kritik?

Schriftstück einer Todgeweihten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt