𝑺𝒆𝒙𝒖𝒂𝒍 𝒅𝒆𝒔𝒊𝒓𝒆 | ᵛᵏᵒᵒᵏ

26

Während ich wartete starrte ich hinunter auf das nächtliche Seoul.
Von hier oben, vom 19. Stock sieht alles so winzig aus.
Ich dachte das mehr Leute hier sein würden, wenigstens ein oder zwei Assistenten oder Stilisten, doch außer mir und Taehyung war niemand da.
Unten waren so viele Menschen, doch hier ist niemand.
„Wollen wir anfangen?"
Ich drehe mich zu Taehyung um, der aus dem Badezimmer kommt.
„Wenn du soweit bist" murmle ich und senke den Blick auf meine Kamera.
Das Hans Großer Auftrag ausgerechnet für Taehyung ist wundert mich immer noch. Wie auch nicht, für Taehyung arbeiten bestimmt zahllose Fotografen.
Dennoch stehe ich jetzt hier, mit Taehyung in einem Hotelzimmer.
Ich schüttle leicht den Kopf um die Bilder loszuwerden die sich beginnen in meinem Kopf zu bilden. Das hier ist arbeit, mehr nicht.
Taehyung läuft an mir vorbei zum Fenster, wo er sich leicht anlehnt und zu mir sieht.
Ich setzte die Kamera an und drücke auf den Auslöser.
Klick
„Wie läuft es mit deiner Kollektion?" frage ich, um irgendwie die schwere Stille zu durchbrechen die zwischen uns herrscht.
Taehyung hebt leicht einen Mundwinkel und verändert seine Position.
„Willst du wirklich darüber reden?" fragt er.
Wie kann jemand so gleichgültig aussehen, und dennoch so viel ausstrahlen?
Ich wollte ihn eigentlich fragen was ich hier mache, aber ich habe mich im letzten Moment dagegen entschieden.
Ich arbeite, mehr nicht.
„Ich ertrage die Stille nicht" sage ich gerade heraus und lasse die Kamera sinken.
Da ist es wieder, das Glitzern in seinen Augen.
Dieses Glitzern, das ich nie deuten kann.
Nicht das ich sonst verstehen würde was in Kim Taehyungs Kopf vor sich geht.
„Wie geht es deiner Freundin?"
Ich halte inne.
„Weis sie das du hier bist? Mit mir?"
„Was soll das werden?" frage ich ohne auf eine seine Fragen einzugehen.
Irgendwie scheint er anders als sonst zu sein.
Er fragt sonst nie nach Shin-ah, er ignoriert ihre Existenz sonst völlig.
Taehyung macht einen Schritt auf mich zu.
In seinen Augen lag ein Ausdruck den ich nicht beschreiben konnte doch mit meinem ganzen Sein festhalten wollte.
Ich hob die Kamera und schoss ein Foto nach dem anderen während er langsam auf mich zukommt.
„Fragt sie sich gar nicht wo du bist?" fragt Taehyung und legt eine Hand an meine Hüfte.
„Wir sind noch nicht fertig" sage ich entschlossen. Ich habe eine kleine Vorahnung in welche Richtung Taehyung das hier treiben will.
Taehyung verharrt einen Moment, dann nickt er leicht, dreht sich herum und setzt sich auf das Bett in der Mitte des Raums.
Ich schoss Dutzende Fotos in der nächsten Halben Stunde.
Es fällt mir so leicht ihn zu fotografieren, ich muss nichts anders tun als auf den Auslöser zu drücken. Taehyung ist so fotogen das mehr nicht nötig ist.
„Sind wir jetzt fertig, Herr Fotograf?" fragt Taehyung und steht von dem Stuhl auf, auf dem er saß.
„So ziemlich" sage ich nachdenklich während ich die Foto's grob durchging.
Wofür sollen die Überhaupt sein?
„Ich habe ganz vergessen wie sehr ich das Fotografieren liebe" murmle ich vor mich hin.
Ich schaue auf die Kamera in meinen Händen.
„Willst du wieder zurück in die Szene?" fragt Taehyung mit ungewohnter Neugierde.
„Zurück?"
Nachdenklich drehe ich die Kamera in meinen Händen hin und her.
„Du bist nicht der einzige der weis wie man Google benutzt"
Ich bemerkte erst wie nah Taehyung mir gekommen war als er mich an sich zog.
Mein Hals bot ihm ein gutes Angriffsziel.
„Ich bin mir nicht sicher" murmle ich. Taehyung der leichte Küsse auf meinem Hals verteilt lenkt mir zu sehr ab um einen klaren Gedanken zu fassen.
„Du hast mir meine anderen Fragen noch nicht beantwortet"
Das Bett federte leicht als Taehyung mich runterdrückte.
„Ich habe auch nicht vor zu Antworten" sage ich gerade heraus, dann beiße ich mir auf die Unterlippe.
Das letzte an das ich jetzt denken will, ist meine Beziehung zu Shin-ah.
Taehyung klettert über mich und setzt sich auf meine Mitte, dann beginnt er sein Hemd aufzuknöpfen.
Langsam, ein Knopf nach dem anderen.
Wie kann ein Mensch nur so eine Ausstrahlung haben?
Klick
Taehyung grinste leicht und nimmt mir die Kamera aus der Hand.
„Warum hast du aufgehört?" fragt Taehyung und sieht nachdenklich auf die Kamera.
Ich beiße mir auf die Unterlippe und weiche Taehyungs Blick aus als er zu mir sieht.
„Ich brauchte eine Pause, und aus der Pause wurden zwei Jahre"
Das ist nur ein Teil der Wahrheit, doch ich bekomme die Worte nicht über die Lippen.
Ich drehe den Kopf weg als Taehyung die Kamera anhebt und auf mich richtet.
„Nicht" sagt Taehyung und streicht mit seiner Hand über meine Wange, dann dreht er meinen Kopf sanft wieder in seine Richtung.
Klick
„Dreh dich nicht weg" sagt er leise und legt die Kamera auf den Boden vor dem Bett.
„Wo waren wir? Ach ja"
Taehyungs Grinsen wächst in die Breite als er sich vorlehnt und meinen Hals in Beschlag nimmt.
„Taehyung, das ist echt der falsche Moment" sage ich leise und schiebe ihn leicht an der Schulter von mir weg.
„Warum?"
Die Frage ist so lächerlich, das ich mir ein kleines Lachen nicht verkneifen kann.
„Es kann jeden Moment reinkommen um zu sehen wie das Shooting läuft" spreche ich das offensichtliche aus.
Taehyung zögert keine Sekunde, steht auf und geht zur Tür.
Ich höre das Klicken das Schlosses als er abschließt.
Unser Gespräch scheint beendet zu sein.
„Besser?" fragt er und bliebt neben der Tür stehen.
„Jetzt wird niemand reinkommen" sagt er und schaltet plötzlich die Lichter aus.
Überrascht setzte ich mich auf, nur um gleich wieder von Taehyung aufs Bett gedrückt zu werden.
Ich konnte nichts mehr sehen.
Vielleicht lag es genau daran, dass ich nichts mehr sehen konnte, dass ich jede Berührung von Taehyung so intensiv spürte, dass es mich fast um den Verstand brachte.