Annäherung und Ehrlichkeit

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Lyria
  
Mit einem zufriedenen Seufzen glitt ich in das angenehm kühle Wasser des kleinen Sees, der etwas tiefer im Wald hinter Beorns Haus lag und genoss es mir den Dreck von der Haut und aus den Haaren waschen zu können.

Meine Kleider hatte ich, zusammen mit einer Decke in die ich mich später wickeln konnte, am Rande des Ufers auf einen kleinen Baumstumpf gelegt.

Um nicht die ganze Zeit paddeln zu müssen um über Wasser zu bleiben, schwamm ich ein wenig weiter auf den See zu einer Schwimminsel aus Holz zu, von der Miluna mir erzählt hatte, dass sie diese zusammen mit Beorn gebaut und dort fest verankert hatte. Ich hing meine Arme über dafür vorgesehene glatte Holzstangen und schloss müde die Augen.

Es tat unheimlich gut endlich alleine zu sein, ohne Serafina und Miluna beobachten zu müssen wie sie mit Dwalin und Fili herumschäkerten und auch wenn sich Serafina und Dwalin noch nicht vor uns geküsst hatten, so war es doch nur eine Frage der Zeit bis sie ihre Beziehung offiziell machen würden.

Unwillkürlich musste ich an Thorin denken, an diese eine Nacht in Bruchtal und die als ich Wache hielt und wir uns meine Pfeife teilten. Danach hatten wir viele seltsame Begegnungen zu zweit gehabt, doch uns ausgesprochen hatten wir nie.

Frustriert über meine verwirrenden Gefühle tauchte ich unter Wasser und verharrte dort in einem schwebenden Zustand, der mich irgendwie an das Fliegen erinnerte.

Ich war es nicht gewohnt nicht die Kontrolle über mich und meinen Gefühlszusrand zu haben. Einerseits würde ich Thorin gerne den Hals umdrehen wenn er mal wieder unaustehlich störrisch und uneinsichtig war.

Andererseits sorgte er sich um jedes Mitglied der Gruppe, auch um Miluna, Serafina und um mich. Ich hatte ihm einen Schwur geleistet, ich würde ihm folgen bis er den Erebor zurückerobert hatte. Doch was war dann? Würde ich zusammen mit Serafina und Miluna dort bleiben? Ich wusste das beide vorhatten bei ihren Liebsten zu bleiben und ich würde ihnen diese Entscheidung weder übel nehmen, noch anzweifeln. Doch war ich ein Halbdrache, spätestens wenn ich Smaug herausforderte würde Thorin meine zweite Gestalt sehen und ich war mir nicht sicher wie er reagieren würde. Ein Drache hatte ihm einst alles genommen und auch wenn er mich jetzt akzeptierte hatte ich keine Ahnung wie es nach meiner Offenbarung sein würde.

Unter Wasser war es so still und friedlich und ich blieb lange unter der Oberfläche um nachzudenken ehe ich prustend auftauchte um gierig Sauerstoff in meine fast schon schmerzenden Lungen einzusaugen.

Mit einer Hand wischte ich mir das Wasser aus dem Gesicht um wieder klar sehen zu können, mit der anderen packte ich wieder einen der Holzstäbe und zog mich näher an die Schwimminsel.
Ein Geräusch riss mich aus meinen, immernoch unruhigen und verwirrten Gedanken und ich blickte nach oben. Mein Herz setze einen Schlag aus und ich erstarrte mitten in der Bewegung. Gegenüber von mir, auf der anderen Seite des Holzes befand sich Thorin.

Er hatte sich ebenso wie ich an den Stangen um die Insel herum mit den Armen eingeharkt und seine blauen Augen durchdrangen mich. Sofort überkam mich dieses altbekannte Prickeln und ein wohliger Schauder lief mir über den Rücken. Keiner von uns sagte ein Wort, zu überrascht waren wir beide von der Anwesenheit des Anderen.

Mir wurde bewusst, das ich hier splitterfasernackt mit Thorin Eichenschild in einem See festsaß. Nur das Holz verbarg den Großteil meines und seines Körpers und ich konnte auch nicht zum Ufer schwimmen ohne die Gefahr das er mich nackt sehen würde. Ich musste allerdings zugeben das mir die Anweseneheit des Zwerges sehr viel weniger Ausmachte als in dieser Situation angemessen wäre. Die langen, schwarzen Haare des zukünftigen Königs waren im nassen Zustand noch Dunkler und klebten auf seiner breiten, muskulösen Brust. Um seinen rechten Bizeps wanden sich schwarze Zwergenrunen, die ich nicht lesen konnte und es befanden sich auch einige bleiche Narben, aus vergangenen Schlachten auf Thorins Haut. Die Narben eines Kriegers.. Ich war fasziniert von seinem Anblick und mussterte ihn ohne die sonstige Zurückhaltung und Heimlichkeit.

Von Drachen und ZwergenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt