Er kam immer näher.
Ich stand mitten im Nichts; um mich herum war alles weiß.
Meine langen schwarzen Haare wellten sich über meine angespannte Schultern und ich fröstelte, da ich nur ein weißes Nachthemd trug.
Obwohl er noch gut zehn Meter weit weg stand, roch ich bis hierher, dass er getrunken hatte -und zwar nicht gerade wenig!
Ein dreckiges Grinsen umspielte seine feuchten Lippen, als er bedrohlich näher kam.
"Nein!" wimmerte ich schwach und wich vor ihm zurück, doch sein Grinsen wurde nur noch breiter.
"Nein!" flüsterte ich wieder und schüttelte mit angsterfüllten Augen den Kopf.
Plötzlich spürte ich eine kalte Wand im Rücken.
Er war nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt.
"Ich will dich, Lynn...jetzt!" knurrte er und streckte begierig seine Hände nach mir aus...Mit einem gellenden Schrei auf den Lippen wachte ich auf.
Mein Atem ging schnell und ich brauchte ein paar Minuten, ehe ich realisierte, dass es nur ein Traum gewesen war. Nur ein Traum...
Ich brauchte noch weitere fünf Minuten, bis ich bemerkte, dass ich alleine im Bett war. Prüfend fuhr ich mit der Hand über den freien Platz neben mir, doch das Laken war kalt. Nathanael war also noch gar nicht nach Hause gekommen. Verdammt! Wo trieb mein Freund sich schon wieder herum?! Seufzend setzte ich mich auf die Bettkante und nahm mein Handy zur Hand. Natürlich hatte er sich nicht gemeldet.
Obwohl er bis jetzt doch immer wieder aufgetaucht war, machte ich mir jedes Mal Sorgen um ihn. Da an Schlaf sowieso nicht mehr zu denken war, stand ich auf und ging in die Küche, wo ich mir zuerst einmal einen Kaffee kochte. Meine Finger trommelten nervös auf der Theke herum und mein sorgenvoller Blick haftete fast ununterbrochen an meinem Handy.
Drei Kaffeetassen später saß ich in eine Decke gekuschelt auf der Couch und starrte an die Decke. Regentropfen prasselten von außen gegen die Fenster und das unheimliche Geräusch jagte mir einen Schauer über den Rücken. Plötzlich hörte ich, wie die Haustür aufgestoßen wurde. Blitzschnell sprang ich auf und lief meinem Freund, der gerade zur Tür hereingewankt kam, entgegen. Als ich merkte, wie dicht er war, blieb ich sofort stehen und wartete. Auch er blieb stehen und für kurze Zeit standen wir uns einfach schweigend gegenüber.
"Hast du mich vermisst, Prinzessin?" fragte Nathanael irgendwann mit rauer Stimme und seine grünen Augen funkelten nur so vor lauter Lust. "Ich habe mir Sorgen gemacht." murmelte ich und ein dreckiges Lächeln erschien auf seinen Lippen.
"Ich werde dich alle deine Sorgen vergessen lassen, Babe." knurrte er, während er sich langsam auf mich zubewegte.Aus Reflex legte ich sofort den Rückwärtsgang ein, bis ich dicht an die Wand gepresst da stand. "Nathanael, bitte..." Ich konnte nicht verhindern, dass in meiner Stimme eine gewisse Angst mitschwang. So erleichtert ich darüber war, dass ihm nichts passiert war, desto sehr fürchtete ich mich davor, jetzt hier mit ihm allein zu sein. "Sei still!" zischte er und griff grob nach meinen Handgelenken, um sie über meinem Kopf fest an die Wand zu pressen. Meiner Kehle entfloh ein leises Wimmern und mein Freund schaute grinsend an mir herunter. Seine Blicke zogen mich praktisch schon aus und ich wusste, dass er sich am liebsten einfach auf mich stürzen würde.
Er musterte mich noch einmal gründlich, bis er von mir abließ und mich hinter sich her ins Schlafzimmer zog. "Nathanael, was hast du vor?" flüsterte ich und versuchte, meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Statt einer Antwort stieß er mich von sich, sodass ich jetzt auf dem Rücken in unserem Bett lag. Eilig streifte er sich sein Shirt, sowie seine schwarze Skinny Jeans ab, und krabbelte nur noch mit seiner Boxershorts bekleidet auf mich zu. "Wir werden jetzt Spaß haben, Schatz." zischte er leise direkt in mein Ohr und ein ungemütlicher Schauer durchzuckte meinen Körper. "Hast du Angst?" fragte er spöttisch und setzte sich etwas auf. "Das brauchst du nicht. Solange du tust, was ich dir sage, wird nichts passieren." Ich schluckte schwer, ehe ich meiner Stimme wieder trauen konnte: "Nathanael, ich will das nicht!"
Ohne zu antworten setzte er sich auf meine Hüfte und nahm meine beiden Handgelenke wieder in eine Hand, um sie über meinem Kopf in die weiche Matratze zu drücken. Mit der freien Hand begann er sanft über meine Brüste zu streichen und mir entwich ein ungewolltes Stöhnen. Fuck. Ich wand mich unter ihm und war hin und hergerissen. Ich wollte ja, dass er mich berührte, aber nicht so. Ich wollte das, wenn er nüchtern war.
Von meinen Gedanken war ich so abgelenkt gewesen, dass ich nicht mal mitgekommen hatte, dass mein Shirt mittlerweile seinen Weg in die Zimmerecke gefunden hatte.
Er ließ seine warme Hand sanft über meine Hüfte immer weiter runterwandern, bis er seine Finger vorsichtig um den Bund meiner Schlafhose legte und sie runterzog. Nun lag ich nur noch in Unterwäsche unter ihm und seine Hand, die mittlerweile angefangen hatte, an meinem BH-Verschluss herumzufummeln, entlockte mir immer wieder ein leises Stöhnen, was ihn unverschämt lächeln ließ. "Mach mich stolz, Kleine." knurrte er mit tiefer Stimme in mein Ohr und ich stöhnte abermals auf, als er von meinem BH abließ und sich stattdessen nach vorne beugte, sodass er jetzt komplett auf mir lag. Ich spürte seine nackte Haut auf meiner und eine Gänsehaut breitete sich aus. Plötzlich spürte ich seinen warmen Atem direkt an meinem Hals und ich biss mir auf die Lippe, um nicht schon wieder loszustöhnen. Er begann vorsichtig an einer empfindlichen Stelle zu saugen und nach einer Weile ließ er von meinem Hals ab und betrachtete stolz sein Kunstwerk. "So weiß jeder, dass du mir gehörst. Nur mir." murmelte er mit rauer Stimme und strich wieder über meine Hüften und weiter bis seine Hände auf meinen nackten Oberschenkeln lagen. "Nathanael!" keuchte ich und kniff die Augen zusammen. Ich war hin und her gerissen. Einerseits wollte ich, dass er mir endlich die Unterwäsche vom Leib riss, aber ein großer Teil schrie, dass er aufhören sollte und dass ich das nicht wollte. "Hör auf!" sagte ich und versuchte ihn wegzudrücken.
"Was? Wieso?" fragte Nathanael sichtlich verwirrt und rollte sich sogar ein bisschen von mir runter. Ich nutzte die Chance und bevor ich mir es nochmal anders überlegen konnte, schlug ich seine Hände weg und stand schließlich auf zittrigen Beinen. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und in diesem Moment bekam ich wirklich Angst vor ihm.
"Was soll das?", schrie ich entsetzt.
"Was soll was?", fragte er und schaute mich ernst an.
"Ach man!" Eine Träne lief meine glühend heiße Wange hinunter. "Ich komm mir echt scheiße vor, wenn du in diesem Zustand sowas willst!" - "Vielleicht weil's so mehr Spaß macht...", stellte er in den Raum.
"Ach ja und nüchtern nicht?! Bin ich dir dann nicht gut genug?!" schrie ich.
"Jetzt komm mal runter!" schrie er mich fast an. "Weißt du was; leg dich wieder hin!" - "Nein ganz sicher nicht!" sagte ich und packte in diesen Satz mein letzes Selbstvertrauen.
Mein Mut verließ mich, als er auf mich zu kam.
"Leg dich hin!" rief er fast grob.
"Nathanael, das willst du doch gar nicht! Du bist betrunken!" sagte ich unter Tränen.
Er schaute mich kurz kritisch an, packte mich am Arm und wollte mich ins Bett ziehen.
Ich zerrte dagegen und streifte mir mit der anderen Hand schnell den Morgenmantel über.
"Du bleibst hier!" schrie er.
Warum wachten die Mieter über uns nicht auf und kamen mir zur Hilfe?
Ich weinte aussichtslos.
Ich schaute ihn flehend an, als mich auf einmal seine Hand fest auf der Wange traf.
Ich schrie auf.
Es brannte und wurde ganz warm.
Ich hielt meine Hand an den Wangenknochen und spürte meinen Puls pochen.
Aus Wut holte ich die letzte Kraft, riss mich los und rannte aus dem Zimmer. Im Flur schlüpfte ich eilig in meine ausgelatschten Sneakers und warf mir einen Mantel über. Noch vor der Wohnungstür zerfetzte ich die Kette mit unserem silbernen Anhänger, den er mir einmal geschenkt hatte.
"Ich liebe dich." hörte ich seine Stimme von damals hallen.
Ich zögerte kurz, doch dann rannte ich auf die Straße hinaus ins Dunkel.
Wo sollte ich nur hingehen?
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Merry X-mas 《Sunrise Ave》
FanfictionLynn und Nathanael waren viele Jahre lang ein glückliches Paar. Bis der Alkohol dazwischen kam... Nathanael beginnt zu trinken und verliert im Rausch die Kontrolle über sein Verhalten, sodass es zu Handgreiflichkeiten kommt. Lynn weiß sich nicht m...