Max dirigierte Mira durch den Wald. Dabei fiel es Mira sehr schwer ihre Selbständigkeit zu unterstreichen. Bei jeden Kreuzung musste die anhalten und auf Max warten, bis dieser ihr die Richtung angab.
Er nutzte es, wie zu erwarten, schamlos aus. Für den ganzen Weg hatten sie somit schnell eine halbe Stunde länger, als sie noch mit Ren auf dem Hinweg gehabt hatte.
"Was ziehst du morgen an? Es wird kalt und was du da gerade anhast ist definitiv nicht tauglich, Prinzessin", fragte Max, als er die Türe zu seinem Haus aufstiess.
"Ich kann sonst schnell in die Kleidersammlung gehen, dort haben wir oft ein paar Sachen."
"Ihr habt hier eine Kleidersammlung?"
"Ja, warum nicht?"
"Das scheint mir einfach kein Ort mit einer Kleidersammlung zu sein."
Max zwinkerte ihr zu. "Glaub mir Sweethart, das ist auch keine normale Kleidersammlung. Manchmal findet man darin Dämonenzähne, Elfenohren, Wolfshaare, abgetrennte Hasenpfoten oder sonstiges. Wenn wir Glück haben vielleicht sogar einen kleinen Schrumpfkopf, aber die sind sehr beliebt."
Angewidert schaute Mira ihn an. Max lachte. "Entspann dich, dass war ein Witz. Es ist eine stinknormale Kiste. Was ist jetzt? Soll ich dir etwas besorgen?"
Es störte Mira, dass jemand, der ihre Unwissenheit zuvor noch so ausgenutzt hatte, ihr jetzt plötzlich helfen wollte. Gegen ihren eigentlichen Willen hörte sie sich aber dennoch sagen: "Ja, gerne. Das währe nett." Sie betraten den Raum und Max schaute sich kurz um. "Also dann Sweethart. Mi casa es su casa. Ich bin dan mal nett." Er verschwand wieder aus der Türe.
Mit zaghaften Schritten wanderte Mira durch den Raum und begutachtete ihn noch einmal. Die Sonne war schon am unter gehen. Mira schätzte die Zeit auf etwa fünf Uhr. Sie liess ihren Blick erneut schweifen. Der Raum kam ihr auf einmal ganz anders vor, als noch am Nachmittag. Irgendwie liess ihn das Licht der untergehenden Sonne viel gemütlicher erstrahlen. Eine kleine Couch kam in ihren Blickwinkel. Auch diese hatte Mira zuvor noch nicht wahrgenommen. Vier lange Striche auf dem Boden deuteten darauf hin, dass das Möbel eigentlich an einer Wand stehen sollte. Aber anscheinend war jemand der Überzeugung gewesen sie müsste vor das Fenster geschoben werden. Dabei hatte dieser Jemand auch eindeutig recht behalten. Der Ausblick brachte Mira eine Gänsehaut. Unter der Glasfront spiegelte sich der See in einem türkisem Blau. Ein brauner Holzsteg ragte in das glasklare Wasser hinein. Am Ufer glitzerte der Sand verspielt und wenn Mira sehr gut hinhörte konnte sie sogar ein paar Wellen hören. Auf der rechten Seite des Hauses führte eine Treppe hinunter. Sie war von grünen Pflanzen umgeben, deren Blumen sich langsam schlossen für diese Nacht. Ein Windstoss liess feine Blüten von einem Jacaranda Baum vor das Fenster wehen. Mira fühlte sich in ihre Kindheit zurückversetzt. Sie sah sich wieder in ihrem Garten auf der alten Schaukel unter genau so einem Baum. Schnell verdrängte sie den Gedanken an diesen Ort. Das wahr schon Jahre her. Den Baum gab es bestimmt schon lange nicht mehr. Vermutlich hatte ein reicher Milliardär die Siedlung, in der ihre Grosseltern damals lebten, aufgekauft und alles abgerissen um darauf ein Shoppingcenter oder ein Luxushotel zu bauen. Mit den ganzen Villen währe sicher auch ihr Baum, das Baumhaus und die Schaukel dem Erdboden gleichgemacht worden.
Um auf andere Gedanken zu kommen ging Mira zu ihrer Tasche und zerrte den Skizzenblock darin heraus. Im Schneidersitz setzte sie sich auf das Sofa. Sie genoss die himmlische Aussicht und wie von alleine begann ihre Hand die ersten Linien auf das Blatt zu skizzieren. Als sie das nächste Mal aufblickte hatte die Sonne das Wasser in ein Warmes Gold getaucht. Über sie kam eine tiefe Entspannung.
Umso mehr erschrak sie, als Max sich plötzlich neben sie schwang und sich in Polsterung fallen liess. Sie hatte ihn nicht hereinkommen gehört. "Ich habe leider nicht viel gefunden, aber ich habe dir alles auf deine Tasche gelegt." Er machte eine Pause und schien den Ausblick genauso zu geniessen, wie Mira auch. "Schön, oder?"
Mira nickte. Dann stand Max aber genauso abrupt wieder auf, wie er sich schon hingesetzt hatte. "Lass uns gehen. Es gibt Abendessen am Lagerfeuer."Gemeinsam betraten sie das Camp Feuer. Ren sass bei seinen Freunden und winkte ihr zu, als sie auf den Platz kamen. "Mira, setz dich zu uns!", rief er über die andren hinweg. Sein vertrautes Lachen liess Mira auf einmal ganz warm ums Herz werden. Er hatte noch etwas Russ auf de Wange. Vermutlich hatte er den ganzen Tag in der Werkstatt gearbeitet. Auch seine Augen hatten dunkle Ringe unter ihnen und liessen vermuten, dass er am liebsten einfach sofort ins Bett gefallen währe. "Geh nur, Sweethart. Ich habe sowieso noch einige Freunde zu treffen.", sagte Max und war verschwunden. Mira nahm das als Einverständnis und ging zu ihrem alten Freund. "Hier, ich habe dir was geholt.", meinte Ren, als Mira sich seufzend fallen liess. Sie war mindestens so erschöpft, wie Ren. Dieser reichte ihr einen mit Pizzastücken gefüllten Teller. "Ich hoffe doch sehr du bist noch immer so verfressen auf Pizza." Mira lachte und schnappte sich das erste Stück. Genüsslich biss sie hinein. "Halt! Noch nicht essen. Wir müssen erst noch warten, bis alle da sind." Gehorsam legte Mira das vo verführerische Stück zurück. Aus dem Getümmel erhob sich eine bekannte Stimme. In ihrem kurzen Röckchen kam die Gewitterziege auf Mira zugesteuert. "Ren kann ich dich etwas fragen?", fragte Mira ihn, als Liz noch ausser Hörweite war, ohne sich von ihr abzuwenden.
"Klar doch, Schwesterherz, was auch immer es ist."
"Warum finden sie alle so toll? Sie ist doch der Teufel höchstpersönlich."
Ren hob den Kopf nicht und antwortete nur. "Wir glauben nicht an den Teufel. Das solltest du mittlerweile gemerkt haben." "Ich meine ja nur. Ihre aufgedunsene, besserwisserische Art und das zickige Getue kann einem doch nur auf die Nerven gehen. Abgesehen von der schrecklichen Persönlichkeit." Ren schaute auf und war kurz sprachlos. Dann begann er den Kopf unsicher hin und her zu schwanken. "Nun ja, dass kommt sehr auf..."
"Heiii Schatzi ich habe dich sooooo sehr vermisst. Hast du meinen Armreifen schon fertig?" . Einer der beiden Hauptpersonen aus die Schöne und das Biest blieb direkt vor ihnen stehen und schwenkte ihre goldenen Locken über die Schultern. Es sei nur so viel gesagt: Aus Miras Sicht war es sicher nicht die Schöne.
"Nein Liebling. Ich habe heute den ganzen Tag an Leos Drachen mitgeholfen. Der hat bei seinem letzten Ausflug ziemlich leiden müssen." Verlegen kratzte Ren sich am Kopf und schaute zu Mira hinüber. Die musste den Schock zuerst einmal verarbeiten. Warum nannte er sie Liebling? Liz war schneller mit ihrem Kommentar. Sie setzte wieder diesen abwertenden Gesichtsausdruck auf, den Mira bereits kennengelernt hatte, und verschränkte ihre Arme. "Und was hat dieses Miststück hier zu suchen?" Mira wichen jegliche Worte aus dem Kopf. Sie hatte keine Ahnung was sie darauf antworten sollte.
"Das ist eine alte Bekannte von mir. Sie heisst Mira.", tat Ren so, als ob er nichts gehört hätte.
"Das weiss ich. Ich will eigentlich nur wissen, was die auf meinem Platz zu suchen hat." Ganz offensichtlich versuchte Ren die Lage zu erklären, aber er hatte keine Ahnung wie. Er schaute nur zwischen Mira und Liz hin und her. Ohne eine unnötige Diskussion anzufechten krallte Mira ihren Teller und stand auf. Ihr war es lieber momentan noch keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Selbst wenn sie Liz nicht ausstehen konnte musste das nicht gleich jeder hier erfahren. Das hatte sie in ihrem Leben gelernt. Man musste sich immer als erstes an die neue Umgebung anpassen. Nichtsdestotrotz war es ihr ein Dorn im Auge, dass Ren offensichtlich etwas mit dieser eingebildeten Schnepfe am laufen hatte. In den letzten Jahren konnte er sich schliesslich nicht so sehr verändert haben und stand plötzlich auf die Zicken, über die er sich früher immer augeregt hatte, oder?
Mit ihrem Teller in der Hand schaute Mira sich nach einem leeren Platz um. Fast alles war schon besetzt. Es waren jetzt viel mehr als am Nachmittag. Offensichtlich waren dort nicht alle aufgetaucht. Sie erspähte einen leeren Platz neben Max. Perfekt. Zumindest etwas lief heute gut. Sie drängelte sich durch die bereits sitzenden Teenager und Kinder hindurch. Die meisten schien es nicht zu stören und sie redeten einfach weiter. Ein paar aber schauten sie ungläubig an und tuschelten weiter, kaum war sie vorbei gegangen.
Endlich liess Mira sich auf den Boden neben Max fallen. Er drehte sich zu ihr um. "Hey, Baby ich muss dich leider bitten aufzustehen, da sitzt...." Als er bemerkte wer sich gerade niedergelassen hat grinste er verstohlen und änderte seine Meinung. "Vergiss es. Ich bin mir sicher Grover kann mir verzeihen."
Mira antwortete nicht auf die Bemerkung.
"Also, Sweethart. Was führt dich zu uns?" Er zeigte auf seine Freunde. "Nein, moment. Lass mich raten. Du bist beleidigt, weil dein Freund dir eine Salamipizza gebracht hat, obwohl du Vegetarierin bist. Nein? Na gut. Dann gefällt dir der Einstrahlungswinkel der Sonne dort drüben nicht." Miras Stirnrunzeln spornte ihn zu einer neuen Vermutung an. "Warte, ich hab's! Die Frisur deiner Sitznachbarin passt dir nicht."
"Ich heisse doch nicht Liz.", knurrte sie.
Max zog eine Braue hoch und musterte sie. "Da ist aber jemand überhaupt nicht gut auf das neue Betthäschen des Exfreundes anzusprechen."
Mira liess beinahe den Teller fallen. "Was?! Nein. Ren ist wie mein Bruder! Definitiv nicht! Aber warum ausgerechnet diese Zicke?" Sie spähte zu den zwei hinüber. Ren hatte seine Arbeitsjacke ausgezogen, damit sich die Prinzessin nicht auf den schmutzigen Boden setzten musste. Ihre Langen Beine hatte sie elegant angewinkelt.
"Da magst du recht haben, aber sie sieht verdammt gut aus."
Dagegen konnte Mira nichts sagen. Sie sah wirklich aus wie die junge Version von Amanda Seyfried. Beleidigt zeichnete Mira Schlangenlinien in den Sand.
"Mach dir keine Sorgen Sweethart. Bei uns bist du vor ihr sicher. Wir haben einen Ehrenkodex." Max stand auf und klopfte seine Hose ab. "Was für ein Kodex?", fragte sie verwundert und schaute zu ihm hoch. Ein Typ neben ihr, offensichtlich gehörte er auch zu Max's Freundeskreis, antwortete ihr grinsend. "Wir fangen nichts mit jemandem an, der jemand aus der Gruppe schon hatte." Als Mira zu Max zurück sah, grinste dieser genauso bescheuert und half ihr auf die Beine. Kaum berührten sich ihre Hände zuckte eine Stromschlag durch sie hindurch. Miras Blut wurde auf einmal warm und wieder kalt. Innerhalb von Sekunden verschwand das Gefühl wieder. Etwas zu lange hielt sie seine Hand fest. Sie liess beschämt los.
"Komm, wir müssen ans Feuer, bevor wir essen."
Erneut zwängte Mira sich durch die sitzenden Leute. Sie bemerkte diesmal aber, dass die Aufmerksamkeit weniger ihr und vielmehr ihrem Begleiter gehörte. Vor dem Feuer blieben sie stehen. Die Gespräche verstummten. "Du musst etwas von deinem Essen den Flammen opfern. Die Götter mögen den Geruch."
Max machte es ihr vor. Er riss ein Stück von seiner Wurst ab und warf sie in die Flammen. Dabei sagte er den Namen seines Vaters. "Poseidon." Das Feuer blitzte kurz in blauen Farbe auf und tatsächlich stieg ein angenehmer Duft in ihre Nase. Doch das fiel Mira nicht auf. Sie starrte Max ungläubig an. "Wie hast du das gemacht." Max lächelte. Er nahm ihr den Teller ab und gab ihr ein Stück von ihrer Pizza in die Hand. "Du musst nur den Namen deines Elternteils sagen." Sie runzelte die Stirn und konzentrierte sich. Auf einmal tauchten tausende Namen in ihrem Kopf auf. Hekate. Aphroditos. Nike. Zelos. Zeus. Arthemsi. Apollon. Persephone. Rhea. Phoibe. Helios. Es wollte nicht mehr aufhören. Mira wurde nervös. Was wenn sie doch keine Eltern mehr hatte? Was wenn sie doch keine Halbgöttin war? Was wenn das hier wirklich eine Irrenanstalt war? Sie warf das Stück in dei Flamme und murmelte das einzige was ihr einfiel. "Ad unum omnes" Es knallte. Mira schreckte zurück, als ein goldener Strahl in den Himmel schoss. Er erleuchtete den Himmel. Mira schaute hinauf. Einige Punkte, goldene Sterne, begannen aufzuflackern. Sie drehten sich im Kreis und zogen Mira in den Bann. Sie formten ein zuerst unerkennbares Bild. Doch dann konnte Mira es sehen.
Eine Wiege. In ihr lag ein kleines Kind, welches mit einer Rassel spielte. Das Bild wechselte. Ein Baumhaus. Darunter hing ihre Schaukel, die leise im Wind hin und her baumelte. Mira erkannte sich am einen Ende der Strickleiter. Die Sterne formatierten sich neu. Ihre Eltern, wie sie neben ihr auf einer Decke im Park sassen. Sie waren beide glücklich und hielten sich fest im Arm. Vor ihnen Mira, die nach einer Blume griff.
Im nächsten Moment erkannte Mira das Haus ihrer Grosseltern. Ein Polizeiauto stand auf der Strasse und zwei Beamte stiegen gerade ein. Im Hintergrund sah sie ihren Grossvater, der mit hängenden Schultern die Türe schloss. Es wurde Winter. Mira sass auf ihrer Schaukel. Wieder stand ein Polizeiauto vor der Türe. Die Beamten verliessen das Grundstück. Ihre Grossmutter weinte an der Brust ihres Grossvaters. Dieser hatte einen Steinernen Ausdruck im Gesicht.
Mira schrie auf. Die Sterne erloschen blitzschnell. Sie öffnete die Augen. Sie wusste nicht wo sie war. An ihrem Gesicht spürte sie den harten Boden und auf ihrer Lippe schmeckte sie Blut. Ihre Unterarme waren aufgekratzt und die Fingerkuppen rot.
"Sie ist wach." Jemand warf sich neben Mira auf die Knie und nahm ihre Handgelenke. Ihre Augen gewöhnten sich langsam an die Umgebung und sie setzte sich auf. Sie war immer noch am Lagerfeuer. Die Leute tuschelten aufgeregt. Das Feuer war wieder normal. Vor ihr war Max, der sie besorgt musterte. "Alles in Ordnung?"
Sie konnte nicht sprechen. Sie nickte, obwohl sie keine Ahnung hatte ob wirklich alles gut war. Chiron kam hinter Max zum Vorschein er sah genauso besorgt aus. "Das kann nicht sein.", murmelte er. "Das gab es noch nie.", sagte er dann etwas klarer und kratzte seinen Bart.
"Es macht nicht immer alles Sinn, verehrter Kollege." Doch auch in den Augen von Mr. D konnte man die Fragezeichen lesen.
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Daughter of the Gods - About the Past
FantasíaMira hatte bisher nicht sehr viel Glück in ihrem jungen Leben. Ihre Eltern sind gestorben, sie hat wenige Freudne und reisst auf sich alleine gestellt umher. Das ändert sich aber als sie auf den Playboy Max trifft. Mit einem Schalg geriet ihr sonst...