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Wir standen uns gegenüber und schwiegen.

Beide mit verheulten Gesichtern.

Kaputt.

Gebrochen.

Verloren.

Er sah so...anders aus, wie zu der Zeit, in der wir glücklich gewesen waren.
Glücklich...

Ich war es schon lange nicht mehr gewesen und ihm ging es da wohl nicht anders.

"Samu..." flüsterte ich mit kratziger Stimme und räusperte mich.

Er sagte nichts, starrte mich einfach nur an.

Wenigstens schaute er mich überhaupt an und nicht durch mich hindurch!

"Ich...es tut mir Leid!"

Es war so schwer, die richtigen Worte zu finden.

Er hatte immer so stark gewirkt.

Und jetzt war er nicht mehr als ein Haufen Elend.

"Ich würde es dir gerne erklären." sagte ich und traute mich, ihm in die leeren Augen zu sehen.

Er nickte nur kurz und schaute mich auffordernd an.

"Nicht hier." sagte ich und lief langsam los. "In Ruhe."

Er folgte mir bis zu Kathis Haus. Immer darauf bedacht, genügend Abstand zwischen uns zu lassen.

Was würde Kathi dazu sagen, wenn Samu plötzlich wieder in ihrer Wohnung stand?

Hoffentlich nichts blödes!

Im Flur stellten wir unsere Schuhe ab und hängten unsere Jacken auf.

"Lynn? Bist du da?" rief Kathi aus der Küche und ich hörte sie näher kommen. "Hast du Samu ges...Samu?!"

Entgeistert starrte sie von Samu zu mir und wieder zurück.

"Was...hab ich was verpasst?!"

"Gar nichts. Ich werde ihm alles erklären."

"Alles?"

"Alles!"

Sie nickte mir mitfühlend zu und verkündete dann, dass sie sowieso dringend zum Einkaufen müsste. Keine zwei Sekunden später war sie zur Tür raus.

Ihr Geldbeutel lag gut sichtbar auf dem Wohnzimmertisch.

So viel zu einkaufen!

Samu folgte mir in Kathis Schlafzimmer und setzte sich dort neben mir auf die Bettkante.

"Also?" murmelte er neugierig.

"Also. Es ist so." seufzte ich und nahm all meinen Mut zusammen. Jetzt nicht kneifen, Lynn!

"Du musst mir glauben, dass das diesmal die Wahrheit ist! Du musst einfach!" flehte ich ihn an und er runzelte kurz die Stirn, ehe er zögernd nickte.

"Die SMS war eine Lüge." fing ich leise an. "Kurz bevor ich sie dir geschickt habe, wollten wir uns eigentlich treffen. Erinnerst du dich?"

"Wie könnte ich das vergessen?" flüsterte er. "Du hast mich sitzen gelassen."

"Nein! Ja, also..." stotterte ich. "Ich wollte kommen. Wirklich! Ich hatte mich sehr darauf gefreut und war schon auf dem Weg zum Café, auf dem Weg zu dir."

"Warum bist du nicht gekommen?" unterbrach er mich mit rauer Stimme.

"Plötzlich stand Nathanael da." seufzte ich.

Bei der Erwähnung meines Ex-Freundes, ballte er seine Hände zu Fäusten und verkrampfte sich.

"Er hat mich wieder bedroht." meinte ich vorsichtig. "Er hat gesagt, dass ich dich in Ruhe lassen soll, weil wenn er mich nicht haben kann, mich niemand haben soll. Und ansonsten würde er dir wehtun."

Das erste Mal sah er hoch, mir direkt in die Augen. Verwunderung lag in seinem Blick.

"Ich hatte Angst vor ihm. Ich weiß, zu was er fähig ist! Ich wollte dich vor ihm schützen..." erzählte ich weiter.

"Ich hatte so Angst, dass ich umgedreht habe und nach Hause gerannt bin. Dann habe ich dir die SMS geschickt, weil ich dachte, danach würdest du mich garantiert hassen. Den Rest kennst du ja..."

Er sagte lange Zeit nichts.

Einfach nur nichts.
Jetzt hast du es endgültig versaut, Lynn!

"Samu? Sag doch was!" flehte ich und eine kleine schillernde Träne rollte langsam über meine Wange und über meinen Hals.

Er schaute mir tief in die Augen.

"Dieses Schwein!" knurrte er.

Ich zuckte nur mit den Schultern.

"I'll kill this idiot! How can he do this?!" Hass loderte in seinem Blick und er stand auf und lief in den Flur.

Panisch rannte ich hinterher.

"Samu!"

Als ich ankam, hatte er schon einen Schuh an und war gerade dabei, den zweiten anzuziehen.

"Samu, nein! Bleib hier! Bitte!" flehte ich ihn an und versuchte, ihn am Arm festzuhalten, doch er entwand sich meinem Griff.

"Let me go, honey." sagte er und lächelte mich kurz an. "Ich will, dass du nie mehr Angst haben musst."

Damit drehte er sich um und ging los.

"Samu!" brüllte ich ihm hinterher, doch zwei Sekunden später hörte ich die Haustür zuknallen.

"Scheiße!" schrie ich, wütend auf mich selbst, in die Stille und schlug wütend mit der Hand gegen den Schrank.

Eilig zog ich mir ebenfalls Schuhe an, verzichtete auf einen Mantel und rannte los.

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Guten Morgen!
Ich hatte das Kapitel gestern schon fast fertig geschrieben, deshalb sorry, dass es erst heute kommt ._.
Yey wir haben jetzt auch endlich Ferien *-*
Bis nachher,
xx Zoe_Sunrise

Merry X-mas 《Sunrise Ave》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt