Mit einer Tasse Tee in der Hand starrte Mira auf den See hinaus. "Es war wieder genau wie damals." Emotionslos pustete Mira in die Tasse. Sie durfte sich keine Tränen erlauben. Gefühle waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Das hatte sie schon von ihrem Grossvater gelernt. Der alte Mann hatte ihr nicht viel gutes beigebracht, aber darauf konnte sie beharren. Keine Gefühle.
"Ich weiss. Ich habe es auch gesehen.", sagte Max und schraubte den Deckel auf seine Flasche zurück. "Die Flammen verbergen keine Geheimnisse." Auch er schaute auf den See hinaus. Mira trank einen Schluck. Das alle mitbekommen hatten, was in ihrer Kindheit geschehen war, gefiel ihr nicht. Umso mehr die Leute über einen wussten umso schwerer vergessen sie einen, wenn man weiterzieht.
"Hast du hunger?", fragte Max nachdem sie eine Weile still da gesessen haben.
Obwohl Mira nur einen Bissen von der Pizza hatte, wollte sie nichts essen. Sie schüttelte den Kopf. Max betrachtete das aber nicht. Er stand auf und schlenderte zum Kühlschrank. Das Licht erhellte den halben Raum, als er die Türe öffnete. Dadurch sah sein Gesicht noch härter gezeichnet aus. Seine Wangenknochen hoben sich deutlich ab. "Ich habe noch Brokkoli, Eier, Erbsen und ein bisschen Salz. Damit lässt sich arbeiten." Wenn diese Worte aus Miras Mund gekommen währen, währen es eine Lüge gewesen. Bei Max sahen die Handgriffe aber geübt und gekonnt aus. Zehn Minuten später hatte sie ein Sternemenü auf dem Teller vor sich. Mira langte kräftig zu. Erst in der Hälfte merkte sie, dass Max mindestens genausolang, wie sie nichts mehr gegessen hatte. "Willst du auch?", sie hielt ihm eine Gabel hin. Er blinzelte verwirrt und schaute sie an, wie wenn er gerade irgendwo anders gewesen währe im Kopf. Dan grinste er. "Danke, Sweetheart, aber ich habe keinen Hunger." Sie nahm die Gabel nicht weg und hielt sie weiter. "Danke, Algenhirn, aber ich bestehe darauf." Sein Ladykiller lachen leuchtete auf und er nahm sich die Gabel. "Wusste ich's doch. Es liegt in der Familie."
Kaum hatte Mira den Teller weggestellt holte Max einen Eimer Schokoladeneis. Während sie ihren Nachtisch assen, informierte Max sie über die Camp Traditionen.
"Griechische Hungergames? Ich dachte das sei verboten?" "Was sind bitte Hungergames?"
"Hast du nie die Tribute von Panem gesehen?" "Nö." Mira seufzte. "Wenn ich hier im Camp bleiben soll brauche ich aber dringend einen Netflix Zugang." Sie erklärte ihm grob, was in dem Film passierte und Max amüsierte sich darüber. "Ich kann dich beruhigen Prinzessin. Wir machen keine Hungergames. Es ist eine Tradition hier im Camp. Die verschiedenen Häuser teilen sich auf zwei Teams auf. Dabei gibt es in jeder Gruppe eine Flagge, die von den einen beschützt werden muss. Die anderen sind die Läufer, die die Flagge der Gegner erobern müssen." Mira überlegte kurz und schüttelte dan den Kopf. "Also für mich tönt das ziemlich brutal." Sie tauchte der Löffel erneut in den Eimer. "Keine Sorge. Verstümmelungen sind tabu." Genüsslich liess sie sich das Eis auf der Zunge zergehen. Die Sonne war schon hinter dem Horizont verschwunden und der See glänzte nun in einem kühlen Silber. Etwas entfernt schlug eine Turmuhr Mitternacht. Im Mondlicht glitzerte das Wasser. "Schau genau hin.", raunte Max. Fragend drehte sie den Kopf, doch er wiess nur wieder zum Fenster hinaus. Als sie ihren Blick wieder auf die Aussenwelt konzentrierte sah sie die kleinen Wellen am Uferrand auf den Sand prallen. eine nach der anderen blieb stehen und fror ein. Kleine Kristalle bildeten eine sichere Decke, die sich über den ganzen Wasserspiegel ausbreitete. Es juckte sie in den Fingern aufzuspringen und nach unten zu rennen. Sie steckte den Löffel zurück in das Eis. Max sah ihr dabei zu. Sie fühlte, wie er auf eine Reaktion wartete. Obwohl sie innerlich völlig aus dem Häuschen war gab sie sich Mühe ruhig zu bleiben. "Nicht schlecht." Für einen Moment schaute Max sie einfach nur an. Dan lachte er laut auf und stellte den Eimer ab. "Auf dieser Couch hatte ich schon so einige Mädchen, die seit Jahren hier leben, Sweetheart. Bis jetzt habe ich noch nie so eine kühle Antwort bekommen. Du bist echt etwas... Besonderes."
Jetzt war es Mira, die lachte. "Schon klar Casanova. Wie viele sind schon auf diese Masche reingefallen?" Sein Mundwinkel zog sich nach oben. "Ein Gentlemen geniesst und schweigt." "Gute Nacht, Speed Racer." Sie stand auf und lief zur Türe. "Hey" rief er ihr nach. In der Türe drehte sie sich zu ihm um. "Du wirst noch sehen, dass ich alles andere als ein Speed Racer bin." Dabei zwinkerte er ihr zu. Mira nahm ihre Tasche auf die Schulte und lief hinaus. "Und da liegt schon dein erster Irrtum."
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Daughter of the Gods - About the Past
FantastikMira hatte bisher nicht sehr viel Glück in ihrem jungen Leben. Ihre Eltern sind gestorben, sie hat wenige Freudne und reisst auf sich alleine gestellt umher. Das ändert sich aber als sie auf den Playboy Max trifft. Mit einem Schalg geriet ihr sonst...