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„Es ist wirklich schön hier" sagt Taehyung mit verträumtem Blick und sieht sich in dem Café um.
Ich nicke gedankenverloren.
Was ist nur los mit mir, dass ich den Blick nicht von ihm abwenden kann?
„Wohnst du hier in der Nähe?"
Ich tauche aus meinen Gedanken auf und blinzle mehrmals. Es kostet mich einen Moment bis Taehyung's Worte zu mir durchgedrungen sind, dann nicke ich.
„Vielleicht 5 Minuten von hier" sage ich leicht aus dem Konzept gebracht und lasse den Blick über den Tisch schweifen.
Ich griff nach meiner Tasse, nur um festzustellen das ich den Kaffee längst ausgetrunken hatte.
Taehyung nickt langsam und beißt leicht sich auf die Unterlippe.
Ich kenne diesen Blick der auf Taehyungs Gesicht liegt.
„Ich wohne mit meinem besten Freund zusammen, Jimin. Er studiert Tanz an der Uni" sage ich und greife nach dem Wasser das ich bisher nicht angerührt habe.
Taehyung nickt wieder leicht, ohne den Blick abzuwenden.
„Wir kennen und schon eine halbe Ewigkeit, seit der Mittelschule."
Warum rede ich noch?
„Wir haben und kennengelernt weil wir beide ungefähr zur gleichen Zeit nach Seoul gezogen sind"
Ich trinke einen Schluck Wasser und sehe zu Taehyung, der mir aufmerksam zu hört.
„Wo hast du vorher gelebt?" fragt Taehyung nach einer kurzen Pause.
Ich stelle das Glass auf dem Tisch ab und verlagere leicht mein Gewicht nach vorne.
„In Busan" sage ich mit einem keinen Lächeln.
„Das Lustige ist; Jimin ist auch aus Busan hergezogen"
Taehyung verzieht den Mund zu einem schiefen Lächeln, dann streckt er die Hand über den Tisch und deutet mit dem Finger auf mein Wasserglas.
„Darf ich?"
Irre ich mich, oder ist seine Stimme gerade eine ganze Oktave tiefer geworden?
„Klar" murmle ich und beobachte wie er das Glass nimmt und an die Lippen setzt.
Wie kann jemand Wasser trinken, und dabei so aussehen?
Fassungslos öffne ich den Mund ein Stück und schüttle leicht den Kopf.
Das Leben ist wirklich unfair.
„Ist was?"
Taehyung legt den Kopf schief und sieht mich verwirrt an.
Dabei lehnt er sich nach vorne. So weit, dass ich den einzelnen, kleinen Tropfen Wasser sehen kann der ihm aus dem Mundwinkel übers Kinn rinnt.
Ich blinzle mehrmals, lehne mich zurück und schüttle erneut den Kopf.
Eine Weile herrscht einen Angenehme Stille zwischen uns, in der wir beiden unseren Gedanken nach hängen.
Dabei fiel mir auf, wie Gedankenverloren Taehyung aussah, als wäre er gerade ganz so anders.
An einem Ort den nur er kennt.
„Kann ich bei dir schlafen?"
Die Frage kam nicht überraschend, nur die Art wie Taehyung sie stellte lies mich inne halten.
Ich sehe auf und begegne seinem Blick.
Er sieht mich nicht so an, wie sonst. In seinem Blick liegt etwas anderes, etwas melancholisches, etwas das mich ohne zu zögern „Ja" sagen lässt.

Die Wohnung liegt im Dunkeln als ich die Tür aufschließe. Jimin ist also wirklich nicht von alleine zurück gekommen.
„Jimin ist nicht da" sage ich an Taehyung gewandt der hinter mir die Wohnung betritt.
Obwohl er nicht fragte, redete ich weiter.
„Ich sag's dir. Die alte hat recht, Jimin trinkt sich noch zu Tode"
Ich rede mehr mit mir selbst als mit Taehyung, der sich neugierig in der Wohnung umsieht.
Ein Blick auf die Uhr verrät mir das es schon kurz vor 2 ist. Waren wir wirklich so lange im Café?
Abwesend streife ich die Jacke ab und lege die achtlos auf die Couch.
Ich gähne leicht, strecke mich einmal und drehe mich dann zu Taehyung.
Er hatte seinen Mantel an der Garderobe gelassen und kam nun auf mich zu.
Es lag immer noch ein Hauch von Melancholie in seinem Blick, doch er scheint zurück, von wo auch immer zu sein.
„Geht's dir gut?"
Ich hasse diese Frage, im Grunde interessiert nämlich niemanden wirklich die Antwort, dennoch frage ich Taehyung.
Taehyung bleibt vor mir stehen, so dicht das ich seine Atem auf meiner Wange spüren kann.
Ich gebe einen Überraschten laut von mir als er aus dem Nichts seinen Kopf auf meiner Schulter ablegt und hörbar ausatmet.
„Eigentlich nicht. Nein"
Bevor ich überhaupt einen klaren Gedanken fassen kann habe ich schon die Arme um ihn geschlungen und zog ihn an mich.
„Ich will heute nicht nachhause, dort ist niemand"
Ich wusste genau was er meinte, ich kannte dieses Gefühl.

 𝑺𝒆𝒙𝒖𝒂𝒍 𝒅𝒆𝒔𝒊𝒓𝒆 | ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt