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„Wo ist Taehyung?" fragt Jimin am nächsten Morgen. Und ich weiß nicht ob ich es gut oder schlecht finde, dass er automatisch annimmt, dass Taehyung hier übernachtet hast.
„In Toyko."
„Warte, Warte, Warte. Tokyo?"
„Er ist heute morgen geflogen."
Überrascht bleibt Jimin auf seinem Weg in die Küche im Wohnzimmer vor meinem Schreibtisch stehen. „Nach Tokyo?"
„Ja."
„Man, Taehyung ist echt cool. Ich würd auch gern einfach nach Tokyo fliegen."
Jimin sieht mich abwartend an, er wartet darauf dass ich etwas sage, aber ich schweige und konzentriere mich weiter auf meine Arbeit.
„Schade, dass die Semesterferien gerade vorbei sind. Ich würde gern wieder nach Tokyo"
„Im Frühling ist es am schönsten." sage ich und denke dabei an die blühenden Sakura Bäume zu dieser Jahreszeit. Ein Anblick den ich mit ins Grab nehmen werde.
„Sakura Bäume richtig?"
Ich nicke und scrolle gedankenversunken mit der Maus durch meine Order.
Im Frühling vor drei Jahren bin ich für Projekt nach Japan geflogen, mit Jimin der mich begleitet hat. Es war überdurchschnittlich warm am Tag, sodass Abends noch lange eine angenehme Temperatur herrschte.
Gleich am Tag unserer Anreise bin ich alleine raus in die Stadt. Jimin ist im Hotel geblieben an diesem einen Tag.
„Hab's gefunden."
Jimin ist zum Regal an der Wand rübergegangen während ich in Erinnerungen schwelgte und hat eines der Fotobücher heraus gezogen.
„G.C.F in Toyko"
Er kommt rüber zum Schreibtisch, setzt sich auf die Tischkante und schlägt das Buch auf.
Ich sehe an seinem Arm vorbei dabei zu wie er es durchblättert und bei einem Bild relativ in der Mitte stehen bleibt.
„Dass ist mein Lieblingsbild." sagt er und schaut verträumt auf das Bild der Sakura Bäume.
„Wärst du nicht im Hotel geblieben, hättest du es sehen können. Es war weitaus atemberaubender als die Fotografie festhalten kann."
Er sieht zu mir herüber und verengt die Augen. „Erinner mich nicht daran. Ich bereue es schon genug. Du hast wirklich den perfekten Moment erwischt. Die ganze Woche in der wir da waren, waren überall wo man steht und geht einen Haufen Menschen."
Ich nicke zustimmend. Tokyo ist nunmal eine Weltstadt, aber es gibt auch ruhige Plätze die vor den Touristen versteckt bleiben.
Die Reise nach Tokyo ist eine der Erinnerungen die ich in all ihren Farben und Emotionen festhalten will. Es war eine wirklich schöne Zeit.
„Lass uns irgendwann nochmal hin." sagt Jimin, fährt mit der Hand über das Foto und schlägt das Buch dann zu.
„Du hast noch nichts gegessen. Und ich glaube dich auch seit heute morgen um sechs nicht einen millimeter bewegt." sagt Jimin, stellt dass Buch zurück und geht dann in Richtung Küche weiter.
„Lass uns essen bestellen!" Ruft er aus der Küche, keine Minute später. „Der Kühlschrank ist leer."
Der Kühlschrank ist die meiste Zeit leer, also ist dass kein Wunder. „Okay." murmle ich abwesend. Mein Blick geht ins Leere während ich an vieles und auch wieder nichts denke.
Mein Blick fällt auf den Briefbeschwerer auf dem Tisch unter dem ein mir sehr bekannter Umschlag klemmt. Hat Jimin ihn dort hingetan?
Vorsichtig ziehe ich ihn darunter hervor und lese zum zweiten mal den Absender als würde mir das irgendwas sagen.
Intercorp-
Ich drehe den Brief um und ziehe das schwere Papier aus dem Umschlag. „Einladung zur Jahresfeier." lese ich für mich selbst vor und lasse, dann die Augen über den Text darunter fliegen.
Ich war seit Jahren nicht mehr bei den Jahresfeiern. Es gibt keinen Grund warum ich da sein sollte.
Mein Handy auf dem Tisch lenkt mich vom Brief in meiner Hand ab.
Ich kenne die Nummer nicht, hebe jedoch dennoch ab. „Hallo?"
„Hallo, hier ist dass Büro von Jeon Jung-Chul, Vorsitzender Geschäftsführer der Intercorp Gesellschaft. Ist da Jeon Jungkook?"
Ich schließe für einen Moment die Augen und atme tief durch. Was ein Timing.
„Ja, hier ist Jeon Jungkook."
„Guten Tag, mein Name ist Park Minji. Ich bin die Assistentin ihres Vaters und würde gern ein paar Sachen mit ihnen, bezüglich der Jahresfeier besprechen. Passt es gerade?"
Ich sehe Jimin aus der Küche an mir vorbei ins Wohnzimmer laufen und fange kurz seinen Blick auf.
Er bleibt stehen und hebt fragend eine Augenbraue.
Ich will schnell damit fertig werden und was essen.
„Ja, es passt gerade."

„Und du musst also kommen?" fragt Jimin während er mein Glass neu auffüllt. „Ich habe, weiß der Teufel warum, der Einladung zugestimmt. Diese Assistentin so viel geredet, dass ich Kopfschmerzen bekommen habe."
Jimin stellt die Flasche ab und lehnt sich gegen das Sofa. Wir haben einen Esstisch, aber die meiste Zeit essen wir auf dem Boden sitzend am Wohnzimmertisch.
„Sie hat mir auch leid getan. Muss für meinen Vater bestimmt viel machen und planen."
Jimin nickt. „Also gehst du hin?"
„Scheint so."
Ich greife nach hinten nach dem Brief den ich auf's sofa gelegt habe. „Die Jahresfeier findet in Busan statt. Natürlich, der Hauptsitz des Unternehmens ist immer noch in Busan auch wenn der Standort hier in Seoul auch nicht klein zu nennen ist."
Jimin hört mir aufmerksam zu, und nimmt mir dann den Umschlag ab.
„In zwei Wochen. Wirst du mit dem Zug fahren?"
„Ich nehme vielleicht das Auto. Mir ist wirklich nicht nach Zug fahren obwohl es bestimmt schneller geht."
Er gibt ein Brummen von sich und liest sich den Inhalt des Textes zum dritten mal heute durch.
„Gehst du nachhause? Wenn du in Busan bist meine ich."
Ohne zu zögern schüttle ich mit dem Kopf. „Das Haus ist sowieso leer. Soweit ich weiß ist meine Mutter auf dem Land."
Nachdenklich faltet Jimin das Papier und steckt es zurück in den Umschlag. „Junwoon?"
Ich zucke mit dem Schultern.
„Bei seiner Mutter? Oder vielleicht ist er im Haus. Es interessiert mich nicht, ich werde im Hotel schlafen."
Eine kurze Pause entsteht während Jimin über etwas nachzudenken scheint.
„Ich finde du solltest nachhause gehen. Wenn Junwoon da ist, freut er sich bestimmt nicht so allein zu sein."
Ich bin Einzelkind. Jedenfalls war ich das, bis vor ungefähr 6 Jahren, als mein Vater seinen zweiten Sohn mit nach hause brachte. Junwoon ist jetzt zwölf soweit ich weiß. Meine Mutter kann es nicht ertragen wenn er im Haus ist, also verbringt sie ihre Zeit in Seoul oder auf dem Landhaus.
Sie sagt zwar es macht ihr nichts aus, aber Junwoon ist, dass Kind aus einer Affäre und so lieb der Junge auch ist, er erinnert sie kontinuierlich daran.
Es ist nicht so dass meine Eltern sich nicht lieben, denn dass tuen sie. Aber sie verbringen viel Zeit getrennt.
„Er ist vermutlich da."
„Na also, leiste ihm etwas Gesellschaft während du da bist."
„Ich denk drüber nach."
Der Alkohol steigt mir langsam zu Kopf und ich lasse ihn auf die Sofa Polster hinter mir fallen.
„Willst du mitkommen? Meinen Vater ärgern? Du kannst dich ja mit Junwoon vergnügen." murmle ich und reibe mir über die schweren Augen.
Jimin lacht, schüttelt jedoch den Kopf.
„Nein, danke. Nimm doch Taehyung mit. Dass wird deinem Vater auch nicht schmecken. Er weiß schon lange dass ich dein bester Freund bin.
Aber tauchst du dort mit Taehyung auf-."
Er beendet seinen Satz nicht aber ich sehe worauf er hinaus will.
Ein Mode designer, sozusagen ein Künstler. Mein pragmatischer Vater der nichts für Kunst übrig hat, würde es bestimmt ärgern.
„Es ist nicht mein Ziel ihm einen Herzinfarkt zu verpassen. Und ich werde Taehyung auch nicht in meine ganz persöhnliche Familien Soap Opera mit reinziehen." murmle ich, richte mich auf und räume die Verpackungen auf dem Tisch etwas zusammen.
„Meiner Mutter wird es schon genug das Herz brechen, dass Shin-ah und ich uns getrennt haben. Sie mochte sie sehr."
Ich stehe vom Boden auf und gehe mit dem Müll in die Küche wobei ich anfänglich leicht ins Wanken gerate.
„Bring Wasser mit, mir ist schwindelig!" Ruft mir Jimin hinterher.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 10, 2021 ⏰

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 𝑺𝒆𝒙𝒖𝒂𝒍 𝒅𝒆𝒔𝒊𝒓𝒆 | ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt